Mülheim. Die Dickswall-Baustelle hat den Imbiss-Betreibern böse mitgespielt. Sie schauen zum 65. Geburtstag aber positiv in die Zukunft. Wie sie feiern.

Eine Institution wird 65 Jahre alt. „Hähnchen Becker“, der Traditionsimbiss am Dickswall, wurde im Sommer 1959 von Günther Engler gegründet. Mülheimerinnen und Mülheimer aus mittlerweile schon vier Generationen haben hier ein halbes Hähnchen, knusprige Pommes, ein würziges Schaschlik oder eine scharfe Currywurst verzehrt. Nach eigenen Rezepten hergestellt – und in einem Ambiente, das sich kaum verändert hat. Die rustikale Einrichtung inklusive Stoffblumensträußchen auf den Tischen ist geblieben, auch die drei großen professionellen Rotiss-O-Maten, in denen die Hähnchen gegrillt werden, versehen seit langer Zeit ihren Dienst.

„Die Anzeigetafel über dem Thekenbereich haben wir erneuert, aber auch im alten Stil gelassen“, sagt Dr. Dennis Schmidt von der TUS-Unternehmensgruppe, die unter anderem mehrere Imbiss-Lokale in Duisburg betreibt und das Mülheimer Schnellrestaurant vor genau einem Jahr von Familie Engler übernommen hat. Schmidt und sein Mitstreiter Frederik Dresselmann wollten und wollen „den alten Charme von Hähnchen Becker erhalten“ – ebenso wie die gutbürgerliche und traditionelle Speisekarte.

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Startbedingungen für neue Inhaber des Mülheimer Lokals waren schlecht

Dieser Plan ist auch umgesetzt worden, allerdings waren die Startbedingungen für die neuen Inhaber alles andere als gut. Die Großbaustelle am Dickswall hat ihnen in den letzten zwölf Monaten böse mitgespielt. „Wir müssen leider massive Umsatzeinbußen verzeichnen“, so Schmidt. Die Baustellenplanung sei chaotisch, die Situation vor Ort jeden Tag anders. Die Straße sei mehrfach zugemacht und dann – wegen anderer Arbeiten – wieder aufgerissen worden. Wegen der Beschädigung von Leitungen habe man zweimal Wasser im Keller des Gebäudes gehabt. Und alles dauere einfach unheimlich lange.

Ganze Hähnchen werden in den Rotiss-O-Maten des traditionsreichen Imbiss-Lokals „Hähnchen Becker“ in Mülheim gegrillt.
Ganze Hähnchen werden in den Rotiss-O-Maten des traditionsreichen Imbiss-Lokals „Hähnchen Becker“ in Mülheim gegrillt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Es gab Tage, da standen zwei Bagger direkt vor unseren Schaufernstern. Unsere Kunden mussten über die Schaufeln kraxeln, um in den Imbiss zu kommen“, berichtet Dennis Schmidt. Aktuell müsse man mit zwei Schildern direkt vor dem Eingang leben. Den Parkstreifen vor dem Haus gebe es zurzeit nicht. „Zeitweise konnte und kann man sogar in der Baustelle parken, das ist tatsächlich erlaubt. Aber die Leute trauen sich nicht.“ Weder die Stadt noch die ausführenden Firmen hätten ihnen auf Nachfrage mitteilen können, wann die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden. „Wir hoffen, bald!“, sagt der TUS-Geschäftsführer.

Mülheimer Unternehmensgruppe hält an Konzept des Traditionsimbisses fest

Umso erstaunlicher und erfreulicher sei es, dass es so viele echte Fans von „Hähnchen Becker“ gebe, die dennoch immer wieder vorbeischauten. „Wir sind von unserem Konzept des Traditionsimbisses auch weiterhin überzeugt und machen auf jeden Fall weiter“, erklärt Schmidt. Zumal im August der 65. Geburtstag des urigen Schnellrestaurants ansteht. An welchem Tag genau es eröffnet wurde, kann Vorbesitzer Günther Engler nicht mehr sagen, deshalb laden die jetzigen Betreiber zu einer Geburtstagswoche vom 19. bis 25. August ein. Dann gibt es zwei Dauerbrenner zu minimalen Preisen: Ein halber Hahn kostet 3,49 Euro, die Currywurst nur 1,99 Euro. Man freue sich besonders auch auf Neugierige, die erstmals Leckeres vom Grill und aus der Fritteuse testen wollten. Eine Besonderheit auf der Speisekarte: Immer mittwochs gibt es Hühnerfrikassee.

Das Mehrfamilienhaus am Dickswall, in dem „Hähnchen Becker“ beheimatet ist, soll bald durch einen Fassadenanstrich aufgehübscht werden. Die Genehmigungen von Stadt und Denkmalschutz stehen aber noch aus. Geschäftsführer Schmidt kennt das Schnellrestaurant übrigens noch aus Kindertagen, hat als Junge hier schon gegessen. Günther Engler (89), der das Lokal über Jahrzehnte geführt hat, kommt immer noch freitags her – und bestellt selbstverständlich ein halbes Hähnchen.

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