Am Niederrhein. Die Kiesabbaugegner bekommen einen Mitstreiter aus Moers mit Gewicht. An Tag eins der Offenlage formuliert er den Einwand gegen den Regionalplan.
Die Gegner des Kiesabbaus am Niederrhein haben einen gewichtigen und einflussreichen Mitstreiter bekommen. Unter der Überschrift „Kiesabbau zerstört Kulturlandschaft“ bezieht der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) aus Moers gleich am ersten Tag der Offenlage Stellung gegen den Regionalplanentwurf des Regionalverbandes Ruhr (RVR) und formuliert auf fünf Seiten wortgewaltig seinen Einwand insbesondere gegen die Ausbeutung im nördlichen Bereich der Stadt Neukirchen-Vluyn. Die Pläne, so heißt es, „zeugen von völliger Unkenntnis oder Missachtung der kulturgeschichtlichen Bedeutung der vorgesehenen Fläche, die für die gesamte Region einen identitätsstiftenden Charakter besitzt“.
Der geplante Abgrabungsbereich grenzt im Westen unmittelbar an das Hesselfeld, nach Ansicht des Lineg-Geologen Lothar Steinberg die „besterhaltene Donk“ im Bereich der Moerser Donkenlandschaft, schreibt der GMGV. Bis in die frühe Neuzeit habe der Rhein dort in Hochwasserjahren ein weitflächiges Netz von Nebenarmen ausgebildet, so dass von Wasser umspülte Inseln, die heutigen Donken, entstanden seien.
Landschaftsprägender Charakter
Im Norden Neukirchen-Vluyns sei auf einer Fläche von geschätzt fünfzehn Quadratkilometern eine weitgehend ursprüngliche Donkenlandschaft erhalten geblieben, in der sogar für Laien die am Ende der Eiszeit entstandenen unterschiedlichen Geländeprofile gut erkennbar seien. Damit besäßen das Hesselfeld und die angrenzende Boschheide einen ähnlich landschaftsbildprägenden Charakter wie die Schaephuysener Höhen, die Nieper Kuhlenkette oder die Halde Norddeutschland, heißt es weiter: „Der Blick von dort über Hesselfeld und Boschheide gehört zu den schönsten Ausblicken am Niederrhein.“
Darüber hinaus mache die kulturhistorische Bedeutung dieses letzten Rests der Donkenlandschaft in ihrer jetzigen Struktur „geradezu zwingend“, schreibt der GMGV, denn: „Abseits des Rheines gehörten Donken am Niederrhein zu den frühesten Siedlungsgebieten.“ Höfe wurden nahe der Kendel gebaut und Kanäle, bis heute erkennbar, um die Gehöfte herum abgezweigt, so dass man die Höfe wie kleine Wasserburgen verteidigen konnte. Zudem wurden in höher gelegenen Gebieten so genannte Wasserhäuser errichtet, in die sich Menschen mit ihrem Vieh flüchten konnten. Auf dem am Vietengraben gelegenen Winkelshof etwa sei ein solches Wasserhaus immer noch erkennbar.
Schließlich zählt der GMGV etliche Ziele des Regionalplanes selbst auf, die aus seiner Sicht dem Kiesabbau entgegenstehen. So fordere der Regionalplan, das typische Landschafts- und Siedlungsstrukturen ablesbar bleiben sollen und zu berücksichtigen sei, dass historische Objekte nicht wiederherstellbar sind und Störungen unersetzbare Verluste bedeuten. Seine Forderung formuliert der GMGV dann so: „Wir bitten, in diesem Sinne zu entscheiden!“
Die komplette Stellungnahme ist in Kürze auf der Seite www.gmgv-moers.de nachlesbar.