Moers. . Die Restaurierung der Häuser an der Fieselstraße durch Peter Hostermann zeigt, was Moers an historischen Bauten verloren ging
„Sie fragen sich sicher: Warum so viel Tamtam, um ein Wohngebäude einzuweihen?“ Diese Frage stellte Gastgeber Peter Hostermann zu Beginn seines überaus launigen Vortrags, um sie gegen Ende zu beantworten: „Wir sind ein wenig stolz, dass wir das geschafft haben.“ Wobei der ehemalige Stadtarchivar in der ihm eigenen bescheidenen Art stark untertrieb: Seinem nimmermüden Engagement ist es zu verdanken, dass der Nachwelt ein wertvolles Stück Stadtgeschichte erhalten bleibt.
Alles begann im Jahr 2005, als das Haus Fieselstraße 30 zum Verkauf stand. Peter und Marianne Hostermann entschlossen sich, das Gebäude zu sanieren, und im November 2011 kam ihnen gerüchteweise zu Ohren, dass nun auch Nummer 32 und 34 veräußert werden sollten: „Beide Häuser waren von der Stadt für unbewohnbar erklärt worden.“
Alles begann mit Haus Nummer 30
Um Nummer 30 vor Schäden beim Abbruch von Nummer 32 zu bewahren, kaufte Peter Hostermann im Januar 2013 auch dieses Haus und war frohen Mutes, es mit geringen Kosten sanieren zu können – was sich indes als Trugschluss entpuppte: „Der Hauptträgerbalken war gebrochen, verfault und abgesägt, so weit meine Kenntnisse von Statik. Nummer 32 zu erhalten hat Spaß gemacht, ein wichtiges Stück Moers war gerettet.“ So weit, so gut. Aber da war doch noch was... Im Juli 2014 kaufte er die Nummer 34 und musste erkennen: „Die Bausubstanz war noch viel schlimmer. Das Gebäude war auseinandergebrochen wie ein Blumenstrauß.“
Wieder stellte Peter Hostermann eine Frage: „Warum tut man sich so was an?“ Die Antwort hatte ihm seine jüngste Tochter Esther gegeben: „Sie sagte, wenn ihr das nicht macht, dann ärgert ihr euch ein Leben lang.“ Wer will das schon? Für einen Mann, dessen Beruf es war, die Moerser Historie für die Nachwelt lebendig zu erhalten, war die Aufgabe wie geschaffen: „Wir haben die Spuren menschlichen Schaffens bewahren können.“ Und zudem habe Schönheit ja auch ihren Wert – was dem Fahrer eines Jaguar Mark I 3.4, Baujahr 1960, jeder bestätigen wird, der die Häuser an der Fiesel-straße betrachtet.
Der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp entpuppte sich gestern als Hostermann-Fan. „Wir stehen auf historischem Boden“, erklärte er. „Im Mittelalter war hier der Stadtgraben, nach 1601 entstand unter den Oraniern die Fieselstraße.“ Sprach’s und schenkte Peter Hostermann ein Stück des Fensterschmucks des Hauses Fieselstraße 36, das er bei dessen Abbruch vor 20 Jahren aus dem Schutt rettete, als er für seine Diplomarbeit eine Bestandsaufnahme von Moers machte. Mit dem Blick auf die perfekt restaurierten, etwa 250 Jahre alten Häuser der Fieselstraße sagte er: „Wir brauchen mehr Hostermänner und Hosterfrauen in der Stadt.“