Mülheim. Mit Haydns Schöpfung lieferte Kantor Werner Schepp einen berauschenden Abschluss seines erfolgreichen Wirkens in Mülheim. Die Musikkritik.

Welch beeindruckende Schar an Musizierenden im Altarraum von Kloster Saarn sich doch eingefunden hatte – genauso gut besetzt wie die volle Kirche. 225 Jahre ist nun schon Joseph Haydns Schöpfung alt, doch sie begeistert nach wie vor durch grandiose Musik, mit atemberaubender Tonmalerei im Orchester- und Gesangspart sowie hinreißendem Wort-Ton-Verhältnis.

Von der Aufklärung geprägt, mag manch einem Kirchgänger die textliche Gestaltung zu banal erschienen sein, wohingegen aufgeschlossene Seelen gnädig die Augen verschlossen vor all den (inzwischen entlarvten) Ungereimtheiten im Text – darunter die Darstellung Adams als König der Natur oder das vermeintlich hierarchische Verhältnis von Frau und Mann. Heutzutage zum Glück längst ad absurdum geführt.

Rund 120 Musizierende sorgen in Mülheim für Hörgenuss

Doch niemand hätte auch nur einen Moment die Ohren verschließen wollen, so wundervoll agierten die engagiert Musizierenden. „Es lebe die Musik!“, sollen die Anwesenden der Uraufführung einst gerufen haben – und das johlend-begeisterte Publikum am Sonntagabend wäre mit Sicherheit lautstark eingefallen.

Konzert in der Klosterkirche in Mülheim: „Die Schöpfung“ von Joseph Hadyn wurde unter Leitung von Werner Schepp aufgeführt.
Konzert in der Klosterkirche in Mülheim: „Die Schöpfung“ von Joseph Hadyn wurde unter Leitung von Werner Schepp aufgeführt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Wie berauscht verfolgten alle konzentriert die zwei Stunden dauernde Aufführung mit einer Besetzung, die ungefähr der von 1799 entsprach, um die 120. Eine große Zahl, fürwahr, aber die ist auch vonnöten, um die von Haydn geforderte klangmächtige Musik eindrucksvoll und gleichzeitig einfühlsam zu präsentieren.

Große Sängerschar lässt Haydns gewitztes Werk strahlen

Gleich der Beginn gelingt dem Orchester Harmonie Universelle hervorragend mit Schaudern durch die krass-dramatischen Wechsel der Dynamik: so bombastisch interpretiert Haydn das anfängliche Chaos. In lockerer Folge übernehmen dann die drei Soloparts (Inga Balzer-Wolf, Gregor Finke, Fabian Strotmann) mit Rezitativen und Arien den erzählerischen Part der biblischen sechs Schöpfungstage, denen ein Blick auf Adam und Eva im Paradies folgt. Das versierte Orchester macht trotz leichter Schwächen in den Blechbläsern Haydns ausgeklügelte Tonmalerei zu einzelnen Schöpfungen hör- und sichtbar: da brüllt der Löwe und girren die Tauben.

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Die Highlights aber sind dem riesigen Chor überlassen, der die mitreißende Musik genauso enthusiastisch zum Ausdruck bringt wie es der engagierte und souveräne Dirigent Werner Schepp von ihnen fordert zum Lobpreis Gottes. Zusammengesetzt aus dem Chor im Kloster Saarn sowie der Jungen Kantorei der Chor Singschule Himmelfahrt, lässt diese Sängerschar Haydns gewitztes Werk gewaltig strahlen: ob sanfte Übergänge oder krasse Einsätze, dazu noch polyphon – alles klappt vorzüglich. Respekt.

Mülheimer Kirchenraum wird erfüllt von Gejohle

Zum grandios gelungenen Schluss wird gejohlt, geklatscht, birst beinahe der Kirchenraum vor Jubel, in dessen Mittelpunkt schnell ihr Leiter steht, der offiziell erst im September verabschiedet wird. Ein gelungener konzertanter Schlusspunkt für den verdienten und offensichtlich beliebten Kirchenmusiker Werner Schepp. Danke!

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