Mülheim. Eine Mülheimer Grundschule will ein ganz anderes Lernen möglich machen, dafür wird kräftig investiert. Wie weit das Vorhaben gekommen ist.
Man kennt es aus der eigenen Schulzeit: Lange, oft dunkle Gänge, von denen links und rechts die Klassenräume abgehen. Das soll es in der Brüder-Grimm-Schule künftig nicht mehr geben. Die Grundschule in Styrum soll deutlich offener gestaltet werden und wird aktuell nach dem „Münchner Lernhausmodell“ konzipiert.
Nach diesem Konzept werden sogenannte Cluster innerhalb der Schule gebildet. Dies besteht aus vier Klassenräumen, einem Lehrerstützpunkt, einem Mehrzweckraum sowie auch eigenen Toiletten. „Es entstehen Lerninseln, wo man miteinander agiert, wo auch Sichtbeziehungen entstehen“, erklärt Tanja Dyck, die beim Mülheimer Immobilienservice die Projektleitung für die Grundschule übernommen hat.
Vorsichtiger Weg zum neuen Mülheimer Standard
Amtsleiterin Susanne Ehmanns ergänzt: „Es ist nicht alles zugemauert, sondern besteht aus Glas mit Schiebetüren.“ Sitzsäcke und Stehtische laden zum Interagieren auf den Fluren ein. Wie diese Cluster bestückt werden, obliegt dem pädagogischen Konzept der Schule. Möglich ist ein kompletter Jahrgang, aber auch ein Zug von der ersten bis zur vierten Klasse.
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Das Modell kommt in Mülheim erstmals zur Anwendung. „Wir versuchen, es in anderen Schulen auch umzusetzen“, sagt Ehmanns. „Wir müssen gucken, ob andere Schulen von ihrem pädagogischen Konzept her den Weg auch mitgehen wollen“, ergänzt Peter Hofmann, einer der beiden Leiter im Amt für Kinder, Jugend, Schule und Integration. Schließlich müsse das gesamte Zusammenleben neu organisiert werden. „Da gilt es, ganze Lehrerkollegien für zu gewinnen“, so Hofmann.
Mülheimer Grundschule soll vierzügig werden
An der Brüder-Grimm-Schule wird schon seit geraumer Zeit gebaut. Mit dem Ziel, von drei auf vier Züge zu erhöhen. Was auch unter anderem dazu geführt hat, dass die Einrichtung nun nicht mehr an der Zastrowstraße 19-21 liegt, sondern offiziell an der Marktstraße 7. „Dass wir den neuen, barrierefreien Eingang in Betrieb genommen haben, war einer der letzten Meilensteine“, sagt Projektleiterin Tanja Dyck. Ein unübersehbarer Hinweis an der alten Eingangstür weist den Weg zur neuen Pforte: Einmal um die Ecke, bitte!
Aktuell laufen am Ende der Sommerferien die Abrissarbeiten am eingeschossigen Flachgebäude zwischen Haupthaus und Turnhalle. Dort waren im vergangenen Jahr erhebliche Betonschäden an Dach- und Stützkonstruktion aufgetreten. Eine Sanierung hätte sich wirtschaftlich nicht gelohnt.
Feuchtigkeitsschäden: Pavillongebäude bleibt nicht erhalten
Gleiches gilt für das zweigeschossige Pavillongebäude, in dem die OGS untergebracht war. Dort waren Feuchtigkeitsschäden festgestellt worden, weswegen auch dieser Teil seit 2020 auf seinen Abriss wartet. Anstelle beider Gebäude soll ein zweigeschossiger Modulbau entstehen. Der Ersatzneubau wird im nördlichen Teil des Grundstücks, unmittelbar neben der Turnhalle, verortet. Dadurch entstünde ein innenliegender Schulhof „mit einer neuen Schulhofqualität“, wie Dyck betont. Ein entsprechender Baubeschluss steht allerdings noch aus.
Durch die Steigerung der Schulplätze an der Bruder-Grimm-Schule kann die Dependance an der Fröbelstraße aufgegeben werden, genau so, wie es in Bezug auf die Gemeinschaftsgrundschule an der Augustastraße und ihrer Zweigstelle an der Meißelstraße der Fall sein wird.
„Wollten nur den Maler reinschicken“: Turnhalle wurde kernsaniert
Fertig ist mittlerweile die seit 2020 umgebaute Turnhalle. „Wir dachten am Anfang, wir schicken nur den Maler rein“, gesteht die Projektleiterin. Weit gefehlt. Am Ende musste die Halle kernsaniert werden. „Außer den Betonwänden war hier zwischenzeitlich nichts mehr drin“, sagt Edin Gracic, Planungsteamleiter beim Immobilienservice. Die neue Halle in heller Optik sei bei Schulen wie Vereinen auf Begeisterung gestoßen.
Insgesamt verschlingt der Umbau der Grundschule 15 Millionen Euro und ist damit das größte Projekt auf dem Grundschulsektor. Die Leonhard-Stinnes-Stiftung bezuschusst den Mehraufwand für die Umsetzung des Lernhauskonzeptes mit zwei Millionen Euro. Die Stadt wird allerdings in Vorleistung gehen müssen. „Erst nach Vorlage des Verwendungsnachweises und abschließender Genehmigung durch den Wirtschaftsprüfer werden die Stiftungsmittel zur Verfügung gestellt“, heißt es seitens der Verwaltung.
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