Moers. Mitglieder des Technischen Hilfswerks Moers helfen im Katastrophengebiet. Teile ihres Einsatzortes am Flüsschen Swist sind verwüstet.
Wenn sich die Helfer des Technischen Hilfswerk (THW) aus Moers am Ende eines langen Einsatztages treffen, lassen sie ihn noch einmal Revue passieren. Es sind Bilder der Verwüstung, die ihnen dann nachgehen. Seit Donnerstag sind die Helfer aus der Grafenstadt im Süden des Landes in den Überflutungsgebieten im Einsatz, etwa in Heimerzheim im Rhein-Sieg-Kreis. Dort hat das Unwetter aus dem üblicherweise zwei Meter breiten Flüsschen, das sich durch den Ort schlängelt, einen breiten Strom mit großer Zerstörungskraft gemacht.
Michael Jansen, Fachberater und THW-Kreisbeauftragter, zeigt zusammen mit Matthias Eicheler, dem Gruppenführer für die Notversorgung, die Einsatzfotos: „Die Überschwemmungen haben Türen an Decken hochgeklappt, Stühle mit Wucht in der Wand verhakt, Rüben aus Feldern gerissen und auf Zäune gespießt. Brücken sind einsturzgefährdet und müssen mit Lasern überwacht werden.“ Nach Auskunft der federführenden Polizei Köln sind im gesamten Kreisgebiet bislang neun Tote zu beklagen, am Dienstagnachmittag wurden noch 31 Menschen vermisst.
Alles fing am Mittwoch der vergangenen Woche vergleichsweise harmlos mit einem Ruf der Kreisleitstelle Wesel an: „In Krefeld-Willich haben wir den Wasserstand gesenkt, damit es nicht ins Industriegebiet Münchheide abläuft“, erklärt Jansen. Zunächst sah alles nach kurzkräftigem Regenschauer aus – ein Routineeinsatz.
Alarmruf geht um 3.43 Uhr ein
„Am Donnerstag um 3.43 Uhr ging dann unser Alarm an“, berichtet Jansen. Die Kreisleitstelle gab das Signal: „Wir wurden über unsere Alarmgeräte und per Mail informiert.“ Sofort rückten die Moerser THWler mit der Dinslakener Ortsgruppe aus. Die Ortsgruppe Moers ist seither mit acht Helfern in der Tagschicht und weiteren acht Helfern in der Nachtschicht im Dauereinsatz. Ein Teil bleibt abends dort, andere fahren zurück, übernachten lieber zu Hause. Alle handeln unentgeltlich und sind von ihrer Hauptberufstätigkeit freigestellt.
Seit Dienstag helfen die Moerser in Odendorf, wie Heimerzheim ein Ortsteil der Gemeinde Swisttal. Dorthin haben sie ihre Hochleistungsgeräte mitgenommen wie Hochdruckpumpen, die minütlich 20 Liter fassen, meterlange Schläuche und Räumungsfahrzeuge. Trinkwasser muss aufbereitet, Gebäude wie Möbelhäuser und Rohbauten müssen leergepumpt, Wege freigeräumt, eine Burg vorm erdrückendem Wasser erlöst und Menschen gerettet werden. Eine Schicht dauert oft zwölf Stunden. Im Wasser ist der Boden durch den Schlick enorm rutschig. Einen Toten haben die Moerser geborgen, berichtet THW-Chef Jansen und ergänzt, dass seine Kameraden damit rechnen, weitere zu finden, wenn das Wasser zurückgeht. Harald Auding, der seit 25 Jahren als Zugführer tätig ist, sagt, dass die Schicksale die Helfer berühren. Sie sprechen viel miteinander, nehmen auch die Seelsorgerhilfe an.
Räumungs-, Bergungs- und Wasserschadenfachgruppen sind unter anderem im Katastrophengebiet vor Ort. „Tagsüber werden die Bewohner in ihre Häuser gelassen, manche Gebiete sind noch gar nicht komplett erschlossen“, erklärt Gruppenführer Matthias Eicheler. „Die Anteilnahme ist riesig, Menschen bieten Kaffee für alle an. Die Zuversicht, die zerstörten Gebiete mit allen Kräften wieder aufbauen zu können, stimmt uns alle hoffnungsvoll.“
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Das 155 Mitglieder starke Moerser THW-Team hilft ehrenamtlich, sei es bei der örtlichen Unterstützung der Feuerwehr, bei Martinsumzügen, Baumwässerungen im Auftrag der Stadt Moers, Auslandseinsätzen wie 2020 beim pakistanischen Schneelawinenunglück, bei Überflutungen 2013 an der Elbe oder nun bei der Hochwasserkatastrophe.
Der Moerser Ortsverband, der seinen Sitz an der Homberger Straße 250 hat, sucht neue Mitglieder: „Wir sind eine altersgemischte Gruppe ohne Altersbeschränkung, jeder Herkunft und jeden Geschlechts und treffen uns immer donnerstags von 17.30 bis 21 Uhr. Wir bilden aus und bieten die Möglichkeit, einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren“, sagte THW-Kreisbeauftragter Michael Jansen.
Mehr Informationen auf www.thw-moers.de.