Neukirchen-Vluyn. Daniel Buschatz aus Neukirchen-Vluyn ist mit seinem Sohn bis ans Meer gelaufen; und hat Spenden gesammelt. Was es mit dem Abenteuer auf sich hat.

Am Freitag erreichte die Redaktion die Nachricht, dass Vater und Sohn die 359 Kilometer in 13 Etappen geschafft haben und in Norddeich angekommen sind. Mittlerweile sind mehr als 5000 Euro an Spenden eingegangen. Der Weg dorthin war weit und manchmal anstrengend. Aber von vorn: Am Donnerstagmittag hatten Daniel und Niklas Buschatz Greetsiel an der Nordsee erreicht, am Freitag stand die letzte etwa 20 Kilometer lange Etappe nach Norddeich an. Dort wartete der Rest der Familie, bevor es rüber nach Norderney gehen sollte, wo der Urlaub so richtig beginnt. „Das fühlt sich immer noch alles total unwirklich an“, sagt Buschatz. 330 Kilometer haben die beiden dann von Neukirchen-Vluyn bis zur Nordsee in 14 Tagen geschafft, Daniel Buschatz laufend, sein Sohn Niklas im Jogger-Rollstuhl. Ein Vater-Sohn-Abenteuer, das nicht nur spannend ist, weil Daniel Buschatz dabei körperlich an seine Grenzen kommt, sondern auch, weil der 13-Jährige Niklas Epilepsie hat, blind und komplett auf Hilfe angewiesen ist.

Wie die Idee aufkam, weiß Daniel Buschatz gar nicht mehr so richtig. Nur so viel: Am 4. Januar war der Plan gefasst, danach ging es an die Umsetzung. „Wir haben seit fünf Jahren den Reha-Buggy, um Niklas beim Sport machen dabei zu haben“, erzählt der passionierte Läufer, der beim Ausdauersportverein Neukirchen-Vluyn Mitglied ist. „Ich nehme ihn gerne mit beim Lauf durch die Felder“, so der 45-Jährige. „Niklas kann zwar nicht viele Wörter sprechen, aber man merkt ihm an, dass er das total mag, und für meine Frau ist es eine gute Entlastung, wenn wir beiden unterwegs sind.“

Pausen an schönen Orten durften auf der Reise nicht fehlen.
Pausen an schönen Orten durften auf der Reise nicht fehlen.

Durch NRW, die Niederlande und Niedersachsen ans Meer

Auf Norderney ist die Familie schon einmal gewesen, als Buschatz‘ älteste Tochter noch ganz klein war, doch er wollte gerne noch einmal hin. „So stand das Ziel relativ schnell fest“, erzählt er. Er sah nach, ob noch Unterkünfte frei waren und plante dann Etappe für Etappe. „Mit Schmierpapier, Google Maps und tatsächlich auch einem Atlas nahm die Route dann Form an“, schildert Buschatz.

Los ging es am 6. Juli, 14 Tage plante Buschatz für die ganze Strecke ein - jeden Tag ein Halbmarathon. Zwischenstopps machte das Duo unter anderem in Kamp-Lintfort, Wesel, Winterswijk, Arhaus, Bad Bentheim, Meppen, Leer und Emden; Buschatz hatte an jedem Ort Zimmer in Jugendherbergen oder Hotels gebucht. Dass es anstrengend werden würde, merkte der 45-Jährige, der auch schon NRZ-Heimatläufer war, schon nach dem zweiten Tag. „Ich hatte natürlich vorher mein Trainingspensum erhöht und würde schon sagen, dass ich recht fit bin, aber es war dennoch ein Härtetest.“

Anstrengend auch für passionierte Läufer

Am dritten Tag entschied sich Buschatz, nur zu gehen, arge Zweifel, ob seine Beine ihn noch so viele Kilometer tragen würden, plagten ihn. „Am Morgen des vierten Tages fühlte ich mich aber wieder viel frischer und seitdem geht es gut“, schildert der Neukirchen-Vluyner. Das Wetter spielte größtenteils mit, nur einmal wurde Buschatz so richtig nass, während Niklas trocken in seinem Buggy mit Regenschutz saß. „Niklas macht die ganze Reise total entspannt mit, auch die wechselnden Unterkünfte“, sagt sein Vater. Der 13-Jährige hört im Buggy viele Hörspiele oder Musik, am liebsten „Lebenslang Grün-Weiß“, den Meister-Song von Werder Bremen aus dem Jahr 2004. „Zwischendurch darf ich auch mal die Musik bestimmen, kommt aber eher selten vor“, erzählt Buschatz schmunzelnd. Dank seiner frisch angefertigten Orthese konnte Niklas auch bei jeder Etappe einige Meter selber gehen. „Ich laufe dann hinter ihm und schiebe gleichzeitig noch den Buggy.“

Viele Menschen seien ihnen sehr herzlich begegnet, sagt der Läufer. „Kurz vor Nordhorn hatten wir einen der schönsten Momente“, so Buschatz. „Sechs Kilometer vor dem Ziel mussten wir plötzlich einen großen Umweg laufen, weil dort ein Militärgelände war, und so kamen wir an einem Gartencafe vorbei, das eine richtige Oase war und die nettesten Gastgeber hatte.“ Bei Kaffee und Kuchen sei das Entspannung pur gewesen und eine schöne Abwechslung vom anstrengenden Laufen.

Schon über 3700 Euro Spenden zusammengekommen

Das ganze Abenteuer hat Buschatz auch noch mit einem Spendenaufruf für das Kinder- und Jugendhospiz Bethel in Bielefeld verbunden. Seit viereinhalb Jahren ist die Familie dem Hospiz angeschlossen, denn Niklas‘ Krankheit ist lebensverkürzend. Dort verbringen sie auch Entlastungsurlaube, wo Niklas rund um die Uhr betreut wird, aber ebenso Zeit mit seiner Familie verbringen kann, die wiederum auch Aktivitäten ohne ihn macht. „Dort wird einfach unglaublich gute Arbeit geleistet, das hat uns in den vergangenen Jahren sehr oft geholfen“, sagt Buschatz. „Deswegen will ich durch diesen Spendenaufruf jetzt auch mal etwas zurückgeben.“

Dass es so gut läuft, hätte der Neukirchen-Vluyner aber auch nicht gedacht. Auf der Plattform Better Place, wo die Buschatz eine Seite eingerichtet haben, waren am Donnerstag bereits 3700 Euro eingegangen, als Ziel waren 3300 Euro angegeben. „Respekt! Das musst unterstützt werden “, schreibt da ein Spender, während eine andere Spenderin schreibt: „Wir haben euch gestern laufen sehen. Super Aktion, eine schöne Zeit auf Norderney!“

Fast immer gutes Wetter begleitete die beiden auf ihrer Tour Richtung Norden.
Fast immer gutes Wetter begleitete die beiden auf ihrer Tour Richtung Norden.

Spendenscheck wird persönlich übergeben

Auf dem Rückweg von der Nordseeinsel verbringt die Familie – neben Niklas gibt es noch zwei Töchter – auch wieder einige Tage im Hospiz, wo dann auch der Spendenscheck zugunsten lebensbedrohlich erkrankter Kinder übergeben werden soll. „Ich wollte unsere Aktion gerne publik machen, um auch zu zeigen, was man selbst unter schwierigen Begleitumständen alles schaffen kann“, sagt Buschatz über seine Motivation. Wer auch spenden möchte, kann das hier tun.