Mülheim. Endlich ist Badewetter. Auf der Liegewiese am Mülheimer Ruhrstrand stoßen Badegäste aber auf unschöne Hinterlassenschaften: „Überall liegt Kot!“
Schön ist anders: Die Liegewiese am Ruhrbadestrand ist voller Kot, den die Kanadagänse dort hinterlassen. Hinlegen möchte man sich hier nicht - und auch nicht schwimmen gehen. Zahlreiche Tiere haben das Gelände und die Badestelle in Beschlag genommen. Ähnlich wie auch andere frische grüne Wiesen am Fluss (wir berichteten). Kann man sie nicht vertreiben? Wir haben noch einmal nachgefragt bei der Stadt.
Mülheim ist kein Einzelfall, auch andernorts verschandeln Kanadagänse die Seeufer oder Flussauen. Auch, wenn der Kot nur Grünzeug (verdautes Gras) enthält, er vertreibt die Lust, sich niederzulassen. Ein Leser hat an einem der letzten Tage rund 100 Tiere am Ruhrstrand gezählt. „Nicht nur die Wiese ist voller Kot, auch auf der Einstiegsstelle in die Ruhr halten die Gänse sich auf. Wie will man denn die Kinder dazu überreden, an den Gänsen vorbei und über die Kacke zu laufen, um schwimmen zu gehen?“, fragt er. Auch das Wasser vor Ort sei natürlich verschmutzt.
„Aufsichtspersonen passen momentan mehr auf Gänse als auf Menschen auf“
Schade sei es vor allem für diejenigen Kinder, die sich nicht leisten könnten, immer ins Freibad zu gehen. Die Situation an der Ruhrbadestelle sei sehr bedauerlich: „Da richtet die Stadt Mülheim so eine tolle Sache ein und es gibt sogar Aufsichtspersonen. Die passen jetzt allerdings eher auf die Gänse als auf Menschen auf. Man müsste die Tiere vergrämen“, findet der engagierte Mülheimer.
Stadtsprecherin Sindy Peukert erklärt: „Gänse bevorzugen junge, frische Grastriebe, deshalb sind für sie die gemähten Flächen besonders interessant.“ Die Ruhrauenwiesen seien komplett verpachtet an Landwirte. In der Regel würden sie vor dem 15. Juni und nach dem 15. September gemäht, also zweimal jährlich. „In diesem Jahr stellte die Witterung aber besondere Anforderungen an die Landwirte. Aufgrund der ausgiebigen Niederschläge konnten die Wiesen teilweise nicht befahren werden, vermutlich kam es dadurch zu Verzögerungen beim Mähen.“
Mülheimer Verwaltung: Bestand an Kanadagänsen nimmt eigentlich ab
Landschaftswächterin Karin Piek, die ständig in den Ruhrauen unterwegs ist, bestätigt das. „Dort ist noch gar nicht gemäht worden. Deshalb lassen sich die Gänse auf den kurzgemähten Wiesen an den Sportplätzen oder an der Badestelle nieder“, erklärt sie. Unsere Nachfrage ergibt: Gerade eben haben die Landwirte begonnen, ihre Flächen zu mähen. „Vorher konnten wir nicht loslegen, der Boden war zu nass. Wir konnten gar nicht auf die Flächen fahren“, sagt Ortslandwirt Martin Siekerkotte. Er selbst habe vor drei Tagen aber die Bereiche zwischen Ruhrstrand und Mintarder Straße gemäht.
Bereits Mitte Juni hatte sich die Bezirksvertretung 3 (Linksruhr) mit dem Thema beschäftigt. Die Verwaltung erklärte: „Der Bestand der Kanadagänse in Mülheim ist laut landesweiter Zählung rückläufig. Die Anzahl liegt seit 2011 schwankend zwischen 270 und 500 Tieren. Konfliktreich sind Jahre, in denen viele Grünland-Flächen erst sehr spät gemäht werden. Gänse brauchen frisches kurzes Gras und weichen, wenn dies nicht vorhanden ist, vermehrt auf Parkanlagen und Sportstätten aus.“
Kann Mülheim ein „Gänsemanagement“ wie Duisburg durchführen?
Nicht einfach sei es, die Tiere von dort wieder zu vertreiben: „Bei einer Vergrämung fliehen die Gänse zum nächsten geeigneten Ruhe- und Nahrungsplatz. Das ließe sich nur steuern, wenn in unmittelbarer Nähe gleichwertige und ungestörte Flächen für die Gänse vorhanden wären.“ Das war bislang wohl nicht der Fall, könnte durch die nun frisch gemähten Auenwiesen aber gegeben sein. Vielleicht ziehen die Tiere jetzt ja auch freiwillig um...
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Kanadagänse unterliegen laut EG-Vogelschutzrichtline einem besonderen Schutz. Ob zur Reduktion der Population ein „Gänsemanagement“ wie in Düsseldorf und Duisburg (u.a. gezielte Eier-Entnahmen) oder ein „ganzheitliches Konzept für die Vergrämung“ durchführbar sei, werde derzeit durch das Amt für Umweltschutz geprüft. Manche Landwirte bejagen die Tiere wohl auch, nach dem 16. Juli ist das erlaubt – aber nur vom jeweiligen Jagdpächter. In Parks und ähnlichen Grünanlagen ist es wohl nicht gestattet.
„Tägliche manuelle Reinigung ist nicht leistbar“, so die Stadt Mülheim
Könnte eine regelmäßige Säuberung der Wiesen am Ruhrstrand die Situation verbessern? „Eine tägliche manuelle Reinigung ist aufgrund der Flächengrößen nicht leistbar und wegen fehlender personeller und finanzieller Ressourcen auch nicht möglich“, heißt es seitens der Verwaltung. Der Mülheimer SportService hat geprüft, ob betroffene Flächen maschinell gereinigt werden können. „Diese Prüfung hat ergeben, dass die sehr unebene Fläche am Ruhrbadestrand nicht mit Reinigungsmaschinen der MEG gereinigt werden kann, zumal die Maschinen auch zu schwer sind“, so Sindy Peukert.
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