Kamp-Lintfort. Karl van de Kamp kümmert sich mit seinen Helfern ehrenamtlich um den Weinberg am Kloster Kamp. Geerntet werden vor allem Speisetrauben.
Immer wieder taucht ein heller Strohhut zwischen den Weinstöcken auf, deren Reben sich der Sonne entgegen strecken. Mit sicherem Tritt und erstaunlichem Tempo bewegt sich Karl van de Kamp zwischen den Pflanzen. Der kleine Weinberg von Kloster Kamp ist das Reich des 80-Jährigen.
Auf dem kleinen, abschüssigen Areal stehen einige Weinstöcke in Reih‘ und Glied, van de Kamp hegt und pflegt jeden einzelnen von ihnen. Dazu gehört auch, dass immer mal wieder die Heckenschere gezückt werden muss, wenn die Reben nicht so wachsen, wie es für den besten Ertrag sein sollte.
40 Jahre Arbeit im Weinberg
Auch interessant
Dass sich Karl van de Kamp um den Weinberg kümmert, ist ein Glück für die Anlage – und dass es die Anlage gibt, ein Glück für van de Kamp. Den gebürtigen Niederrheiner hatte es nach dem Wehrdienst in ein Weinanbaugebiet verschlagen, erst arbeitete er als Industriekaufmann für eine große Firma, doch bald heuerte er spontan auf einem Weingut an. Dort blieb er 40 Jahre.
„Ich war zuständig für alle anfallenden Arbeiten“, erzählt er. Der Weinberg war seine Passion. Als er mit Rentenbeginn zurück nach Kamp-Lintfort kam, schien diese Zeit für immer vorbei. „Da bin ich in ein ziemlich tiefes Loch gefallen“, sagt van de Kamp, während er sich im Schatten eines Baumes in einen Campingstuhl setzt und durchatmet. „Irgendwann kam meine Frau mit einem Zeitungsartikel, in dem jemand für die Pflege eines Weinbergs gesucht wird.“ 2016 war das. „Heute fragt meine Frau manchmal, ob ich nicht ein Bett im Weinberg aufstellen möchte, weil ich hier so viel Zeit verbringe.“
Fünf Traubensorten wachsen am Kamper Berg
Auch interessant
Das heutige Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp kennt er noch aus Kindertagen, schon als Messdiener war er auf dem Kamper Berg. Vom Weinberg hatte er vorher noch nie gehört. Seit er vor fünf Jahren, mit einem Team fleißiger Helfer, die Pflege ehrenamtlich übernommen hat, hat sich dort viel getan. Fünf Traubensorten wachsen dort, drei rote und zwei weiße, anders als in den Weinanbaugebieten sind das allerdings vor allen Dingen Speisetrauben.
„Die haben mehr Fruchtfleisch und würden sich nicht zum Keltern eignen“, erklärt er den Unterschied zu den Früchten, aus denen die Winzer den Wein herstellen. Gelesen wird unter fachkundiger Leitung von van de Kamp per Hand. Die Ehrenamtler dürfen für den Privatgebrauch Trauben mit nach Hause nehmen, die anderen werden im Spendencafé zum Verzehr angeboten oder wandern in der Küche des Zentrums in den Nachtisch.
An jedem ersten Sonntag im Monat zwischen 10 und 15 Uhr werden Führungen durch den Weinberg angeboten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Ehrenamtler freuen sich über eine kleine Spende.