Mülheim. Die Störche Georch und Georgine des Mülheimer Künstlers Peter-T. Schulz sind 40 Jahre alt. Ihr Erfinder wurde kürzlich 80 - und hat weiter Pläne.
„Wer einen Vogel hat, ist nie allein“, lautet ein gewitzter Spruch von Peter-T. Schulz zu seinem liebenswerten Storchenpaar Georch und Georgine. Der Mülheimer Künstler ist in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden, seine berühmten Störche sind halb so alt. 1984, also genau vor 40 Jahren, erschien das Bilderbuch über den Glücksvogel Georch, der auszog, um die große Liebe zu finden – nämlich sein weibliches Ebenbild, das er im Kino gesehen hatte: Georgine.
Für die Präsentation des Büchleins, für eine werbewirksame „Storchenreise durch die Republik“, entwarf Petoschu 1984 auch eine Holzskulptur von Georch und stellte ihm zunächst „Tussi“, eine lustvolle weibliche Figur in Herzform, zur Seite. Der Storch kam an. „Noch im selben Jahr wurden in Mülheim 23 drei Meter hohe Storch-Skulpturen aus Holz aufgestellt, sie regelten auf humorvolle Art den Verkehr in der City“, so Peter-T. Schulz. Mancher Autofahrer wird sich an die Verkehrshüter mit den langen Schnäbeln noch gut erinnern können.
Mülheimer Störche waren Hochzeitsgeschenk Nummer 1
Aus der zärtlich-ironischen Bilderbuchstory über Georch wurde eine Erfolgsgeschichte. „Der Storch hatte eine Magie. Einmal dem Buch entsprungen, lebten die Holzstörche ihr eigenes Leben“, berichtet Petoschu. Als Zeichen für Freundschaft und Liebe, Glück, Heimat und Harmonie fanden sie überall in Deutschland Anklang. Sowohl als große Skulpturen Georch, Georgine und Tussi als auch als Tischfiguren, als Spielfiguren, auf Schmuckkarten usw. „Die Störche Georch und Georgine waren lange Zeit das Hochzeitsgeschenk Nummer eins“, berichtet Petoschu schmunzelnd.
Vom Design eigentlich einfach entfalteten die Störche große Wirkung. Der Künstler schuf vier verschiedene Typen, den wartenden, den suchenden, den lachenden und den schmeichelnden Vogel. Er machte ihn zum Topmodel verschiedenster Zeichnungen und Bild-Wort-Kunstwerk, steckte die Störche beispielsweise auch in verschiedene Berufskleidungen. „Wir begannen, die ganze Gesellschaft zu verstorchen“, nennt er es lachend. Georch wurde Werbeträger der NRW-Stiftung, er ließ sich vielerorts nieder – in Kindergärten und Schulen, Krankenhäusern und Sportstätten, im Bundeshaus in Bonn, im Landtag in Düsseldorf, im Kommödchen, bei Thomas Gottschalk, Rita Süssmuth oder vielen anderen Liebhabern und Sammlern.
Mülheimer OB lässt sich von Storch Georch lautlos beraten
Auch international kam Storch Georch rum und machte Furore. Er reiste nach New York, Japaner kamen nach Deutschland, um ihn zu filmen. Er überquerte auch die Elbe in Richtung DDR. Oder reiste im Rahmen eines UNICEF-Projektes nach Madagaskar. Im Rahmen von Schulz‘ Hilfsprojekt „Pit’s Project“ für Kinder landete der Flattermann in vielen Ländern. Das Ziel der Aktion: Nach der Bilderbuchstory „Georgine, wo bist du?“ sollte irgendwann weltweit gespielt und gebastelt werden.
In ihrer Heimatstadt Mülheim siedelten sich die Störche zuhauf an, auch heute noch findet man sie beispielsweise an der Camera Obscura, am Kloster Saarn, im Medienhaus, im Rathaus und am Eingang der Freilichtbühne. Ein kleiner Georch steht seit Kurzem auch auf dem Schreibtisch von OB Marc Buchholz. Georch spreche mit ihm ohne den Schnabel zu öffnen, soll dieser behaupten.
Storchenturm stand über zehn Jahre lang auf Saarner Kirmesplatz
2002 war ein besonders bedeutsames Jahr für Storch Georch. „Eigentlich träumte ich davon, den Storch bei der Landesgartenschau 1992 in Mülheim zu präsentieren, aber das klappte nicht. Zehn Jahre später stellte mir die Stadt dann eine Wiese am Saarner Kirmesplatz zur Verfügung, auf der ich einen 18 Meter hohen, begehbaren Storchenturm errichten konnte, sozusagen als künstlerisches Wahrzeichen für die Stadt und als Schutzpatron des fahrenden Volkes“, erzählt Peter-T. Schulz. Zwei 80-Tonner-Kräne hievten den stählernen Aussichtsturm in die Höhe. Gebaut worden war er in einem beschäftigungspolitischen Projekt von 24 arbeitslosen Jugendlichen.
Der wetterfeste Saarner Georch sollte ein ewig Suchender sein, „der jeden Vorübergehenden einlud, sich Gedanken über sein Leben, seine Umgebung und seine Gefühle zu machen“. Das tat er auch – jedoch nur bis 2014. Dann musste der Turm leider abgerissen werden, er war marode, der Zugang bereits seit 2012 verboten. Die Kosten für eine Rettung waren zu zu hoch.
Ein Wunsch: Mülheimer Störche als Botschafter für Hilfskampagne
„Ich glaube an die Zukunft der Störche“, sagt Peter-T. Schulz heute. Das kann er auch, denn immer wieder legen sich Menschen einen Storch zu. Der Künstler denkt aber vorwiegend an die Idee, die hinter Storch Georch steht: den Glauben daran, dass die Sehnsucht nach Liebe und Harmonie nie versiegen darf. Deshalb will er die Störche erneut durchstarten lassen, er sucht aktuell nach einer Möglichkeit, sie als Botschafter für eine internationale Hilfskampagne losflattern zu lassen.
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