Neukirchen-Vluyn. Michael Darda ist in zwei Etappen 4100 Kilometer entlang der deutschen Grenze geradelt. Was er alles erlebt hat, schildert er unserer Zeitung.
Michael Darda aus Neukirchen-Vluyn ist bekannt für seine Radtouren. So war er zum Beispiel schon – ohne jegliche Batterie- oder Motorunterstützung – in Rom, Marseille, Barcelona oder in dem gleichnamigen Dorf „Darda“ an der serbischen Grenze. 2021 fiel dann bei ihm die Entscheidung, in zwei Etappen Deutschland auf dem Fahrrad zu umrunden.
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„Deutschland ist ein großartiges Land, es bietet von allem so viel, man muss sich nur mit offenen Augen auf den Weg machen“, sagt das Vorstandsmitglied der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Neukirchen-Vluyn. Und: „In Abwandlung eines Spruches der Wanderer behaupte ich: Nur da, wo man mit dem Rad war, da war man wirklich.“
4100 Kilometer Radstrecke entlang Deutschlands Grenzen, kleine Abschnitte auch in Österreich und in den Niederlanden hatte der inzwischen 66-jährige Hobbyradler geplant und auf zwei Abschnitte verteilt. Start und Ende der gesamten Tour sollte in Dresden sein – weil Dresden von der Lage her in etwa seiner Heimatstadt Neukirchen-Vluyn auf der Ostseite gegenüber liegt und es eine Flugverbindung gibt. Die Route plante er am heimischen Computer.
Am 28. Juni 2021 startete Darda in Dresden mit Ziel Neukirchen-Vluyn. Ohne Training führte der Weg durch die Berge des nördlichen Teils des Erzgebirges, des Vogtlandes und der bayerischen Oberpfalz. Ab Passau gaben die Ufer des Inn mit den Städten Rosenheim, Wörgl und Innsbruck die Richtung vor. Von Innsbruck aus ging es über das Mieminger Plateau und über die Mountainbike-Strecke zum Fernpass auf über 1212 Meter hinaus.
Im Juli vergangenen Jahres radelte der Neukirchen-Vluyner vom Schwarzwald entlang der Rheinschiene die restliche Strecke. Darda: „Der Wetterbericht sagte mir morgens schon über meine App: ,Regen und Gewitter können zu Überschwemmungen führen’.“ Einen Tag später ging es los: „Felder waren mit Wasser bedeckt. Teilabschnitte des Rhein-Radweges gesperrt.
Wie ich dann aus den Nachrichten erfuhr, begann in diesen Stunden die Tragödie rund um das Ahrtal.“ Zwei Tage später wird er ungewollt Zeuge der Zerstörungen im Bereich der Ahrmündung. „Bäume und Autos lagen in den Vorgärten und Haustüren. Die Menschen waren verzweifelt, sie waren obdachlos“, beschreibt Darda. Am 17. Juli erreicht er Neukirchen-Vluyn, „sehr nachdenklich über das, was wir Menschen in den letzten Jahrzehnten der Natur angetan haben.“
Ein Jahr später machte Darda sich am 26. Juni auf, die nördliche Hälfte des Landes zu umfahren. Auf dem Weg zur Nordsee ging es auch in die Niederlande. „Die Radwege dort sind hervorragend. Wir können und müssen von unseren Nachbarn viel lernen, wenn wir den Autoverkehr verringern wollen“, so Darda. Über den Nordseeküstenradweg führte der Weg nach Wilhelmshaven, Bremerhaven und Cuxhaven.
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Weiter ging es über Brokdorf, Brunsbüttel und Husum Richtung Niebüll, um parallel der dänischen Grenze zur Ostsee nach Flensburg zu kommen. Darda: „Die Ostseeküste ist bergig. Das fängt bei Flensburg an. Wenn Gegenwind und Steigung zusammenkommen, brennen die Oberschenkelmuskeln. Trotzdem habe ich mir zu keiner Zeit der Tour ein E-Bike gewünscht. Unter Umweltaspekten sind die Räder mit Batterieantrieb alles andere als nachhaltig.“
Dieses Problem stellt sich am Ende der langen Reise
Von Rügen aus radelte er über Wolgast auf den Weg an die Oder. „Der Oder/Neiße-Radweg ist landschaftlich sehr schön. Hier konnte ich die Ruhe einatmen“, sagt Darda. Von Görlitz ging es dann nach Dresden und ab in den Flieger Richtung Heimat. Darda: „Ein bunter zusammengewürfelter Strauß von Erlebnissen ist in meinem Kopf. Alles verschwimmt ineinander. Ich kann gar nicht mehr sagen, was genau wann war. So als wäre alles gleichzeitig gewesen.“