Kreis Wesel. Vom Moers Festival bis Claudia Schiffer: Der Bildband „Ruhrgold“ spiegelt auch die kulturelle Vielfalt des Kreis Wesel wider.
Die Metropole Ruhr – ein faszinierender Ballungsraum mitten in Europa, dessen Geschichten facettenreicher nicht sein könnten. Mehr als fünf Millionen Menschen leben hier und sie alle sind Teil der Tradition und Transformation dieser Metropole, der nun ein umfangreicher Bildband mit dem Titel „Ruhrgold“ gewidmet wurde. Auch der Kreis Wesel und die in ihm lebenden Menschen sind Teil dieses Wandels und finden in dem Buch ihren Platz.
„350 Schätze aus Kunst und Kultur, Sport und Natur, Wirtschaft und Wissenschaft“ sind laut Beschreibung in dem vom Kunsthistoriker Ferdinand Ullrich herausgegebenen und beim Wienand Verlag in Köln erschienenen Buch abgebildet. In 20 Kapiteln, eingeleitet von verschiedenen Autorinnen und Autoren, wird die Herkunft, der Zusammenhalt und die Zukunft des Ballungsgebiets veranschaulicht und Leserinnen und Lesern mit schroffen, skurrilen sowie schönen Bildern gezeigt.
- Mehr Nachrichten aus dem Kreis Wesel finden Sie hier.
Sie war die Muse von Karl Lagerfeld
Kulturgut im Kreis Wesel, fest verankert und allseits beliebt ist das Moers Festival, deshalb taucht es auch im Bildband „Ruhrgold“ auf. Seit 1972 findet das internationale Musikfestival am Niederrhein statt. Beim ersten Mal gab es Programm an zwei Tagen, ein Jahr später bereits an drei Tagen und zwischen 1974 und 2010 fand das Festival an vier Tagen rund um Pfingsten statt. 2011 wurde das Programm aufgrund von Einsparungen wieder auf drei Tage gekürzt. Seit 2014 gibt es in Moers jährlich wieder vier Tage lang Jazzmusik aus aller Welt. In dem Bildband wird das Moers Festival wie folgt beschrieben: „Zu Pfingsten wird der Schlosspark in Moers zum Woodstock am Niederrhein.“
Knapp über 75 Quadratkilometer groß ist das Städtchen Rheinberg. Bei der Größe und mit gerade einmal 31.000 Einwohnern (Stand Dezember 2023) denkt man nicht darüber nach, welche Personen der Ort hervorgebracht haben könnte oder welche Dinge dort erfunden wurden. Wer hätte gedacht, dass Karl Lagerfelds Muse, das international bekannte Model Claudia Schiffer, 1970 in Rheinberg am Niederrhein geboren wurde? 1988 betrat sie für Chanel das erste Mal den Laufsteg und machte im selben Jahr gerade einmal ihr Abitur. Sie besuchte das Amplonius-Gymnasium in Rheinberg und verdient zu Recht einen Platz unter den 350 Schätzen des Bildbandes.
Eine weit über die Grenzen den Niederrheins hinaus bekannte Erfindung aus Rheinberg ist der Underberg Schnaps. 1846 erfand Hubert Underberg die Rezeptur des Kräuterschnapses in Rheinberg. Er und seine Frau Katharina Albrecht gründeten im selben Jahr die Firma, welche sich noch heute in Familienbesitz befindet. Die bekannte kleine 20 Milliliter Flasche wurde allerdings erst 1949 entworfen. Im Ruhrgold-Bildband finden zwei Underberg-Blechschilder aus den 1960er Jahren ihren Platz.
Das Rom am Niederrhein
Wer bekommt schon Fernweh, wenn Nord- und Südsee direkt vor der Tür liegen? Diese Frage stellt der Bildband seinen Betrachtern und präsentiert ein weitläufiges Foto aus Xanten, wo „den Kiesbaggern sei Dank“ weiße Sandstrände und zahlreiche Bademöglichkeiten Besucher und Besucherinnen einladen, sich wie im Urlaub zu erholen.
- Das könnte Sie auch interessieren: Weihnachtsmärkte 2024 Kreis Wesel: Die Highlights und Termine
Wirklich weit in der Ferne, nämlich weit in der Vergangenheit, im 2. Jahrhundert, gab es an der heutigen Stelle Xantens die drittgrößte römische Stadt auf deutschem Boden: die Colonia Ulpia Traiana, im Bildband genannt „das Rom am Niederrhein“. Ausgrabungen und Forschungen zu der römischen Stadt können im Archäologischen Park Xanten (APX) betrachtet werden sowie die Rekonstruktion des Hafentempels im Ruhrgold-Buch.
Ebenfalls geschichtsträchtig und vielleicht auch ein bisschen skurril ist der Kriechaltar des heiligen St. Gerebernus aus 1478, der in Sonsbeck bestaunt werden kann. Der Bildband erklärt, dass der Heilige recht unbekannt sei, seine Verehrung den Gläubigen aber Heilung verspreche, unter anderem gegen Gicht und Lähmungen. „Um das Heil des frühmittelalterlichen Märtyrers zu erlangen, muss man durch den Kriechgang seines Altars – auf Knien.“
Französische Ideale in Kamp-Lintfort
Definitiv sehenswert und deshalb auch verewigt im Bildband, ist der Terrassengarten Kloster Kamp in Kamp-Lintfort. Dort ordne sich in strenger Symmetrie die Natur dem französischen Gartenideal unter, heißt es in Ruhrgold. Die Anlage ist das ganze Jahr durch von 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet und eignet sich nicht nur für Spaziergänge, sondern ist auch bei Brautpaaren für Hochzeits-Fotoshootings sehr beliebt.
Um dem französischen Ideal zu trotzen, um die Heere des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. abzuwehren, wurde zwischen 1688 und 1722 die Zitadelle in Wesel errichtet. 1672 standen seine Heere nämlich bereits überraschend vor den Festungsmauern der Stadt. Der Kommandant entschied sich zu Gunsten der Bevölkerung für eine kampflose Übergabe. Dieser militärische Erfolg muss für König Ludwig XIV. so wichtig gewesen sein, dass er in Versailles verewigt wurde. Die Decke des Spiegelsaals zeigt einen niedergerungenen Adler als Sinnbild des besiegten Preußens, mit Wesels Festungsplan zu seinen Klauen. Ein Plan der Weseler Zitadelle ist im Ruhrgold-Bildband verewigt.
- Lesen Sie hier: Stärkung der Rettungsdienste im Kreis Wesel kommt erst später
Noch viele weitere Schätze vom Niederrhein haben einen Platz im Bildband Ruhrgold erhalten. Folgende Städte aus dem Kreis Wesel sind ein oder mehrfach vertreten und tragen zum rasanten Wandel der Metropole Ruhr bei: Dinslaken, Wesel, Moers, Hünxe, Xanten, Rheinberg und Kamp-Lintfort.