Moers. Die Wählergemeinschaft „Die Grafschafter“ kündigt den Rückzug an. Warum das keine triviale Entwicklung, sondern gefährlich ist. Ein Kommentar.

Die Nachricht ist erstmal eingeschlagen: Die Wählergemeinschaft „Die Grafschafter“ löst sich zum Ende des kommenden Jahres auf. Das ist alles andere als eine triviale Entwicklung. Seit 20 Jahren gehört die Wählergemeinschaft, die als FBG gestartet ist, nun zum politischen Kanon der Stadt Moers.

Eine Gemeinschaft mit dem umtriebigen Fraktionsvorsitzenden Claus Peter Küster, der sicher für viele im Rathaus und in den politischen Gremien unbequem ist. Aber so ist das mit Terriern, es kann schon mal lästig werden. Heute ist es müßig zu fragen, wie sinnvoll es gewesen wäre, neben dem Zugpferd einen anderen starken Kandidaten aufzubauen. Unbenommen ist aber, dass das Wohl der Stadt und insbesondere der Stadtteile für Küster & Co. immer im Fokus stand. Impliziert: eine frühe und dezentrale Beteiligung der Bürgerschaft.

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Es gab durchaus Erfolge. Bei der letzten Kommunalwahl haben die Grafschafter ein veritables Ergebnis von knapp vier Prozent erzielt, hatten zuvor mit dem Bündnis für Moers Regierungsverantwortung, wenn man so möchte. Sicher sind nicht alle Ideen zielführend gewesen, manche haben am Ende den Praxistest nicht bestanden. Klingt es vorgeschoben, wenn sie ihren Rückzug nun vornehmlich auf die Rahmenbedingungen schieben? Vielleicht. Das ändert aber an den Folgen nichts.

Für das gesellschaftliche Gefüge birgt der angekündigte Rückzug durchaus Gefahren. Wählerinnen und Wähler, die sich von den großen Parteien nicht ausreichend vertreten fühlen und sich abwenden, haben eine demokratische Gruppierung weniger, der sie bei der Kommunalwahl ihre Stimme geben können. Das müsste insbesondere SPD, CDU und Grüne wachrütteln: Bei weniger demokratischen Alternativen müssen sie umso deutlicher mit Inhalten überzeugen.