Moers. In Moers sollten Grundschüler einen angeblich Blinden begleiten. Mütter verhinderten, dass die Kinder mit dem polizeibekannten Mann mitgingen.

Ein Vorfall vor der Meerbecker Uhrschule bereitet zurzeit einigen Moerser Eltern Sorge. Am Mittwochnachmittag hatte ein Mann einige Grundschüler nach Unterrichtsschluss im Umfeld der Schule angesprochen. Wie aus einem Elternbrief der Schulleitung hervorgeht, der auch unserer Redaktion vorliegt, habe sich der Mann als blind ausgegeben. Er habe nach dem Weg zur Römerstraße gefragt und die Kinder aufgefordert, ihn dorthin zu begleiten. Aufmerksame Mütter hätten den Vorfall bemerkt und hinderten die Kinder daran, mit dem Fremden mitzugehen. Der Mann habe den Schulbereich laut Schilderung der Schulleitung im Anschluss umgehend verlassen, „ohne den Eindruck zu hinterlassen, er wäre wirklich blind.“

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Auch die Polizei machte sich vor Ort ein Bild von der Lage. Nach Information durch die Schule hätten Einsatzkräfte den Sachverhalt aufgenommen und einen schriftlichen Bericht an die Kriminalpolizei geschickt. „Im vorliegenden Fall ist die in Rede stehende Person der Polizei bekannt“, sagt Polizeihauptkommissar Peter Reuters auf Nachfrage und ergänzt: „Nach Bewertung der Kriminalpolizei ist hier keine Straftat erkennbar.“ Diese Bewertung sei keine Seltenheit. Verdächtiges Ansprechen von Kindern werde der Polizei auch in Moers regelmäßig gemeldet. Die Polizei nehme jeden Hinweis „sehr ernst und ermittelt entsprechend“, so Reuters. In den meisten Fällen stehe jedoch kein strafrechtlich relevantes Handeln dahinter. Und in manchen Fällen lasse sich die entsprechende Person gar nicht ermitteln.

Kinder vor Moerser Schule angesprochen: Polizei gibt Verhaltenstipps für Eltern

In ihrem Schreiben appellierte die Schulleitung an Eltern, das Verhalten in solchen Situationen noch einmal in Ruhe mit ihren Kindern zu besprechen. Auch in den Klassen solle erneut sensibilisiert werden. Für dieses Vorgehen erntet die Grundschule Lob von Seiten der Ermittler: „Die Uhrschule hat in ihrem Elternbrief den Sachverhalt sehr sachlich dargestellt.“ In den sozialen Medien würden derartige Vorfälle häufig ohne ein weiteres Hinterfragen und ohne Abwarten eines Ermittlungsergebnisses ungefiltert gepostet, merkt Peter Reuters an. „Das löst oftmals unnötige Verunsicherung und Angst aus.“

Die Stadt Moers als Schulträgerin begrüßt die konstruktive und sachliche Herangehensweise der Uhrschule ebenfalls. Auch wenn kein strafrechtlich relevantes Handeln erkannt wurde, „werden wir den Bereich auch als Ordnungsbehörde im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten im Blick behalten“, kündigt Stadtsprecher Klaus Janczyk an.

Die Polizei rät Eltern, sich ruhig und bestärkend zu verhalten und ihrem Kind so das Gefühl zu vermitteln, dass es richtig ist, sich anzuvertrauen. Mütter und Väter sollten aufmerksam zuhören, ohne nachzubohren, und ihrem Kind glauben. Zudem sollten Eltern ihr Kind mit eigenen Worten berichten lassen und ihm keine Antworten in den Mund legen. In akuten Notfällen sollte der Notruf 110 verständigt werden. Auch wenn die Tat schon länger zurückliegt, sei es richtig, die Polizei zu informieren.