Moers. Kevin Hartwig kritisiert auf seinem Youtube-Kanal einen fragwürdigen Social-Media-Trend. Jetzt rückte auch ein Krankenhaus in Moers in den Fokus.

Es ist ein Trend, der sprachlos macht: Pflegerinnen und Pfleger, die während der Arbeitszeit in einem Krankenhaus, einem Altenheim oder einer vergleichbaren Einrichtung live auf der Social-Media-Plattform „TikTok“ streamen – und sich in Teilen mehr als unprofessionell verhalten. Kevin Hartwig hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kräfte zu entlarven, die jeweiligen Arbeitgeber über das Fehlverhalten zu informieren – und Konsequenzen einzufordern. Seine Videos auf Youtube zum Thema werden tausendfach geklickt, jüngst hat er sich auch mit einem Vorfall im Bethanien Krankenhaus in Moers beschäftigt.

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„Ich bin selbst gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger und habe zehn Jahre lang in der Intensivbranche gearbeitet“, sagt Hartwig im Gespräch mit der Redaktion. Parallel dazu hat er angefangen, selbst in sozialen Netzwerken aktiv zu werden. Dabei hat er über die Zeit beobachtet: „Livestreaming aus Krankenhäusern heraus ist ein Trend geworden. Das ist mir nicht nur einmal aufgefallen, dass Kollegen sich total unprofessionell verhalten.“

Krankenpfleger über TikTok-Trend: „Das geht gar nicht“

Über die Zeit hat sich Hartwig nach eigenen Angaben mit so einigen Fällen beschäftigt. „Da waren Patientengespräche im Hintergrund zu hören oder man konnte Patienten sehen. Neulich hatte ich einen Fall aus Bremen, bei dem sich über psychisch Kranke lustig gemacht wurde“, berichtet er. „Ein ekelhaftes Verhalten, das geht menschlich und berufsethisch gar nicht.“ Seit Frühjahr 2023 veröffentlicht er entsprechende Videos, hat schnell gemerkt, dass das Interesse für das Thema da ist. „Es ist in der heutigen Zeit ein Massenphänomen geworden, ich arbeite aktuell an 15 weiteren Fällen.“ In seinen Videos ist dabei Werbung geschaltet, in der Hartwig selbst aktiv Produkte bewirbt.

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Was bewegt Pflegerinnen und Pfleger zu diesem Trend? „Da habe ich verschiedene Ansätze“, erklärt Hartwig. „Oft ist es wohl Langeweile, die wollen sich die Zeit vertreiben.“ Ein Faktor, der ein „katastrophales Bild“ auf die Pflege werfe. „Grundsätzlich ist es aber wohl ein Generationenproblem. Menschen aus der Generation denken, sie können mit relativ einfachen Mitteln Social-Media-Star werden.“ Eine gefühlte Wertschätzung, die Pflegerinnen und Pfleger oftmals durch den Arbeitgeber nicht erhalten.

Youtuber möchte fragwürdigem Trend entgegenwirken

Häufig seien Reaktionen von Arbeitgebern und Behörden ernüchternd. „Krankenhäuser schicken oft Einheitsmails, in denen es oft heißt, dass man den Fall ernst nimmt und daran arbeitet.“ Passieren würde in den meisten Fällen aber kaum was, so seine Einschätzung. „Den Krankenhäusern ist daran gelegen, die Fälle nicht an die Öffentlichkeit zu bringen.“ Es gebe Kliniken, die nach dem Aufdecken eines solchen Vorfalls Mitarbeitende entlassen hätten. „Die nehmen das wirklich ernst und sind bereit, Konsequenzen zu ziehen. Andere schießen völlig gegen den Wind.“

Hartwig ist wichtig zu betonen: 99,9 Prozent der Pflegekräfte geben ihr Bestes und leiden unter den Querschlägern. „Mein großes Anliegen ist es, über das Thema aufzuklären und es präsent zu machen.“ Er hofft, dass so immer mehr Pflegekräfte darauf achten, dass sowas in ihrer Einrichtung nicht vorkommt. „Man muss dem entgegenwirken.“