Kamp-Lintfort. Drei Umzüge in nicht einmal zwei Jahren hat Anne Schary hinter sich. Aber jetzt, sagt sie, ist sie angekommen. Und alle Kisten sind ausgepackt.
Die Künstlerin und Goldschmiedin Anne Schary blickt gerade auf turbulente Zeiten zurück. Drei Umzüge in nicht einmal zwei Jahren – das schlaucht. „Ich bin gerade sehr gut im Wegwerfen“, sagt sie, und mittlerweile kann sie auch wieder lachen. Das war nicht immer so.
Anfang 2020 hat sie ihr Atelier auf dem Kamper Berg aufgegeben. Im September 2020 ihr neues und größeres in Rheurdt eröffnet. Im November kam der Lockdown, kurz danach gab es Probleme mit der Vermieterin wegen Hund Smilla. Zum Jahresende war das Atelier wieder dicht. „Dabei lief es da gut. Ich musste sogar zukaufen, um den Laden zu bespielen.“ Am Ende nützte es nichts.
Jetzt sitzt sie zufrieden in ihren Räumen an der Moerser Straße in Kamp-Lintfort, die anders als geplant nun eine reine Galerie sind. „Es ist ein bisschen außerhalb, aber ich bin präsent“, findet die 56-Jährige. Es sind kleine Räume, aber alles „ist auf das Wesentliche reduziert“. Selbst die Öffnungszeiten: donnerstags von 11.30 bis 18 Uhr hat sie regulär die nierenförmig verglaste 50-er-Jahre-Tür geöffnet. Freitags und samstags kommt sie nach Kamp-Lintfort nach Terminvereinbarung.
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Ursprünglich wollte sie hier auch ihre Goldschmiedewerkstatt einrichten. Aber dafür ist es dann doch zu klein in dem Lädchen neben dem Testzentrum. So entstehen ihre individuellen Schmuckstücke in ihrem Moerser Zuhause. Mit ihrem Maler-Atelier, das sonst dort beheimatet war, ist sie in den Schirrhof gezogen. Ein Ringtausch, der sich als gut erwiesen hat, wie Schary findet. „Ich habe jetzt eine zeitlang jeden Tag im Schirrhof gearbeitet und dabei gemerkt, wie wichtig diese Arbeit für meine Psyche ist.“ Warum dann nicht auch mit dem Schmuck in den Schirrhof? „Das hat brandschutzrechtliche Gründe. Ich arbeite dabei ja mit Flammen und Hitze. Ich hätte zwar eine Ausnahmegenehmigung bekommen können, aber wenn ich mir vorstelle, durch einen dummen Zufall brennt meinetwegen ein denkmalgeschütztes Gebäude ab, nee, das fühlt sich nicht gut an.“ Außerdem, fügt sie hinzu, kann man bei den Goldschmiedearbeiten auch abends noch mal ein Stündchen schnell dranhängen. Das gehe bei der Malerei nicht.
Dass die Umzüge und die Corona-Zeit ohne Ausstellungen was mit Anne Schary gemacht haben, sieht man auch an ihren Bildern. War früher ihr Lieblingsmotiv, der Baum, eher von harmonisch runden Formen charakterisiert, gibt es jetzt Zacken und scharfe Linien. Oder gar keinen Baum. Sondern eine Collage mit alten Fotos. Die stammen von ihrer verstorbenen Tante. „Das war ein ganzer Wust. Das konnte ich nicht einfach wegtun. Da steckte ja ein ganzes Leben drin.“ Eines, das ihr Trost gab, denn die 94 Jahre alte Tante hatte viel erlebt, was nicht schön war. „Aber es zeigte auch: Es geht weiter, es wird besser. Wirtschaftswunderjahre, die erste Waschmaschine. Da habe ich mir gesagt: Beruhige dich, es wird auch jetzt in diesen komischen Zeiten weitergehen.“
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Jetzt ist Ordnung eingekehrt
Die Zeit der Unordnung – nicht nur der äußeren, sondern auch der inneren – sei vorbei. „Es hat Momente der totalen Erschöpfung gegeben“, gibt Schary zu. Aber nun sei sie angekommen in den neuen Räumen. „ich habe die Möglichkeit, Schönes zu erleben, das erfüllt mich mit Freude und erfreut auch die Leute. Hier gibt es eine Pause vom Alltag.“ Und es gibt endlich wieder das, was jeder Kreative braucht: Rückmeldung auf das, was entstanden ist. „Ein Bild ist erst dann fertig, wenn es betrachtet wird“, sagt Anne Schary gerne. Das geht ja jetzt wieder.
>>> KONTAKT
Die Galerie von Anne Schary ist zu finden auf der Moerser Straße 373 in Kamp-Lintfort. Geöffnet ist nur donnerstags von 11.30 bis 18 Uhr. Nach Terminabsprache ist Anne Schary auch freitags und samstags vor Ort. Sie ist zu erreichen unter 0176/ 81 16 88 69 oder via kunst@anneschary.de. Für Gespräche über individuelle Anfertigungen gibt es einen gemütlichen Raum hinter der Galerie.
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