Mülheim. Seit sieben Jahren ist der frühere Promi-Wirt verschwunden. Seitdem ranken sich Spekulationen. Die Polizei nimmt nochmal einen neuen Anlauf.
Er ist gegangen, geblieben sind die Fragen: „Ermordet, gefangen gehalten, entführt, abgetaucht oder Suizid begangen?“ - so fasst der pensionierte Polizist Michael Detscher die Spekulationen zusammen, die sich um den Fall Santo Sabatino ranken. Seit sieben Jahren ist der frühere Promi-Wirt spurlos verschwunden. Jetzt greift die Ermittlungsgruppe Cold Cases beim Polizeipräsidium Essen, in der aktive und ehemalige Polizisten zusammenarbeiten, den rätselhaften Fall noch mal auf. Lässt er sich doch noch klären?
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In der aktuellen Krimi-Podcast-Folge „Pottcast ungelöst“ der Essener Polizei sprechen der „Rentner-Cop“ Detscher und Ermittlungsgruppenleiter Dustin Wisnewski mit Polizeipressesprecher Hendrik Heyer über den Fall. Es gebe schon einige Sachen, „die einen stutzen lassen“, sagt Detscher nach dem Studium der Akte. Von Kontakten ins Milieu, explizit ins Rotlicht-Milieu, ist die Rede, das war bislang offiziell noch nicht bekannt. Auch mit Prostituierten soll Sabatino verkehrt haben.
Verschwunden am Morgen ohne Handy und Papiere
Sabatino verschwand am 20. Juli 2017 in den frühen Morgenstunden ohne Handy und Papiere, aber mit einer Kulturtasche und einer wertvollen Uhr, aus dem Haus seiner Familie am Nachbarsweg in Mülheim-Saarn. Letztmals gesehen wurde er gegen 2 Uhr morgens, als er seinen Sohn hinein ließ. Erst neun Tage später meldete ihn seine zweite Ehefrau im Beisein eines Rechtsanwalts offiziell als vermisst. Erklärt wurde die Verzögerung damit, dass Sabatino regelmäßig für längere Zeit nicht anwesend gewesen sei. Am Tag vor seinem Verschwinden war er aus Wien kommend am Flughafen Köln/Bonn gelandet. Der damals 54-Jährige hatte ein paar Monate zuvor ein Immobiliengeschäft erfolgreich abwickelt und daraus wohl circa eine Million Euro erzielt, sagt Detscher im Podcast.
Sabatino hatte als Gastronom im Ruhrgebiet begonnen, mit Restaurants etwa in Hagen oder dem Teatro am Centro Oberhausen. In Düsseldorf stieg der Mülheimer dann zum Society-Gastronom auf, mit dem Bocconcino, dann dem Rosati und Tino’s Bar.
Mülheimer Vermissten-Fall bei Aktenzeichen XY präsentiert
2019 hatte die Polizei den Cold Case, der in den Akten weiter als Vermissten-Fall geführt wird, in die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY gebracht, auch das brachte keinen Ermittlungserfolg. Es gebe keine weiteren Ansätze mehr, sagte eine Sprecherin danach. Nun nimmt die Ermittlungsgruppe einen neuen Anlauf. In den nächsten Tagen und Wochen würden Personen aus dem Umfeld Sabatinos „nachvernommen“, kündigt Detscher an. Denkbar seien auch weitere Suchmaßnahmen mit Spürhunden.
Gerade das nahe Umfeld des Vermissten bietet wohl noch Anlass für weitere Recherchen, weil die Umstände des Verschwindens Sabatinos so dubios sind. Da sei früher „viel um den heißen Brei herumgeredet worden“, ist heute die Einschätzung von Detscher. Der Promi-Wirt soll auch Geschäfte in den afrikanischen Staaten Sierra Leone und Benin gemacht haben. Auch darüber ist wenig konkretes bekannt.
Polizei sucht über Krimi-Podcast weiter Zeugen
Tatsächlich habe die Polizei erst vor ein paar Tagen noch mal einen frischen Tipp bekommen, erzählt Detscher im Podcast. Ein Mann wollte zur Zeit von Sabatinos Verschwinden einen Mann in einem Waldstück in Düsseldorf mit einem Spaten gesehen haben. Doch habe sich dann erwiesen, dass die Beobachtung ein paar Tage vor dem fraglichen Zeitpunkt gemacht worden sei.
In dem Krimi-Podcast „Pottcast ungelöst“ greift die Essener Polizei ungeklärte Fälle in der Hoffnung auf, auch nach Jahren doch noch Zeugen zu finden, die bei der Aufklärung helfen können. Die können sich unter 0201/829-0 melden. Die ersten beiden Folgen drehten sich um die Cold Cases Annette Lindemann und Pierre Pahlke. Ermittlungsgruppenleiter Dustin Wisnewski sagt: „Den Fall Sabatino vergessen wir nicht.“ Es gilt für alle Fälle.
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