Moers/Am Niederrhein. Seit den Corona-Lockerungen blüht der Handel in Moers und Umgebung auf – und hat wegen steigender Infektionszahlen Forderungen an die Politik.

Seit Anfang Juni fühlt sich ein Bummel durch die Moerser Innenstadt fast wieder so an, wie vor Corona-Zeiten: Ohne größere Einschränkungen kann von Geschäft zu Geschäft geschlendert werden. Es gibt keine Termin- und Testpflicht mehr, ein Mundschutz muss nur noch in den Geschäften getragen werden. Diese Corona-Lockerungen stimmen auch Doris Lewitzky zufrieden. Die Geschäftsführerin des Handelsverbandes Niederrhein zieht bis jetzt ein positives Fazit für den Einzelhandel.

„Wir haben nur gute Rückmeldungen erhalten. Die Menschen sind froh, wieder in die Geschäfte gehen zu können. Sie sind doch zunehmend ‘online-shopping-müde‘ geworden“, sagt Lewitzky. Vor allem der Textil- und Schuhhandel habe von den Lockerungen profitiert. „Es war nicht nur eine kurze Welle nach dem Lockdown. Der Zuspruch hat sich verstetigt.“ Uhren, Leder- und Spielwaren seien ebenfalls gut nachgefragt. „Produkte, die man typischerweise im stationären Einzelhandel findet“, erklärt die Expertin.

Karin, Isabell und Catrin Pusen waren am vergangenen Samstag in der Moerser Innenstadt zum Einkaufen unterwegs.
Karin, Isabell und Catrin Pusen waren am vergangenen Samstag in der Moerser Innenstadt zum Einkaufen unterwegs. © FUNKE Foto Services | Foto: Arnulf Stoffel

So langsam läuten die Händler auch den Sommerschlussverkauf ein. Lewitzky rechnet damit, dass Kunden in den nächsten Wochen das ein oder andere Schnäppchen ergattern können. Nach dem Lockdown habe es hingegen kaum Sonderangebote gegeben, um die Menschen anzulocken – das sei auch nicht nötig gewesen. „Dass es so gut wie keine reduzierte Ware zum Saisonstart gab, stieß bei den Kunden sogar auf Zustimmung. „Endlich wieder einkaufen zu können – dieses Erlebnis stand im Vordergrund, nicht der Preis“, erklärt Lewitzky.

Handel und Gastronomie zusammen

Befragungen des Handelsverbandes Niederrhein haben auch ergeben, dass das Zusammenspiel von Gastronomie und Handel noch wichtiger geworden sei. „Viele wollen ihren Einkauf mit einem Café-Besuch verbinden. Darauf reagieren auch die Händler und wollen den Aufenthalt und das Gesamterlebnis verbessern. Es werden zum Beispiel mehr Blumen gepflanzt“, sagt Lewitzky.

Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Handelsverbandes mit Sitz in Moers.
Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Handelsverbandes mit Sitz in Moers. © Unbekannt | Foto: HVN

So positiv diese Bilanz auch klingt, der mittlerweile wieder steigende Inzidenzwert im Kreis Wesel bereitet Doris Lewitzky Sorgen. Schon in der nächsten Woche könnte es die ersten Einschränkungen geben, dann liegt die Inzidenz nämlich seit mehreren Tagen über der kritischen Marke von zehn. Dass das Infektionsgeschehen im Herbst weiter zunehmen wird, sei wohl kaum zu verhindern, so Lewitzky. „Ich hoffe, dass die Politik ihre Ankündigung umsetzt, in Zukunft nicht nur auf den Inzidenzwert, sondern auch auf die Auslastung der Krankenhäuser zu achten. Man sollte mit Augenmaß auf die Inzidenz reagieren“, betont die Geschäftsführerin des Handelsverbandes. Werde eine Termin- und Testpflicht wieder eingeführt, sei dies eine „große Hemmschwelle für den Handel“. Gerade die Testpflicht schrecke die Kunden ab. „Der Einzelhandel lebt größtenteils von spontanen Käufen“, sagt Lewitzky.

Eine mögliche Flächenbegrenzung, um die Zahl der Personen, die sich gleichzeitig in einem Geschäft aufhalten, zu verringern oder aber um die Fortführung der Maskenpflicht, sorgt sich Doris Lewitzky hingegen weniger: „Unsere Umfragen haben ergeben, dass viele Kunden die Maskenpflicht sogar explizit begrüßen.“