Mülheim. Mitten in der Müga gelegen, besticht die Kirmes in Mülheim durch ihren Standort. Im Vergleich zu früher ist vieles anders, sagt der Platzmeister.

„Gestern“, sagt Peter Stermann und blickt auf sein Smartphone in der rechten Hand, „kam um 20.46 Uhr die Meldung der Feuerwehr.“ Starkregen. Toi, toi, toi - möge das bloß nicht am Wochenende passieren, wenn in der Müga wie jedes Jahr die Mölmsche Kirmes stattfindet. „Das wäre fatal“, sagt Stermann. Der 55-Jährige ist Technischer Leiter des MST-Eventmanagements und Platzmeister der hiesigen Kirmes. „Der Dienstälteste in NRW übrigens, seit 2001“, sagt der fünffache Vater und Doppel-Opa nicht ohne Stolz.

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Strammen Schrittes leitet er über das Kirmesgelände, ganze 26.000 m2, und berichtet von seinen Pflichten vergangener, dieser und kommender Tage. Ganz schön viel gibt es da zu beachten und ständig erreichbar zu sein sowieso. Ist das eher Spaß oder Stress? „Wie wirke ich denn?“, kommt die Gegenfrage zurück, gepaart mit einem Grinsen.

Mülheimer Platzmeister sieht große Unterschiede zu früher

Peter Stermann steuert auf den Getränkestand „Am Förderturm“ zu, ein Traditionsbetrieb aus Moers, mittlerweile in der dritten Generation. Währenddessen berichtet er von den Schwierigkeiten, die die Suche nach Beschickern für den Rummel in diesem Jahr bereitet hat. „Der Personalmangel ist ein großes Problem gerade“, so der Platzmeister. Für ihn beginnt die Mölmsche Kirmes schon weit vor dem Juli. Wer spielt - so nennen es die Schausteller selbst - in diesem Jahr? „Es geht leider nicht mehr so wie früher“, sagt Stermann. „Vieles ist anders, aber vor allem fehlen die Mitarbeiter. Dadurch wird die Suche nach Schaustellern schwieriger.“

Peter Stermann ist Platzmeister der Mölmschen Kirmes. Er kümmert sich um alles, was anfällt.
Peter Stermann ist Platzmeister der Mölmschen Kirmes. Er kümmert sich um alles, was anfällt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das bestätigt Michael Zajuntz. Der 54-Jährige ist in dritter Generation in der Branche tätig. „Wir sind pro Jahr auf 68 Veranstaltungen“, sagt der Schausteller, der neben der mobilen Schänke „Am Förderturm“ auch mit einer Wurst- und Fischbraterei in der Müga „spielt“. Ansonsten habe er in seiner Halle „noch einen Cocktailwagen, einen großen Imbisswagen und einen kleinen Imbisswagen“ stehen. Nur: Das Personal fehlt. „Es gibt genug Kollegen, die Veranstaltungen genau deswegen absagen“, so Zajuntz.

Zajuntz ist in Mülheim doppelt vertreten: „Wir haben Glück“

„Wir haben da noch vergleichsweise Glück, sind ein Familienbetrieb.“ Für die Aufbauten in der Müga, der Getränkeausschank ist von Licht- und Musikanlage gesäumt, hat der Schausteller eine externe Firma engagiert. „Und ich stehe selbst an der Schippe“, nimmt er die Situation mit Humor. „Aber es wird immer schwieriger, gute Leute zu bekommen. Den einen stört der Geruch im Imbiss, der andere will nicht am Wochenende arbeiten. So ist es aber nun mal.“ Dabei zahle Michael Zajuntz eigenen Angaben zufolge mehr als den Mindestlohn. „Aber selbst damit kannst du kaum wen locken.“

Der Ausschank „Am Förderturm“ wird mithilfe einer externen Firma aufgebaut.
Der Ausschank „Am Förderturm“ wird mithilfe einer externen Firma aufgebaut. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ohne Familie würde es auch bei Emely Luxem nicht gehen. Die 57-Jährige räumt gerade ihren kleinen, aber feinen Wagen auf, aus dem heraus sie schon bald mit Unterstützung ihrer Tochter Lilly (16) Dampfnudeln und Crêpes verkaufen wird. „Bei mir gibts die besten auf der ganzen Kirmes“, sagt die Schaustellerin mit einem herzlichen Lächeln. „Ich mache das schon von klein auf, in siebter Generation“, erzählt sie, während sie mit einem weißen Lappen über die schwarzen, runden Eisen fährt. „Ich mag die Kirmes hier. Das Publikum ist nett, der Park ist schön.“

Emely Luxem betreibt einen Crêpes-Stand, mittlerweile in siebter Generation. In Mülheim, sagt sie, ist sie besonders gerne.
Emely Luxem betreibt einen Crêpes-Stand, mittlerweile in siebter Generation. In Mülheim, sagt sie, ist sie besonders gerne. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Höhere Preise auf der Kirmes? Nur, wenn es nicht anders geht

Auf Personal könne sie verzichten, die Preise musste sie zuletzt dann aber doch etwas anheben. „Es geht nicht anders, im Einkauf wird es teurer.“ Mal eben die Nutella im Angebot holen, sei nicht drin. „Ich kann ja nicht einfach in den Discounter oder Supermarkt spazieren.“ Trotzdem achte sie darauf, die Erhöhungen moderat zu halten.

Wer seine Kosten 1:1 auf die Kundschaft umlegt, mache einen Fehler - findet Thomas Grass. Der 36-Jährige ist mit seinem Fahrgeschäft „Breakdance“ aus Duisburg-Beek angereist. Dort hatte das abendliche Unwetter den Rummel vorzeitig enden lassen und den Kirmesplatz aufgeweicht, sodass Abbau und Losfahrt einer Schlammschlacht glichen. „Aber gut, jetzt sind wir hier.“ Mit meist sieben oder acht Mann baue der Wittener Schausteller seine Fahrgeschäfte auf.

Der Breakdance gilt auf jeder Kirmes als eines der beliebtesten Fahrgeschäfte.
Der Breakdance gilt auf jeder Kirmes als eines der beliebtesten Fahrgeschäfte. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Mölmsche Kirmes: Klassiker Breakdance ist dabei

„Das ist einer der Gründe, warum wir unsere Leute halten können“, so Grass. „Dadurch können wir mehr Pausen einlegen und eine angenehmere Arbeitsatmosphäre schaffen.“ Aber das führe eben auch zu höheren Personalkosten, davon soll die Kundschaft aber nichts merken. „Das müssen wir dann eben auffangen.“ Kaum etwas schädige das Geschäft so sehr, wie ein leerstehendes Karussell. „Wenn wir zu teuer sind, will keiner fahren. Und ein Fahrgeschäft lebt davon, dass es voll ist.“

Bleibt nur noch zu hoffen, dass das Wetter hält und der ganz große Regen zumindest für die Dauer der Mölmschen Kirmes ausbleibt.

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