Kamp-Lintfort.. Ein Besuch mit Karl van de Kamp im Weinberg von Kloster Kamp in Kamp-Lintfort ist spannend. Aber Wein produzieren darf man hier nicht.


Der Himmel über Kloster Kamp ist grau. Regen tropft von den Apfelbäumen und lässt die Büsche und Wiesen saftig grün aussehen. Das schlechte Wetter stört die zehn Teilnehmer der Weinberg-Begehung aber nicht. Mit ihren bunten Regenschirmen folgen sie Karl van de Kamp. Er ist Ehrenamtler beim Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp – und Weinexperte.

Der Weinberg.
Der Weinberg. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Vom Kräutergarten am Gewölbekeller geht es vorbei am Restaurant „Alte Schmiede“ auf einen unscheinbaren Grünstreifen. „Privatweg“ steht an einem kleinen Zaun, an dem die Gruppe Richtung Obstwiese vorbeiläuft. Sie stapft unter Apfelbäumen her, die schon zarte weiße Blüten tragen, dann erreicht sie den versteckten Weinberg.

Neben den Reben ist ein großer Schirm aufgebaut, unter dem der Karl van de Kamp den Besuchern die verschiedenen Rebschnitte erklärte. „Wir haben hier auf acht zwei geschnitten. Also acht stehen lassen beim Haupttrieb und zwei Augen. Das nennt sich auch Spalierausbildung. Die andere Art ist die Buschausbildung.“ Beides habe Vor- und Nachteile, erläutert er. Bei der Buschausbildung befruchte sich der Wein schneller selbst, durch die Spalierausbildung bekomme er mehr Sonne.

Bianca, heißt die bevorzugte Rebsorte des Weinbergs.
Bianca, heißt die bevorzugte Rebsorte des Weinbergs. © Unbekannt | FUNKE Foto Services







Die Leidenschaft für Wein und alles, was dazugehört, ist Karl van de Kamp anzumerken. 40 Jahre lang arbeitete er in einem Weingut bei Mainz und sammelte Wissen. Seit 2016 päppeln er und sein Team den alten Weinberg in Kamp-Lintfort auf, den einst die Zisterzienser Mönche angelegt haben. „Ich habe meinen Job geliebt und als Rentner hat mir etwas gefehlt. Ich freue mich, wenn ich anderen etwas über Wein erzählen kann“, sagt er.

Insgesamt wachsen am Kamper Weinberg 370 Rebstöcke verschiedener Sorten. Speisetraube Bianca ist vor allem bei den Damen der Nachbarschaft beliebt. „Sie fragen, ob sie Trauben haben können und kommen dann mit einem pisseligen Eimer an. Dabei haben wir so viele Trauben, wir wissen gar nicht wohin damit“, lacht Karl van de Kamp. Deswegen lädt er im Herbst, wenn die Trauben reif sind, Kindergartenkinder mit ihren Eltern ein. „Dann dackeln wir hierdurch und die Reben sind halbleer.“ Aus den Weintrauben dürfen er und sein Team jedoch keinen Wein herstellen, weil die strengen Auflagen des Gesundheitsamts nicht erfüllt würden und der Weinberg nicht beim Katasteramt eingetragen ist.

Als krönenden Abschluss präsentiert van de Kamp seinen Besuchern eine Weinprobe. Es gibt einen trockenen Riesling aus Rheinhessen und einen Dornfelder vom Jakobsberg. Besucherin Andrea Paulus ist von Rotwein und Führung begeistert: „Es war informativ und sehr spannend erzählt.“ Paulus wohnt inzwischen in Bayern, ist aber in Kamp-Lintfort aufgewachsen. „Dass es hier einen Weinberg gibt, wusste ich nicht. Als meine Eltern davon erzählt haben, wollte ich das unbedingt sehen.“