Moers. Die steigenden Lebensmittelpreise bereiten Kunden und Händlern Sorgen. Bei Edeka Sorgi in Moers werden einige Produkte bereits weniger gekauft.
Ingrid und Jochen Vierbaum überlegen zweimal, was sie in ihren Einkaufswagen legen. Etwas Gemüse, Wurst und Fleisch haben sie schon eingepackt – so wie es die Moerserin auf ihren Einkaufszettel geschrieben hat. „Ich kaufe nur noch das ein, was auf dem Zettel steht, oder richte mich nach den Angeboten. Sonst wird es einfach zu teuer. Den Kühlschrank machen wir nicht mehr so voll wie früher“, sagt sie. Spaß mache das Einkaufen so nicht mehr, aber eine andere Wahl bleibe ihr ja auch nicht.
Während sie die kurze Liste im Moerser Edeka-Markt Sorgi abarbeitet, notiert ihr Mann die Preise auf einem separaten Blatt Papier. Das mache er immer, wenn er bar zahle. „Alles wird teurer und teurer“, sagt Jochen Vierbaum. Unter zwei Euro findet sich nichts auf seinem Zettel.
Lebensmittelpreise steigen seit Wochen an
Ob Obst, Gemüse, Fleisch- oder Milchprodukte: In den vergangenen Wochen sind die Lebensmittelpreise spürbar nach oben geschossen. Grund dafür sind gestiegene Herstellungskosten sowie der Ukraine-Krieg, der den Import von Agrarrohstoffen stark einschränkt.
Die Vierbaums sind aber nicht die einzigen, die deshalb ihr Einkaufsverhalten im Supermarkt angepasst haben. „Ich kaufe keine Markenprodukte mehr. Das kann ich mir nicht mehr leisten. Wobei die Eigenmarken auch immer teurer werden“, bedauert eine Frau, die ebenfalls am Dienstagmorgen im Edeka-Markt an der Uerdinger Straße einkaufte.
Dass die Kundinnen und Kunden anders einkaufen und mehr auf den Preis achten, bestätigt auch Marktleiter Philipp Sorgi. „Es werden vermehrt unsere Eigenmarken und Produkte aus der Werbung gekauft“, erklärt er.
Luxusgüter werden weniger gekauft
Feinkostartikel, Süßwaren, Gewürze und Blumen würden hingegen deutlich weniger im Einkaufskorb landen. „Man merkt, dass das Geld für solche Luxusgüter aktuell fehlt.“ Doch auch bei den eigentlich günstigeren Eigenmarken lasse sich der höhere Einkaufspreis, der im Großhandel fällig sei, nicht mehr umgehen.
„Die Butter unserer Hausmarke „Gut & Günstig“ hat 2021 noch 1,49 Euro gekostet. Seit April stieg sie zwischenzeitlich auf 2,29 Euro und kostet mittlerweile im Schnitt 2,19 Euro“, zeigt Sorgi auf.
Handelsverband: Ende der Preiserhöhungen nicht in Sicht
Die erste Welle der Preissteigerungen sei vorerst vorbei, die Preise hätten sich auf dem hohen Niveau eingependelt, sagt der Edeka-Chef. „Aber ich befürchte, dass das Ende noch nicht erreicht ist.“ Als die ersten Produkte teurer wurden, hätten einige Kunden wütend reagiert, erzählt Sorgi. „Das war vor allem bei Artikeln so, bei denen die Menschen die alten Preise im Kopf haben. Bei Butter, Eiern oder Nudeln zum Beispiel.“ Doch für die Erhöhungen könne Sorgi nichts, er verdiene auch nicht mehr daran. „Wir müssen die Waren zu deutlich höheren Preisen einkaufen und müssen diese Mehrkosten weitergeben“, sagt er.
Die immer weiter steigenden Preise bereiten auch Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Handelsverbandes Niederrhein zunehmend Sorgen. Der Handel sei gerade dabei gewesen, sich von der Corona-Pandemie zu erholen, da kam mit dem Ukraine-Krieg und den weltweiten Lieferengpässen die nächste Krise. „Unternehmen aus allen Branchen spiegeln uns wider, dass die Käufe von Produkten, die nicht zwingend nötig sind, deutlich zurückgehen“, erklärt Lewitzky. Erstmals seit Beginn der Pandemie würde auch der Lebensmitteleinzelhandel einen Umsatzrückgang verspüren.
Der Winter bereite der Handelsexpertin besonders Bauchschmerzen. „Dann könnten die Herstellungskosten durch noch höhere Energiekosten noch weiter steigen. Wo führt das für Verbraucher und Händler hin?“ fragt sich Doris Lewitzky. Beantworten kann ihr das derzeit vermutlich noch niemand.