Neukirchen-Vluyn. Zum Jubiläum in Neukirchen-Vluyn gibt es – natürlich – eine Führung über die alte Zeche. Nach der Corona-Pause wurde die Tour neu aufbereitet.

Von der einstigen Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn ist heute nicht mehr viel übrig: Nur noch die beiden Zechentürme und der Backsteindreiklang erinnern an die Zeit, in der hier aktiv Kohle gefördert wurde. Von 1912 bis 2001 war das Bergwerk bedeutender Arbeitgeber und Hauptgrund für das Wachstum Neukirchen-Vluyns zugleich. Die Kumpel Josef „Jupp“ Schröder, Franz Göbbels und Helmut Schary wissen noch ganz genau, wie es auf Niederberg einmal aussah.

Viele historische Fotos ergänzen die Führung der Bergleute in Neukirchen-Vluyn.
Viele historische Fotos ergänzen die Führung der Bergleute in Neukirchen-Vluyn. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

In ihrer echten Bergmannskluft und mit allerhand Originalbildern von früher führten sie am Freitag eine kleine Gruppe über das Zechengelände. Die Führung war Teil des Jubiläumsprogramms „40 Jahre – 40 Impulse“. 2018 wurde die „Bergbaukult(o)ur“ in Kooperation mit dem Stadtmarketing ins Leben gerufen. Im vergangenen Jahr musste mit den Führungen coronabedingt ausgesetzt werden.

„Jetzt passt die Veranstaltung sehr gut in unser Konzept, kleine Aktionen anzubieten“, erklärte Thorsten Rogsch vom Stadtmarketing. Die Kumpel haben die Tour im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch ergänzt: An jeden Teilnehmer teilten sie einen Lageplan – ein Foto des Zechengeländes aus der Vogelperspektive – aus, um noch anschaulicher zu erklären, wo einmal welches Gebäude stand.

„So hat man noch eine bessere Vorstellung, wie das Gelände einmal aussah“, betonte Schröder. Nach einer kurzen Einführung ging es am Freitag auch schon los. Vom Treffpunkt am einstigen Pförtnerhäuschen an der heutigen Grubenwehrstraße ging es in Richtung Maschinenhallen. Dort steht auch noch das alte Grubenwehrgebäude – ehemaliger Arbeitsplatz der „Feuerwehr für unter Tage“, wie Franz Göbbels erklärte. Menschen retten sowie Feuer und Wasser bekämpfen, gehörte zu den Aufgaben der Wehrleute.

„Wasser war der größte Feind unter Tage“

„Wasser war der größte Feind unter Tage“, so Göbbels. In dem Gebäude wurde der Ernstfall geprobt. „Auch andere Grubenwehren haben hier trainiert, sind zum Teil aber gescheitert, weil die Flöze teilweise nur 70 Zentimeter hoch waren und man mit schwerem Gerät durchrobben musste“, erzählte Göbbels. Andere Bergwerke hätten deutlich höhere Schachtanlagen gehabt. Göbbels selbst absolvierte die Übung schon bei 45 Grad Celsius.

Heute steht in dem Gebäude noch eine große Anlage zur Strom- und Fernwärmeerzeugung. Dann bewegte sich die Gruppe weiter zu den beiden Zechentürmen. 1130 Meter führte Schacht zwei die Bergleute in die Tiefe. „Das ist der tiefste Punkt Neukirchen-Vluyns“, so Helmut Schary.

Einige Kumpel verschlug es am Zahltag in die Kneipe

Neben den historischen Fotos und den interessanten Einblicken erwarteten die Besucher auch zahlreiche Anekdoten aus dem Alltag der Bergleute. So gab es früher zahlreiche Kneipen rund um das Zechengelände. Einige Kumpel verschlug es am Zahltag im Anschluss direkt in ein Lokal.

Gerngesehen war das allerdings nicht. „Wer dabei erwischt wurde, wie er das Geld in der Kneipe ausgab, anstatt die Familie davon zu versorgen, wurde zwei Mal ermahnt. Beim dritten Vergehen wurde er aus der Knappschaftskarte gestrichen“, erklärte Schröder. Und das hatte eine drastische Konsequenz: In einem Bergwerk durfte der betroffene Kumpel nämlich nie wieder arbeiten.