Moers. Restaurants und Hotels sind stark von der vierten Corona-Welle betroffen. Weihnachtsfeiern werden abgesagt. Und jetzt kommt die Omikron-Variante.
Wirte und Hoteliers in der Region ächzen unter der vierten Welle der Corona-Pandemie. Im sonst umsatzstarken Dezember brechen die Einnahmen durch abgesagte Feiern weg. Bei einigen geht es trotz staatlicher Unterstützung ans Eingemachte.
Karim Peters von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kennt die Situation in der Gastronomie und im Hotel-Gewerbe: „Die vierte Corona-Welle schlägt voll durch. Dazu kommt die Corona-Variante Omikron. Das sorgt für weniger Weihnachtsfeiern, für immer weniger Gäste in Restaurants, für leere Hotelbetten. Und das bedeutet mehr Kurzarbeit.“
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Peters’ Einschätzung zur Gastronomie kann Stipe Madzar bestätigen. Madzar betreibt das Grafschafter Wirtshaus im frisch renovierten Alten Landratsamt. Eigentlich herrscht im Dezember Hochbetrieb wegen der vielen Weihnachtsfeiern, die Firmen oder private Gruppen buchen.
Doch nach den Schutzmaßnahmen für die vierte Corona-Welle passiert nicht mehr viel. „Der November ging ja noch, aber dann kamen Absagen am laufenden Band, der Umsatz ist eingebrochen.“ Bedeutet: Wieder Kurzarbeit, also wieder weniger Geld, mit dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auskommen müssen – wie lange, ist zurzeit nicht absehbar.
Dass allerorten längst geplante Weihnachtsfeiern reihenweise abgesagt werden, kann auch Elmar Welling bestätigen. Er ist Hotelier und Vorsitzender der neuen Moerser Wirtegemeinschaft „Genuss-Kumpanen“ und kennt die Sorgen im Gewerbe: „Dass 70 bis 80 Prozent der Weihnachtsfeiern abgesagt werden, hören wir oft.“
Für den Dezember sei zwar die staatliche Überbrückungshilfe gezahlt, so Welling, doch das würde nicht in allen Fällen helfen: „In der Kurzarbeit suchen sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen anderen Job, um mehr Geld verdienen zu können. Die fehlen dann im Team, wenn irgendwann wieder einmal mehr möglich sein sollte in den Kneipen, Restaurants und Hotels.“
Der Dezember und der Mai, weiß Welling, gehören eigentlich zu den umsatzstärksten Monaten bei den Restaurants. Dass gerade jetzt viele Buchungen und Besuche wegfallen, treffe viele hart.
Forderung nach höheren Löhnen
Dass die Gewerkschaft NGG den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern der Branche in dieser Zeit empfiehlt, die Löhne anzuheben, begründet Karim Peters im Gespräch mit der NRZ so: „Wir haben die Tarifrunde wegen Corona fast zwei Jahre ausgesetzt, die Löhnen sind also in der Zeit nicht angestiegen. Bei den Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, geht es um die Existenz.“
Mit Blick auf die sich ausbreitende Omikron-Variante des Coronavirus stellt sich Elmar Welling derweil eine ganz andere Frage: „Kommt es zum wirtschaftlichen Stillstand?“
>>> NGG: 17 Prozent weniger Beschäftigte in der Branche
Nach Informationen der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) arbeiten im Kreis Wesel rund 7220 Menschen in dieser Branche. Die Zahl der Beschäftigten sei allerdings um 17 Prozent zurückgegangen. Viele Gastronomie-Beschäftigte seien bereits in andere Branchen abgewandert. Besonders in den Handel und in die Industrie – oft in Drogeriemärkte oder in die Lebensmittelindustrie.
Karim Peters von der NGG: „Dieser Trend setzt sich fort. Denn die Gastro-Beschäftigten vermissen vor allem eine Perspektive im Job. Da geht es insbesondere um einen ordentlichen Lohn.“
Die nächste Verhandlungsrunde der Tarifparteien ist am Mittwoch. Laut Peter kommt es darauf an, ein „deutliches Zeichen der Job-Attraktivität zu setzen“.