Moers. Kerstin Runge und Peter Hostermann kennen sich mit Straßen und ihren Namen aus. Der ehemalige Stadtarchivar hat auch ein Buch dazu geschrieben.

Warum heißt die Meerstraße eigentlich Meerstraße? Hinter vielen Moerser Straßennamen verbergen sich historische Geschichten. Aber woher kommen die Namen für neu entstehende Straßen? Kerstin Runge ist im Rathaus für die Straßennamen verantwortlich.

Beim Prozess der Namensgebung stellen sich zunächst grundlegende Fragen, erklärt die Stadt in einer Pressemitteilung: Wie viele Straßen müssen benannt werden und wo liegen sie? Ist es eine einzelne Straße beispielsweise im „Blumenviertel“, dann ist klar, dass Rosen-, Nelken- oder Tulpenstraße Möglichkeiten sind. Manchmal muss aber auch ein ganzes Viertel neu mit Namen bestückt werden.

Runge selbst hatte die Idee zu einem Bereich in Kapellen, wo die Straßen nun nach Kinderbuchautoren benannt sind: „Das Thema der Straßennamen ist nicht wirklich bekannt. Ich wollte mit den Kinderbuchautoren das Interesse der Kinder an der Namensgebung für Straßen wecken“, sagt sie. Weitere Namensvorschläge gehen auf Bürgeranträge oder würdigen Ehrenbürgerinnen und –bürger.

Über einen Vorschlag zur Benennung einer Straße berät am Ende die Politik. Für deren Beschluss ist entscheidend, dass der Name einfach zu schreiben und nicht verwechselbar ist. „Manchmal müssen wir auch Straßen umbenennen“, sagt Runge. „Wer will heutzutage schon in einer Adolf-Hitler-Straße wohnen?“ So hieß die Neustraße in der NS-Zeit noch.

Bevor eine Straße in Moers ihren Namen bekommt, muss Kerstin Runge oft recherchieren

Ein anderes Beispiel ist die Bahnhofstraße: Nach der kommunalen Neuordnung 1975 und der Zusammenführung von Rheinkamp, Moers und Kapellen hätte es diese gleich drei Mal gegeben. Daher heißt die damalige Bahnhofstraße in Rheinkamp inzwischen Feldmannstraße und die Bahnhofstraße im damaligen Moers nun Otto-Ottsen-Straße, wie die Stadt weiter erklärt. Personennamen werden generell durch zusätzliche Schilder unter dem eigentlichen Straßennamen erklärt: Otto Ottsen war beispielsweise Schriftsteller der dreiteiligen Publikation „Die Geschichte der Stadt Moers“.

Kerstin Runge mag ihre Tätigkeit und sagt: „Ich muss auch immer viel über die Namen und die Personen, die dahinterstecken, recherchieren. Das macht diese Aufgabe so spannend.“ Nicht nur sie ist Expertin im Gebiet der Straßenbenennung.

Auch Peter Hostermann, ehemaliger Stadtarchivar, hatte umfangreich recherchiert und dies in seinem Buch „Moerser Straßen – Geschichte und Deutung“ zusammengefasst. Darin hält er die geschichtlichen Hintergründe mit Quellenangabe fest. Das beinhaltet sowohl die Namensherkunft als auch gegebenenfalls frühere Bezeichnungen einzelner Straßen.

Darüber hinaus hält das Buch fest, wann Straßen den Namen bekommen haben und seit wann es die inzwischen mehr als 1000 Moerser Straßen gibt. Das sei sehr hilfreich und wertvoll, weil in den Unterlagen der Stadtverwaltung manchmal keine Beschlüsse zu bestimmten Straßen zu finden sind, schreibt die Stadt. Sie sind mit der Stadtgeschichte gewachsen. So ist es beispielsweise bei der Windmühlenstraße in Repelen. „Die ist in alten Karten nachgewiesen. Andere Dokumente zum Ursprung gibt es nicht“, erzählt Runge.

Hostermann erklärt in seinem Buch, wie die Meerstraße zu ihrem Namen kam: Die Moerser Alt- und Neustadt waren im 16. Jahrhundert noch durch einen breiten Fluss, ein „Meer“, getrennt. Später wurde dieses Meer zugeschüttet und heute heißt die entstandene Straße Meerstraße.


Das Buch ist vergriffen, kann aber online unter https://www.moers.de/de/bibliothek/moerser-strassen-1231362/ eingesehen werden.