Neukirchen-Vluyn. Das Neubaugebiet „Auf der Blie“ am Neukirchener Ring geht bald in die Vermarktung. Wo man sich bewirbt und was das Quartier so besonders macht.

Es ist eines der größten Neubauprojekte der Stadt Neukirchen-Vluyn der letzten Jahre, soll größtenteils autofrei sein und wird als „Zukunftsquartier Auf der Blie“ bezeichnet: Die Planung für das Baugebiet „Auf der Blie“ am Neukirchener Ring wird immer konkreter. In den kommenden Wochen startet die Vermarktung des Gebiets, das heißt, Interessenten können sich um Grundstücke bewerben. Besonders ist dabei, dass NRW Urban als Tochter des Landes seit 2021 die Entwicklung und Projektierung treuhänderisch übernommen hat - immer in Absprache mit der Stadt Neukirchen-Vluyn. Der Vorteil: Der kommunale Haushalt wird nicht belastet, alle Kosten für die Erschließung sind durch eine Landesbürgschaft gesichert, die dann durch die Vermarktung der Grundstücke getilgt wird.

Das 3,5 Hektar große Gelände unweit des Neukirchener Ortskerns ist eine der letzten größeren zusammenhängenden Flächen in der Stadt für eine Baulandentwicklung, etwa 140 Wohneinheiten sollen hier entstehen. „30 Prozent davon sind gefördert, das ist eine Voraussetzung des Landes aufgrund des Unterangebots“, erklärt Jonas Schwarz, Projektmanager bei NRW Urban und zuständig für das neue Quartier. „Erklärtes Ziel der Stadt ist es, so wenig Fläche wie möglich versiegeln zu müssen und daher verdichteter zu bauen“, so Schwarz. Geplant sind aufgrund dessen nur sechs Doppelhaushälften und ein freistehendes Einfamilienhaus, dafür aber zahlreiche Reihen- und Mehrfamilienhäuser.

Investoren und Privatleute können sich um Grundstücke bewerben

Der städtebauliche Entwurf für das Quartier. (Foto: NRW Urban)
Der städtebauliche Entwurf für das Quartier. (Foto: NRW Urban)

„Vom Neukirchener Ring werden zwei Stichstraßen in das Quartier führen,“ schildert der Projektmanager. „In den vorderen Bereichen sollen die Mehrfamilienhäuser entstehen, die grün gestaltete und gemeinschaftlich nutzbare Innenhöfe erhalten.“ Richtung Westen, wo das Quartier an Felder grenzt, werden überwiegend Reihenhäuser realisiert. Im Januar startet die Vermarktung, das ist seit einigen Tagen entschieden. „Zum Ende des ersten Quartals soll diese dann weitestgehend abgeschlossen sein“, erklärt Schwarz. Läuft alles planmäßig, geht es im Sommer 2025 an die Erschließung mit Kanal- und Straßenbauarbeiten, gegen Ende des Jahres könnten die ersten Bauherren starten.

Viele Anfragen für die Grundstücke haben sowohl die Stadt als auch NRW Urban bereits erhalten. Wer eines erwerben möchte, muss aber keinesfalls der Höchstbietende oder Schnellste sein. „In Absprache mit der Stadt geht es um andere Kriterien“, erläutert Schwarz. Bei Privatleuten, die Grundstücke für eine der sechs Doppelhaushälften oder das freistehende Einfamilienhaus kaufen wollen, sind soziale Punkte entscheidend. So sollen vor allem junge Familien oder Menschen, die in besonderen Wohnformen, wie altengerechtem Wohnen oder einem Mehrgenerationenhaushalt leben möchten, angezogen werden.

Neubaugebiet: Keine Stellplätze vor den Grundstücken geplant

Für die Reihen- und Mehrfamilienhäuser können sich ausschließlich Bauträger bewerben, die Stadt und NRW Urban ein Konzept vorlegen müssen, wie sie die Entwicklung der Grundstücke nachhaltig, schadstoffarm und zukunftsweisend gestalten wollen. Ein Experten-Gremium entscheidet dann, wer den Zuschlag erhält. „Anschließend können die Bauträger die Wohnungen vermieten oder verkaufen“, erklärt Schwarz. Das Quartier soll an die Fernwärmeleitung an der Lindenstraße angeschlossen werden, alle Bauten werden verpflichtend Photovoltaik-Anlagen auf das Dach bekommen. Das Regenwasser fließt nicht in den Kanal, sondern soll auf die Grünfläche geleitet werden und dort versickern. „Verbindendes Element im Wohngebiet soll der große Quartiersplatz sein“, sagt Schwarz.

Grundsätzlich ist „Auf der Blie“ sehr autoarm angedacht, zwei Quartiersgaragen sind jeweils im nördlichen und südlichen Teil geplant. Auch hierfür werden Investoren und Betreiber gesucht, vorzugsweise solche, die zusätzlich eines der Reihen- oder Mehrfamilienhäuser bauen. Vor den einzelnen Grundstücken soll es keine Stellplätze für Bewohner oder Besucher geben. „Wir wissen, dass dieser Punkt bei vielen die größte Skepsis hervorruft“, so der Projektmanager. Doch das Konzept sei durchdacht. „Es ist problemlos möglich, ans Gebäude heranzufahren, um beispielsweise die schweren Einkäufe oder den neuen Schrank auszuladen.“ Und natürlich seien alle Häuser für die Post, Müllabfuhr, Feuerwehr, Polizei oder den Krankenwagen erreichbar.

2026 soll eine neue Kita eröffnet werden

Zukunftsweisend, so der Experte, sei, dass durch die Quartiersgaragen extrem wenig Durchgangsverkehr herrsche und viel verkehrsberuhigte Fläche, die gerade für Kinder wertvoll sei, entstehe. Die Kleinsten bekommen zusätzlich einen großen Spielplatz. Und bald soll schräg gegenüber der Feuerwehr auch eine neue fünfgruppige Kita kommen, inklusive Kurzparkplätzen, um ein eventuelles Chaos beim Bringen und Abholen abzufedern. „Frühestens im Herbst 2026 könnte die neue Kindertageseinrichtung eröffnet werden“, schreibt der zuständige Kreis Wesel auf Anfrage. „Es gibt noch keinen Investor und auch keinen Kita-Träger“, heißt es weiter. Das Grundstück müssse - ebenso wie der Rest des Quartiers - eben erst noch erschlossen werden. In einem nächsten Schritt werde es dann seitens des Kreisjugendamtes ein Trägerinteressenbekundungsverfahren geben.

Wer sich privat oder als Investor für die Grundstücke im neuen Quartier interessiert, kann sich auf beteiligung.nrw sowie auf der Seite von NRW Urban umsehen, dort finden sich auch alle nötigen Unterlagen. Sobald die Vermarktung beginnt, wird dies auch auf der Homepage der Stadt bekanntgegeben. Alle, die bereits auf einer Interessentenliste stehen, werden ebenfalls informiert, sobald es losgeht. Die Preise für die Grundstücke bewegen sich nach Angaben von NRW Urban auf dem ortsüblichen Niveau für Neubaugebiete, bei zwischen 280 und 330 Euro pro Quadratmeter.