Mülheim. Etwa 16.000 Artikel vertreibt Andreas Rose in seinem Fachgeschäft in Mülheim-Speldorf. Wieso Angler auch aus anderen Städten bei ihm einkaufen.
Angeln ist trendy - und nicht nur etwas für ältere wortkarge Männer. In den Herbstferien hatte Andreas Rose vom Angelbedarf „House-of-Rose“ in Speldorf jedenfalls unglaublich viel Besuch von Eltern und Kindern. „Das Kind will angeln und die Eltern wundern sich, weil es in der Familie bisher gar keine Angler gibt. Also kommen sie her und lassen sich beraten“, berichtet der Ladeninhaber und findet das prima. „Weg von der Konsole und raus in die Natur – das kann nur gut für Kinder sein“, meint er.
Aber auch bei den Erwachsenen – darunter auch immer mehr Frauen – stehe das Angeln von Raubfischen (zum Beispiel Barsch, Zander, Hecht, Karpfen, Lachs, Forelle) oder Friedfischen (Rotauge, Brasse, Schleie, etc.) wieder hoch im Kurs. Vor allem das moderne, das aktive Angeln – auch Spin-Fischen genannt. „Dabei ist man immer in Bewegung. Die Rute in der einen, den Kescher in der anderen Hand und den Rucksack auf dem Rücken - so zieht man los, läuft am Fluss entlang und wirft die Angel immer wieder aus“, erklärt Andreas Rose. Das traditionelle Angeln – sich hinsetzen und warten, bis irgendwann ein Fisch anbeißt – gebe es selbstverständlich noch, aber in den letzten Jahren nehme die Zahl der Spin-Fischer immer weiter zu.
Mülheimer Händler: Streetfishing und Spin-Fischen sind im Trend
Ein ganz neuer Zweig des Angelns ist auch das Streetfishing, das nicht an Seen oder Flüssen im Grünen, sondern im städtischen Raum stattfindet. „Die Leute sind in Häfen oder an innerstädtischen Kanälen unterwegs – etwa im Duisburger oder Hamburger Hafen und im Amsterdam“, berichtet Björn Brandt, Vertriebsmitarbeiter der Angelbedarfsfirma Zebco und oft im „House of Rose“ zu Gast.
Die Kunden von Andreas Rose kommen zwar vorwiegend aus Mülheim, aber auch aus Essen, Duisburg, Oberhausen oder Ratingen – das liegt auch daran, dass derzeit viele Händlerkollegen altersbedingt zumachen. In der Regel sind es Stammkunden, die das Ladenlokal an der Saarner Straße aufsuchen. Man duzt sich, erzählt vom letzten Fang oder sucht nach ganz bestimmtem Angelzubehör. „Ich habe an die 16.000 Artikel im Laden“, erklärt der Chef. Er kennt sie alle und kann zu jedem Produkt etwas sagen. Für welchen Anwendungsbereich es gedacht ist – und für welche Fischart. „Oft muss ich im Gespräch erst herausfinden, für welche Zweck die Kundin oder der Kunde etwas benötigt. Bei der Vielzahl an Produkten können vor allem Anfänger keine Übersicht haben“, erzählt der 44-Jährige. Also ist guter Rat gefragt. „Das hier ist ein echtes Fachgeschäft, wo man noch richtig Beratung bekomme“, lobt Björn Brandt.
Von der Rute bis zu Räucherutensilien - was Mülheimer Shop bietet
Ruten, Haken, Schnüre, Schwimmer, Köder, Gewichte, Kescher, Futterkörbe und Futter (darunter sogar Dips) wohin das Auge reicht – in allen erdenklichen Formen und Farben. Bei Rose gibt es aber auch Kleidung, Handschuhe, Taschen, Materialboxen, Wetterschutzschirme, Räucherutensilien und vieles mehr. Mit Hilfe einer Schnurspulmaschine kann man sich die gewünschte Schnur auf seine Angelrolle spulen lassen. Die Rollen sind in Glasvitrinen ausgestellt. Sie sind vielleicht das wichtigste und teuerste Produkt, das der Angler braucht. „Die Rolle muss leichtgängig, aber auch stark genug für große, schwere Fische sein. Da sollte man schon etwas mehr investieren“, erläutert der Einzelhandelskaufmann.
- Lesen Sie auch: Soll Stadt das Angeln verbieten?
Er hat die Ware in seinen 180 Quadratmeter-Laden nach Marken sortiert. Die heißen etwa Cat Black, Balzer, Quantum, VMC, Zebco oder Rapala - und haben ihren Sitz in verschiedensten Ländern, Auch Shimano, bekannt durch seine Fahrradschaltungen, ist vertreten – produziert Ruten, Rollen, Schnüre und so weiter. Ein wenig verändert hat sich Roses Sortiment durch den Rückgang der Dorsch-Bestände in der Ostsee und während der Corona-Pandemie. „Meeresangeln war ja nicht möglich, also habe ich die Produkte dafür abverkauft und nur noch wenige Artikel da.“ Das soll erstmal so bleiben, aber mittlerweile gehe es wieder los mit den Angelreisen in andere Gefilde. „Norwegen ist gerade ein Riesenthema“, weiß der Händler.
Internetshop des Mülheimers wurde zum dritten Mal gehackt
Was man in seinem Laden nicht bekommt:. Artikel für das Fliegenfischen. Eine Mitarbeiterin ist allerdings begeisterte Fliegenfischerin, geht gerne auf Forellen, und soll nun ein entsprechendes Angebot an Materialien zusammenstellen. Über der Eingangstür hängen große Fotografien, die Angler nach beachtlichen Fängen zeigen. Sie präsentieren Welse, die ungefähr 2,80 Meter lang sind. Diese wurden im Po in Italien gefangen. Für die Wels-Fischerei gibt es zwei große Spezialregale im House-of-rose. „Für die großen, schweren Fische braucht man größere Köder und stärkere Haken und Schnüre. Es ist jederzeit möglich, dass man einen 100-Kilo-Brocken an der Angel hat“, so Andreas Rose.
Von der Decke seines Ladens baumeln Plüsch-Fische. Im Kühlschrank lagern echte Tierchen - Würmer und Maden. Und in einer Gefriertruhe finden sich eingefrorene Köderfische – eine gefragtes Produkt bei Anglern. Es gibt aber auch Nicht-Angler, die im Rose-Laden oder anderen Anglershops vorbeischauen. „Leute, die Würmer fürs Beet, Schnüre für Drachen, Angelstühle für den Festival-Besuch oder Stirnlampen fürs Gassigehen suchen“, weiß Vertriebler Björn Brandt. „Und die Stirnlampe kriegt nicht Herrchen, sondern der Hund aufgesetzt“, sagt Andreas Rose. Einen Internetshop hat er übrigens auch, der allerdings gerade außer Betrieb ist. „Es hat ihn zu dritten Mal jemand gehackt“, berichtet er kopfschüttelnd.
Zum Handel in Mülheim lesen sie auch:
- Was sich hinter dem Mülheimer Troy Outet Store verbirgt
- Großer Händler eröffnet nach Umzug wieder neu
- Möbel Bernskötter: wie das Unternehmen komplett umdenkt
- Leerstand im Rhein Ruhr Zentrum. Worauf selbstständige Händlerin hofft
Mülheimer Ladeninhaber angelt seit er 6 Jahre alt war
Andreas Rose ist selbst passionierter Angler – seit seinem sechsten Lebensjahr. „Mit zehn habe ich den Jugendfischereischein, mit 13/14 die Fischereiprüfung abgelegt“, erzählt er. Sein Vater war Hochseefischer, als Kind pilgerte er selbst aber mit seiner Mutter zum Bach und versuchte, mit einer Kinderrute aus Bambus Forellen zu fangen. „Damals habe ich jede Angelzeitschrift verschlungen und viele VHS-Kassetten über das Fischen angeschaut“, erinnert er sich. In einem Angelladen, den es damals nahe des Hauptbahnhofs gab, tauchte er alle zwei bis drei Tage auf. „Ich wollte den Spezialisten dort zuhören, wollte wissen, was da geredet wird“, sagt der 44-Jährige.
Ebenfalls mit zehn Jahren war er den Angelfreunden Mülheim beigetreten und hatte dort angelverrückte Freunde gefunden, mit denen er später häufig zusammen zur Ruhr marschierte. „In der Ruhr gibt es einen großen Raubfisch-Bestand, viele viele Barsche und einige wenige Zander. Sogar Lachse und Forellen gibt es. Lachse sind aber ganzjährig geschützt und müssen wieder ins Wasser geworfen werden - und Forellen haben eine Schonzeit. Außerdem kann man auch Friedfische wie Rotaugen hier fangen“, berichtet er. Er selbst esse gerne Fisch, höre aber auf zu angeln, wenn er genug beisammen habe. Und natürlich gibt es in NRW auch Regeln für die Angler, die bestimmen, welche Fische sie mitnehmen und welche sie zurücksetzen müssen.
Seit er seinen Laden hat (2015), kommt Andreas Rose weniger zum Fischfang als zuvor. Wenn die Zeit es zulässt, geht er auch gerne mit seiner kleinen Tochter (6) angeln. „Sie hat großen Spaß daran, ohne das Angeln geht es gar nicht“, sagt er. Meist starten die Zwei dann am Campingplatz Staader Loch und werfen die Angelruten an der Ruhr aus.