Moers. Wegen der Baustelle an der Filder Straße fahren Pendler und Elterntaxis den Umweg durchs Wohngebiet. Bewohner berichten von etlichen Ärgernissen.

Als der Transporter angerollt kommt, muss das Großraumtaxi in eine der wenigen Parklücken ausweichen, auch die Fahrzeuge dahinter müssen Platz machen. Vor Ort ist nach kurzer Zeit ersichtlich: Als Hauptverkehrsachse taugt die schmal bemessene Sedanstraße kaum. Dennoch sind in den vergangenen Wochen ungewöhnlich viele Autofahrerinnen und -fahrer durch das Wohngebiet in Moers-Vinn gerollt. Teilweise weisen sogar Navigationsgeräte und -apps den Weg über die Sedanstraße. Seit der Sperrung der Filder Straße berichten Anwohner von einer großen Belastung – für den Verkehr wie auch für die eigenen Nerven.

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Wenn morgens der Berufsverkehr anrollt, sei die Nacht für viele der Bewohnerinnen und Bewohner an der Sedanstraße vorbei. „Ab fünf Uhr kann ich kaum noch schlafen“, sagt Ludger Empelmann. Er ist einer von zwölf aufgebrachten Nachbarn, die sich mit unserer Redaktion an der Straße getroffen haben, um das Verkehrschaos zu demonstrieren. Die derzeitige Situation habe den Moerser – auch abgesehen vom Schlafentzug durch Hupkonzerte, laute Musik und gegenseitige Beschimpfungen von Verkehrsteilnehmern – mehrmals in missliche Lagen gebracht. Ludger Empelmann berichtet von gefährlichen Situationen beim Ausparken, Wortgefechten bei der Konfrontation von Rasern und sogar Schäden am eigenen, am Straßenrand geparkten Fahrzeug. Sein Nachbar Jürgen Geyer gibt ebenfalls an, bereits Opfer einer Verkehrsunfallflucht geworden zu sein: „Den Schaden übernimmt die Vollkaskoversicherung, aber dafür wird meine Prämie erhöht.“

Viel Verkehr in Moers-Vinn: Stadt hat „Anlieger frei“-Regelung eingeführt

Spätestens durch die Häufung der Unfälle an der Sedanstraße sei den Anwohnern „der Kragen geplatzt“. Mit mehreren Schreiben haben sie sich an die Stadt Moers gewandt. Forderung der Nachbarinnen und Nachbarn: Die Installation mehrerer Kunststoffbodenwellen auf der Fahrbahn, um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu reduzieren und die Beschränkung der Straßennutzung auf Anlieger.

Zumindest dem zweiten Wunsch ist die Verwaltung am vergangenen Freitag nachgekommen. Seither weisen Schilder für die Spichernstraße, Dr.- Karl-Hirschberg-Straße, Düppelstraße und die Gartenstraße von der Filder Straße kommend ein Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge aller Art aus. Damit sind alle Nachbarstraßen der Sedanstraße von nun an nur noch für Anlieger freigegeben. „Die Verwaltung strebt an, mit diesen Maßnahmen die von Polizei und Anwohnenden geschilderte aktuelle Verkehrs- und Gefährdungssituation zu verbessern bzw. zu entschärfen“, erklärt Thorsten Schröder, Pressesprecher der Stadt Moers. Die Installation von Schwellen lehnt die Stadt dagegen aus mehreren Gründen ab. Unter anderem behindern Bodenwellen Rettungsdienste und Winterräumfahrzeuge und seien gefährlich bei Dunkelheit und Glätte. „Die Erfahrung zeigt auch, dass zwar im unmittelbaren Bereich der Schwellen langsam gefahren wird, jedoch danach direkt wieder beschleunigt wird“, sagt Schröder.

Neue Durchfahrtsverbote in Moers: Anwohner haben Zweifel an Wirkung der Maßnahme

Die Stadt habe sowohl im April als auch im Mai Geschwindigkeitskontrollen mit der eigenen Semistation an der Sedanstraße durchgeführt. Der erste Durchgang zwischen dem 10. und 12. April ergab 13 Tempoverstöße bei etwa 3000 gemessenen Fahrzeugen. Im Zeitraum vom 6. bis zum 10. Mai wurde nur einer von rund 6000 Verkehrsteilnehmern geblitzt. „Die Verwaltung wird die weitere Entwicklung der Verkehrssituation beobachten und sich hierzu mit der Polizei Moers austauschen. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung können weitere Geschwindigkeitskontrollen veranlasst werden“, stellt der Stadtsprecher in Aussicht.

Weil der Blitzer auf der gerade verlaufenden Fahrbahn platziert worden sei, wäre er für Autofahrer gut einsehbar gewesen, meinen Yvonne und Markus Niewerth: „Kaum war der Blitzer abgebaut, wurde wieder gerast.“ Auch mit Blick auf die neue „Anlieger frei“-Regelung will unter den Anwohnern keine wirkliche Euphorie aufkommen. „Mal sehen, ob die Maßnahme Wirkung zeigt“, zeigen sich die Niewerths skeptisch. „Wenn ich nicht genug Personal habe, um ein Verbot zu kontrollieren, dann wird es schwierig.“ Ein anderer Anwohner meint, das nun ausgewiesene Verbot für Fahrzeuge aller Art sei nicht die richtige Wahl gewesen: „Das ist doch das falsche Schild. Was ist denn jetzt mit den Radfahrern und Schulkindern?“ Seiner Auffassung nach hätte die Stadt lediglich Kfz und Motorrädern die Durchfahrt verbieten sollen.