Moers/Rheinberg. Der Sparkasse am Niederrhein wird vorgeworfen, zu wenig für den Corona-Schutz der Mitarbeiter zu tun. Unternehmen und Personalrat halten dagegen.
Fühlen sich die Mitarbeiter der Sparkasse am Niederrhein während der Coronakrise nicht sicher? In dieser Woche hat die NRZ ein Schreiben erreicht, das darauf hinweist. Der Absender möchte anonym bleiben (Name ist der Redaktion bekannt), erhebt aber schwere Vorwürfe: "Alle Vorsichtsmaßnahmen, die von Experten genannt werden, wie Kontakte einschränken, werden im Hause der Sparkasse auf Anweisung des Vorstands ignoriert", heißt es darin.
Es fehlten Desinfektionsmittel, Mitarbeitern werde keine Möglichkeit zum Homeoffice gegeben, außerdem würden bestehende Abteilungen "auseinander gerissen und mit anderen Filialen gemischt." Stimmen diese Vorwürfe?
Sparkasse kontert: Hoher Schutz für Kunden und Mitarbeiter
Damit konfrontiert, erläutert die Sparkasse am Niederrhein (Filialen von Moers bis Xanten) ihre Schutzmaßnahmen: Gleich zu Beginn der Coronakrise sei ein Krisenstab gegründet worden. Eine erste interne Mitteilung habe es Ende Februar gegeben, darin seien die Mitarbeiter zur Einhaltung strenger Hygienerichtlinien angewiesen worden und auch dazu, den persönlichen Kontakt auf das Nötigste zu reduzieren.
Mittlerweile seien Abteilungen und Teams voneinander getrennt worden und Arbeitsplätze umgestaltet, sodass möglichst wenig persönlicher Kontakt nötig sei. Zudem gelte ein empfohlener Mindestabstand von zwei Metern zwischen Mitarbeitern untereinander und zu den Kunden. An den Schaltern sorgten Aufkleber dafür, dass Wartende genügend Abstand halten, die Mitarbeiter würden durch neu installierte Plexiglasscheiben geschützt.
"Überall dort, wo direkter Kundenkontakt besteht, verfügen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ausreichend Desinfektionsmittel, das von Apotheken eigens für die Sparkasse am Niederrhein hergestellt wird", heißt es von Seiten des Unternehmens weiter. Ebenso gebe es bereits erste Mitarbeiter im Homeoffice.
Personalrat lobt Arbeitgeber für Schutzmaßnahmen
Auch der Vorsitzende des Personalrats, Holger Klucken, sieht das ähnlich: "Hier wird meiner Meinung nach schon viel für den Schutz der Mitarbeiter gemacht", sagt er. Es gehe aber nicht alles von jetzt auf gleich. Die Sparkasse sei ein systemrelevantes Unternehmen und könne "nicht einfach die Schotten dicht machen".
So hatte sich auch der Vorstandsvorsitzende Giovanni Malponti geäußert: „Als öffentlich-rechtliches Kreditinstitut gehören wir gemeinsam mit anderen zur sogenannten kritischen Infrastruktur (KRITIS) der Bundesrepublik Deutschland.“ Der öffentliche Auftrag bestehe eben darin, den Zahlungsverkehr auch in der Krise aufrecht zu erhalten - indem die Menschen mit Bargeld versorgt und "notwendige Fördermittel für Firmenkunden" bereitgestellt werden.
Verunsicherung wegen räumlicher Trennung
Personalrat Holger Klucken versteht allerdings auch die Sorgen einzelner Kollegen, was die Umsetzung der Hygienemaßnahmen angeht. "Die Mitarbeiter werden entzerrt", beschreibt er. Wo vorher vielleicht vier Kollegen in einem Büro saßen, gebe es jetzt zwei Büros aber in unterschiedlichen Filialen. Dort treffen die Mitarbeiter dann zwangsläufig auf andere Kollegen, was zu Verunsicherung wegen eventueller Ansteckungsgefahr führe.
Die Logik dahinter: Würde einer der Mitarbeiter krank, müsste nur ein weiterer Kollege in Quarantäne und nicht alle drei. Dies werde vor allem bei Mitarbeitern in Schlüsselpositionen gemacht, um den Betrieb zu sichern.
Vorwürfe wegen Corona-Schutz: "Nicht die grundsätzliche Meinung im Hause"
Klucken habe als Personalrat angesichts der Coronakrise über 50 Gespräche mit seinen Kollegen geführt. Die Vorwürfe seien ihm nicht neu, allerdings spiegelten sie "nicht die grundsätzliche Meinung im Hause." Auch die Gewerkschaft Verdi hält die Schutzmaßnahmen der Sparkasse für "vernünftig". Gewerkschaftssprecher Björn Wißuwa sieht es allerdings kritisch, dass die Arbeitswelt insgesamt weniger feste Vorgaben bekommt, als die Menschen in ihrem persönlichen Umfeld.
Hintergrund:
- Die Volksbank Niederrhein hat im Gegensatz zur Sparkassen Niederrhein 11 ihrer 19 Geschäftsstellen geschlossen und Kundenbetreuung "fast gänzlich" umgestellt - auf Telefon und Videoberatung. Auch die Sparkasse Duisburg, die auch für Kamp-Lintfort zuständig ist, hat bereits Filialen geschlossen.