Moers/Niederrhein. Das Weihnachtsgeschäft in Moers und Umgebung sei für den Einzelhandel „ein Desaster“ gewesen, sagt der Handelsverband und nennt die Gründe.
Doris Lewitzky ist Chefin des Handelsverbandes Niederrhein und wägt das, was sie öffentlich sagt, genau und mit Bedacht ab. Man kann getrost davon ausgehen, dass sich das bei ihrem Urteil über das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel nicht ändert. Um so bemerkenswerter ist es dann, wenn Doris Lewitzky nun zu drastischen Worten bei ihrer Bilanz der für den Handel wichtigsten Wochen im Jahr greift: „Das Weihnachtsgeschäft war im Ganzen ein Desaster, eine Katastrophe“, sagt die.
Bis November sei man in der Branche noch von einem guten Weihnachtsgeschäft ausgegangen, berichtet Lewitzky. Doch mit Beginn der „heißen Phase“ am ersten Advent sei die 2G-Regelung gekommen, wonach nur Geimpfte und Genesene in die Läden durften. Damit sei nicht nur ein Teil der Kundschaft weggebrochen: „Es hat die Stimmung umgekehrt“, erklärt Lewitzky. „Die Kunden waren nicht gut drauf, sie waren genervt davon, immer wieder ihre Nachweise zeigen zu müssen. Statt entspannt zu bummeln, wurden Geschenkzettel abgearbeitet.“ Viele habe es davon abgehalten, überhaupt noch in die Innenstadt zu gehen. Konsequenz: Die Umsätze seien eingebrochen, und das habe sich bis Weihnachten nicht wesentlich verändert: „Der Textilhandel zum Beispiel hatte 37 Prozent weniger Umsatz als erwartet.“
Als seien die Corona-Beschränkungen noch nicht genug, nennt Doris Lewitzky einen weiteren Faktor, der dem Einzelhandel das Leben derzeit schwer macht: Lieferengpässe. Sie machten sich vor allem bei Fahrrädern, Haushaltsgeräten und der Unterhaltungselektronik bemerkbar: „Ausgerechnet Spielekonsolen und Handys sind oft nicht zu bekommen.“ Auch die Baumärkte hätten mit ausbleibenden Lieferungen zu kämpfen.
Positiv in Moers: der Weihnachtsmarkt
Positiv für Moers vermerkt die Handelsexpertin, dass der Weihnachtsmarkt auf dem Kastell seinen Teil dazu beigetragen habe, Besucher in die Innenstadt zu holen: „Was das Stadtmarketing da auf die Beine gestellt hat, war auch gut für den Einzelhandel.“ Zudem erfahre man im Verband immer wieder, dass Kunden mit den Einzelhändlern solidarisch seien und vor Ort – in der Innenstadt wie in den Stadtteilen – kaufen wollen. In Moers sei dies aufgrund des überdurchschnittlichen Anteils an inhabergeführten Geschäften besonders spürbar. Gleichwohl plagten etliche Einzelhändler Existenzsorgen, weiß Lewitzky und mag sich gar nicht ausmalen, wenn es doch noch zu einem neuerlichen Lockdown kommen sollte: „Ich werde das böse L-Wort nicht in den Mund nehmen.“
Auch der Vorsitzende der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Achim Reps zieht eine eher negative Weihnachtsgeschäftsbilanz. „Die Boutiquen in der Innenstadt berichten von Problemen“, erklärt Reps. In Bereichen wie Kinderkleidung, Spielzeug oder den Weihnachtsdekoartikeln sei es „nicht so krass gewesen“. Unterm Strich habe man aber auch überall dort, wo es nicht ganz so schlecht lief, nicht annähernd die Umsätze aus der Zeit vor der Pandemie verzeichnet.
Shopping-Bändchen erleichtern Geschäft
Eine gelungene Maßnahme sei die Einführung von Shopping-Bändchen seit dem dritten Adventssamstag: „Das hat die 2G-Kontrollen für alle erheblich erleichtert und die Stimmung verbessert“, freut sich Reps. Nach einmaliger Überprüfung ihres Impfstatus erhalten die Kunden im Geschäft ein buntes Armband, mit dem sie dann ohne neuerliche Nachweiskontrolle einen Tag lang weitere Läden betreten können. 42.000 solcher Bändchen hatte die ISG ruckzuck in der City verteilt und wenig später 50.000 nachgeordert.
Nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster die 2G-Regelung im Einzelhandel bestätigt hat, wird Achim Reps wohl weitere Bändchen bestellen. Die Aktion soll zunächst bis zum 15. Januar laufen.