Kreis Wesel. Der VRR hat Sauberkeit, Toiletten und Fahrgastzufriedenheit ausgewertet. So schneiden die fünf Regionalzug-Linien im Kreis Wesel ab.
In welchem Zustand sind die Züge im Kreis Wesel, welche Probleme gibt es? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigen sich für das gesamte VRR-Gebiet die sogenannten Profitesterinnen und Profitester des Verkehrsverbundes. Das speziell geschulte Personal ist regelmäßig auf den Strecken unterwegs und nimmt die Fahrzeuge genau unter die Lupe. Jährlich nimmt der VRR die Erkenntnisse in seinen Qualitätsbericht auf, der kürzlich für das Jahr 2023 veröffentlicht wurde. Außerdem wurden Fahrgäste zu einzelnen Linien befragt. Die Redaktion hat die Ergebnisse für die fünf Zuglinien ausgewertet, die im Kreis Wesel unterwegs sind.
Zustand der Fahrzeuge: Bestnote für den RE5
Anhand festgelegter Messkriterien bewerten die VRR-Tester den Zustand der Fahrzeuge. Sie überprüfen dabei die Sauberkeit, Funktion und Beschaffenheit der Einrichtungen im Zug. Darüber hinaus berücksichtigen sie auch Verunreinigungen durch Graffiti im und am Fahrzeug. Die besten Noten erhält in dieser Gesamtkategorie landesweit National Express, das Unternehmen betreibt auch den RE5, der in Dinslaken, Voerde, Friedrichsfeld und Wesel als Endstation hält. Die Tester kommen bei dieser Linie auf den Zufriedenheitswert 97 von 100, das ist der Spitzenwert der Züge im Kreis Wesel. Dennoch bemängelten sie insbesondere die Sauberkeit der Fensterscheiben und des Bodens. Auch Schmierereien, kleine Graffiti und die Toiletten waren nicht immer in Ordnung.
VRR-Qualitätsbericht
Der gesamte Qualitätsbericht des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr für den Schienenpersonenverkehr ist im Internet unter www.vrr.de/de/magazin/spnv-qualitaetsbericht-2023 abrufbar. Er ist in diesem Jahr bereits zum 18. Mal veröffentlicht worden. Neben dem Zustand der Züge und der Fahrgastzufriedenheit dokumentiert der Bericht auch die Ausfälle und Verspätungen im Regionalverkehr. Über diese Auswertungen hatte die Redaktion bereits an dieser Stelle berichtet: Zug-Ärger im Kreis Wesel: So unpünktlich sind die Linien.
Minimal schlechter schneidet der RE19 (Vias Rail) mit gut 96,5 Punkten ab, Vias hat allerdings insgesamt seinen Spitzenplatz an National Express verloren. Der RE49 (DB Regio) erreicht beim Allgemeinzustand knapp über 95 Punkte, der RB 31 erreicht rund 92 Punkte, der RE 44 kommt auf etwa 91 Punkte. Damit erreichten die beiden Linien der Rhein-Ruhr-Bahn den VRR-Durchschnittswert von 94,71 Punkten nicht. Kritik gab es unter anderem am Zustand der Außenhülle der Züge, an den Scheiben oder den Toiletten.
Sauberkeit der Außenhaut: RB31 und RE44 fallen ab
Bei der Bewertung der Sauberkeit der Außenhaut dokumentieren die Profitester, inwieweit das Fahrzeug von außen verschmutzt ist. Die Bewertungsgrundlage ist in den Verkehrsverträgen verbindlich definiert, heißt es vom VRR. Es geht allerdings nur um leicht wieder abwaschbare Verschmutzungen, Graffiti und Beschädigungen der Außenhaut fließen nach Angaben des Verkehrsverbundes nicht mit in die Bewertung ein.
Auf der rechten Rheinseite sieht es in dieser Kategorie gut aus, denn RE5, RE19 und RE48 bekamen überdurchschnittlich gute Noten. Anders war das beim RE44 (Moers bis Bottrop) und der RB31 (Xanten bis Duisburg). Mit 73,93 Punkten und damit einem Minus von 4,37 Punkten im Vergleich zum Vorjahr, landet der sogenannte Niederrheiner auf dem vorletzten Platz in ganz Nordrhein-Westfalen. Der RE44 kommt auf rund 77 Punkte und schneidet damit ebenfalls deutlicher unter dem Landesschnitt von Regionalexpress-Linien (89,02) ab.
Zustand der Toiletten: Keine Probleme im Kreis Wesel
Bei den WC-Räumen wird nicht nur bewertet, ob die Toilette funktioniert, sondern unter anderem geschaut, ob die Tür abschließbar, der Händetrockner oder Handtuchspender intakt und der Spiegel kratzerfrei ist. Fahrgäste des RB31 dürften mit den Toiletten weitgehend zufrieden sein, zumindest wenn es nach den Ergebnissen der Tester geht. Denn der RB 31 kommt auf rund 82 Punkte und erreicht den besten Wert im Kreis Wesel. Auf überdurchschnittliche Noten (besser als 77,5 Punkte) kommen im Kreis Wesel außerdem der RE19 (gut 81,5), der RE5 und der RE49 (beide knapp 79).
Fahrgastzufriedenheit: Gute Note für den RE19
Nicht nur die Bewertungen der Profitester sind Teil des Berichtes. Der VRR befragt zudem seit 20 Jahren die Fahrgäste zu einzelnen Qualitätsstandards und der Gesamtzufriedenheit mit einer Linie. Bewertungsgrundlage sind hierbei Schulnoten von eins („sehr gut“) bis sechs („ungenügend“).
Die Durchschnittsnote im VRR-Gebiet beträgt dabei 2,38. Von den Betreibern erreichte Vias (2,26) die beste Note – der RE19 erreicht VRR-weit den sechsten Platz. Der RE44 von der Rhein-Ruhr-Bahn ist auf Platz 18 ebenfalls besser als der Durchschnitt. Deutlich darunter landen hingegen der RE5 von National Express (Rang 37 von 49), der RE 49 von DB Regio (Rang 39). Die RB 31 landet auf dem viertletzten Platz. Die Fahrgäste kritisierten beim „Niederrheiner“ unter anderem die Pünktlichkeit und den Zustand der Fahrzeuge, sowohl bei der Sauberkeit als auch beim Zustand der technischen Einrichtungen.
„Die befragten Fahrgäste bewerteten den Regionalverkehr in unserem Verbundraum insgesamt mit einer 2,38. Das ist zwar ‚noch gut‘, macht aber einmal mehr deutlich, dass sie mit den Leistungen nicht vollends zufrieden sind“, zog VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke ein Fazit. „Dass es erstmals seit zehn Jahren keine sehr guten Bewertungen gab, muss Ansporn für die Eisenbahnverkehrsunternehmen sein, die eigenen Leistungen kritisch zu hinterfragen und im Sinne der Fahrgäste und der Verkehrsverträge spürbar zu verbessern.“