Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort stellen Studierende der Hochschule Rhein-Waal im Schirrhof Fotos und Drucke aus. Zu jedem Format gibt es eine Geschichte.

Mitten im Raum hängen Porträts von der Decke – die Menschen auf ihnen tragen schwarze T-Shirts mit bunten Botschaften. Dass das hier ein Pferdestall auf dem alten Zechengelände in Kamp-Lintfort war, lassen die Kunstwerke der 13 Studierenden aus dem Studiengang Kommunikation und Design der Hochschule Rhein-Waal nicht erahnen.

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„A Young Generation“ ist der Titel einer Ausstellung des Fotografie-Seminars, welche die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der jungen Generationen zeigt. Unterstützt wurden die Jugendlichen von der Berliner Künstlerin Valerie Schmidt. So unterschiedlich wie die Motive ist auch die Umsetzung der Fotos, die über das Wochenende ausgestellt wurden.

Nicht nur als Bilder im Rahmen, sondern auch an der Wand projiziert, in Magazinen gedruckt oder in 3-D aus Papier nachgebastelt, füllen sie den Raum. Die Themen sind vielseitig: Fluchtgeschichten, Selbstwahrnehmung und der Interneteinfluss für junge Menschen. Die Studierenden standen ebenfalls bereit, um ihre Abschlussarbeiten zu erklären.

Es sei der perfekte Platz für die Ausstellung, findet Susanne Rous von der Stadtverwaltung Kamp-Lintfort, denn der ehemalige Pferdestall im Schirrfhof „ist heute Kulturstandort und Begegnungsstätte, bei der jeder willkommen ist.“ Das passt, denn die Hälfte des Kurses kommt aus aller Welt, weshalb auf Englisch gearbeitet wurde.

Bei der Ausstellung in Kamp-Lintfort gab es auch dreidimensionale Objekte wie diesen Künstler zu sehen.
Bei der Ausstellung in Kamp-Lintfort gab es auch dreidimensionale Objekte wie diesen Künstler zu sehen. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

So hat Trung Duc Le, der aus Vietnam kommt, den Joballtag von Vietnamesen in Deutschland mit seiner Kamera festgehalten hat. Der 29-Jährige will „zeigen, dass sie genau so arbeiten, wie alle anderen und ein ganz normales Leben führen wollen, auch wenn einige keine besondere Schulbildung haben“, erklärt er. Für sein Werk „Êvèrýđây“ war er in ganz Deutschland unterwegs, hat sie fotografiert und dann mit dem Kurs festgelegt, die Bilder in verschiedenen Größen und unterschiedlich platziert in einem Buch festzuhalten.

Von den Gruppengesprächen hat auch Olivia Göbelt profitiert. „Für viele ist das hier die erste Ausstellung und deshalb sind wir alle aufgeregt“, sagt sie zu Beginn des Abends. Ihre Arbeit „Two worlds in contrast“ zeigt, wie der Name schon sagt, zwei verschiedene Welten von Menschen. „Es sind zwei mit gleichem Alter und sozialem Hintergrund, doch er ist Punk und draußen unterwegs, sie Krankenschwester in ihrer Wohnung.“ Die zwölf schwarz-weiß Aufnahmen hat sie gemischt in einem Schrank platziert.

Die Arbeit von Nina Skornia heißt: „Ändere deine Sicht“

Auf einem Sockel in der Ecke steht eine etwas andere Arbeit. Nina Skornia präsentiert ihr Werk „Ändere deine Sicht“ themengerecht digital. Ein Instagram-Account zeigt das Leben ihrer Schwester von der unbeschwerten Kindheit, bis zum Erwachsenwerden mit Schönheitsdruck, der durch soziale Medien verstärkt wird. „Es trifft auf alle zu“, sagt Skornia, als sie das Profil durchscrollt. „Überall gibt es Filter und die Möglichkeit sich zu perfektionieren. Ich will zeigen, dass man zufrieden mit sich selber sein muss, so wie ich es auch meiner Schwester beigebracht habe.“

Ihre Mutter ist extra aus Bayern für die Ausstellung angereist und freut sich: „Ich bin positiv überrascht, denn hier sind jetzt schon ganz tolle Künstler dabei. Sie haben sich sehr ins Zeug gelegt und die Sicht der Jugend festgehalten.“ Das sieht die Lehrbeauftragte genauso. „Es war wichtig, dass wir meistens Präsenz-Unterricht hatten“, weiß Valerie Schmidt, die seit 2015 Lehrbeauftragte an der Hochschule Rhein-Waal ist.

Botschaften auf T-Shirts zeigen Probleme der 16- bis 21-Jährigen

„So konnte man richtig zusammenarbeiten, denn Fotos sind eigentlich ein stilles Medium.“ Deshalb habe sie das Thema recht offen gehalten, sodass sich die Studierenden frei entfalten konnten. Mit Erfolg, denn ihr Fazit lautet: „Es sind sehr schöne und definitive Aussagen, die in dieser Ausstellung perfekt miteinander kommunizieren.“ Und die bunten Botschaften auf den schwarzen Shirts? Sie zeigen Geld, Plastikmüll und Verantwortlichkeit – alles Probleme, die die abgebildeten Personen im Alter von 16 bis 21 Jahren beschäftigen, so die Künstlerin. Die Botschaft von Jenna Lehmanns Abschlussarbeit zieht sich durch den gesamten Raum - „Erwachsenwerden ist scheiße“.