Moers. Zum Nachmittag mit Poesie und Musik von Stella und Frederik Göke sowie Marko Kassl lud die Werkstatt Meerbeck ein. Nachdenklich und humorvoll.
Am geöffneten Fenster, umrahmt von einer hellblauen Fassade, singt eine Sängerin französische Lieder. Ihr Blick schweift nicht etwa über mediterrane Landschaften, sondern über die Dächer Meerbecks. Ja, es war dieses Flair grenzenloser Kunst, das die Organisatoren Anja und Wolfram Reutlinger am Samstagnachmittag in ihre „Werkstatt Meerbeck“ holten. Aus eigener Tasche aufgebaut und mit dem Wunsch, Stadtteilarbeit als Begegnung wahr werden zu lassen, bieten die Reutlingers in ihrer Werkstatt an der Zwickauer Straße seit 2018 Raum für Kunst, Kultur, private Feiern und kreative Ideen aller Art. Ausstellungen, Lesungen und Konzerte finden hier statt.
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Am Samstag ging es in den Innenhof der Werkstatt. „Wir laden alle ein, in die gläserne Welt einzutauchen“, freute sich Anja Reutlinger. Damit diese Reise sicher ablaufen konnte, galt freier Eintritt mit 3G-Regeln: „Heute dürfen 45 Gäste in unseren Innenhof. Bei schlechtem Wetter geht’s mit 25 Personen in die Werkstatt.“ Das Wetter blieb beständig und so konnte das Publikum draußen mit Abstand einfach genießen. Darunter waren Besucher jeden Alters und jeder Herkunft und viele gebürtige Meerbecker, die sich über das kulturelle Aufblühen des Stadtteils freuen.
Poet Frederik Göke, Sängerin Stella Göke und Akkordeonspieler Marko Kassl zeigten, wie die gläsern-zerbrechliche Welt aussieht. „Die gläserne Welt ist wie ausgestellt“, trug Frederik Göke vor und fügte an: „Wirst altern mit mir, mit meinem Körper, gemeinsam werden wir eingehen in die Erde.“ Am Fensterrahmen in der ersten Etage war seine Schwester Stella im glanzvollen Kleid zu sehen, die das Lyrische mit engelsgleichem Gesang verband. Aus ganzem Herzen sang sie etwa Marlene Dietrichs romantisches Lied „Bitte geh nicht fort“, untermalt von Marko Kassls energiereichen und virtuosen Akkordeonklängen. An den Nachbarfenstern schoben Menschen ihre Gardinen zur Seite, um das Schauspiel zu verfolgen.
Neben der Dramatik erfreute Humorvolles die Zuhörer. So gab Frederik Göke Einblicke in aberwitzige Alltagseintönigkeit: Die morgendliche Bimssteinanwendung, das Singen unter der Dusche, das aus Zeitmangel an der Bushaltestelle nachgeholt wird und der Marathonlauf, weg vom Tod. „Das Schicksal aber, das nicht muss, macht unversehens Schluss“, reimte Göke. Als Zugabe sangen alle gemeinsam Zarah Leanders „Davon geht die Welt nicht unter“. „Wir sind sprachlos, was in Meerbeck Schönes möglich ist“, sagten die Reutlingers und bewiesen mit dem Publikum und Künstlern, dass Begegnung Kraft schenkt.
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Am Samstag, 23. Oktober, ist ein Herbstsalon geplant. Was und um wie viel Uhr genau geboten wird, ist noch eine Überraschung. Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite von „Werkstatt Meerbeck“, in der Werkstatt an der Zwickauer Straße 16 oder über kontakt@werkstatt-meerbeck.de.