Am Niederrhein. In Moers und Umgebung blicken Handel und Gastronomie mit Sorge auf 2G. Mancher zeigt aber Verständnis und sagt: Lieber 2G als noch ein Lockdown.
Die jüngsten Coronabeschlüsse in Berlin und Düsseldorf zeitigen auch am Niederrhein Konsequenzen. Die Geschäftsleute und Gastronomen bereiten sich auf die 2G-Kontrollen bei ihren Kunden vor und rechnen mit spürbaren Umsatzeinbußen.
„Schlimm“, kommentiert Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Handelsverbandes Niederrhein, die Aussichten. Sie fürchtet, dass deutlich weniger Kunden in die Läden kommen und „das diesjährige Weihnachtsgeschäft noch katastrophaler ausfällt als das 2020er.“ Bei 2G breche nicht nur das Käuferpotenzial der Ungeimpften weg, so Lewitzky. Sie glaubt, dass auch viele geimpfte und genesene Kunden verunsichert seien und den Einkauf im stationären Handel meiden: „Bei einigen Händlern wird das an die Existenz gehen.“ Zudem seien die Kontrollen aufwendig. „Es gibt eine Menge Geschäfte, in denen die Inhaber eine Mitarbeiterin haben oder vielleicht sogar ganz alleine sind. Wenn sie bedienen und dann beim nächsten Kunden, der reinkommt, zwischenzeitlich Impf- und Personalausweise kontrollieren müssen, wird das schwierig.“
So sieht das auch Helmut Zekorn, in dessen „Enten-Galerie“ an der Neustraße in Moers ausschließlich Quietsche-Enten verkauft werden. In der Regel sind entweder er oder sein Sohn im Geschäft. Dennoch werde man die Verordnung konsequent umsetzen, „auch wenn es nicht schön ist, einen Kunden wegschicken zu müssen“. Denn prinzipiell hält der Geschäftsmann die Maßnahmen für angemessen und notwendig, um Schlimmeres zu verhindern: „2G ist mir lieber als ein erneuter Lockdown.“ Zekorn hat im Übrigen mittlerweile den zur aktuellen Situation passenden Artikel im Sortiment: bunte Quietscheenten mit Corona-Maske.
„Prost Mahlzeit!“
Mit einer gehörigen Portion Schadenhumor kommentiert Kathrin Zwanzig die Lage: „Prost Mahlzeit“, habe sie gedacht, als sie von der Einführung der 2G-Regel hörte, sagt die Inhaberin des Feinkostgeschäftes „Auguste Luise“ am Vluyner Platz. Sie sei oft allein, und gerade im Weihnachtsgeschäft sei der Beratungsbedarf der Kunden groß. Gleichwohl werde sie die App herunterladen und die Nachweise kontrollieren. Rechnet sie mit Umsatzeinbußen? Schwer einzuschätzen, erklärt Zwanzig. In Vluyn hätten sich während der Pandemie viele solidarisch mit den Händlern vor Ort gezeigt: „Ich gehe schon davon aus, dass die Leute Verständnis haben.“
Einen schweren Stand haben auch die Gastronomen. Elmar Welling, Sprecher des Moerser Wirtebündnisses „Genuss-Kumpanen“, weiß aus Gesprächen mit Kollegen, dass sie mit einem Umsatzminus von 60 bis 70 Prozent im Dezember rechnen und manche an Kurzarbeit für die Mitarbeiter denken.
Schon vor der Einführung von 2G in der Gastronomie seien die seltener ins Restaurant gekommen, weil sie verunsichert seien, so Welling. In seinen eigenen Betrieben, dem Parkhotel in Kamp-Lintfort und der Linde in Repelen, haben die Veranstalter alle gebuchten Weihnachtsfeiern abgesagt.