Kreis Kleve. Art Makia aus Kleve und Moers tätowiert auf dem San Hejmo. Sogar Milky Chance kam unter die Nadel. Welche Motive beliebt sind.
San Hejmo geht unter die Haut. Buchstäblich. Lukas, der am Campingplatz arbeitet, möchte sich den Namen des Festivals tätowieren lassen. „Oder einen Dino“, überlegt er. Bis sich die Schlange vor ihm auflöst, hat er glücklicherweise noch etwas Bedenkzeit. Schließlich sind ein Schriftzug und die ausgestorbene Spezies nicht wirklich thematisch nah beieinander. „Tattoos habe ich noch nie bereut“, krempelt er seine Shorts hoch, wodurch große Motive ans Licht kommen. „Eins vom Festival wäre mal was.“ Ganz spontan sei er nicht vorbeigekommen: „Ich habe es vor ein paar Tagen im Internet gesehen.“
Ganz spontane Tattoos
Mal eben ein Tattoo stechen lassen. Das ist etwas, das im Normalfall nicht so leicht funktioniert. Studios haben monatelange Wartelisten und feste Terminvorgaben. „Aber auf diesem Festival läuft alles etwas anders“, zwinkert Susanne Lewandowski, Inhaberin der Art-Makia-Studios in Kleve und Moers. Anstellen, Motiv aussuchen, Erinnerung verewigen. „Das nehmen sehr viele in Anspruch. Es ist immer die Hölle los.“ Anders als beim Parookaville brauchen Besucher des San Hejmo nichts als ein gutes Schmerzempfinden: „So ganz ohne Buchungssystem tätowieren wir echt nur hier.“ Dabei werden selbstverständlich alle Hygieneregeln eingehalten. „Wir sind hier genauso pingelig wie in unseren Studios, das garantieren wir.“
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Wenns so schnell geht, muss natürlich auch die ein oder andere Motiv-Idee her. „Keine Ahnung, was wir machen, aber wann hat man mal die Chance dazu?“, lachen Christine und Mary, ein Pärchen aus Bochum. An der Stahltür, die ins Lila schimmernde Studio führt, hängen kleine Bilder aus. Totenkopf, Blume, Schmetterling. „Hundepfote“, ergänzt Mary. Die würde es für die Bochumerin werden. Eine Liebeserklärung an ihr Haustier Unna. Christine kommt währenddessen die Idee: ein Bandname. Welcher, wisse sie noch nicht. Die Schlange ist aber noch lang.
Name des Liebhabers ist beliebt
Zehn Tätowierer aus Kleve sowie Moers warten hinter Gitterstäben auf ihre Kunden. „Der Vibe ist krass“, nickt Christine. Dann heißt es, Zähne zusammenbeißen. Alle Tattoos liegen bei einem Startpreis von 100 Euro. Im Schnitt dauert das Stechen der vielen minimalistischen Motive 20 Minuten. Einschränkungen gibt es kaum. „Will jemand was ganz Großes haben, machen wir das auch hier“, erklärt Lewandowski. Außer die Kunden torkeln ins Studio, „manche können nicht mal die Einverständniserklärung vernünftig unterschreiben. Dann lassen wir das Ganze.“ Ohnehin vertragen sich Alkohol, der das Blut verdünnt, und frische Tinte unter der Haut nicht allzu gut.
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Kleine Weingläser, Herzchen oder sogar der Name des Lieblingsmenschen seien besonders beliebt. Das zeige ganz gut, wie die Stimmung auf dem San Hejmo so ist. „Manchmal haben die Leute aber auch so viel Spaß, dass sie uns das Hinterteil entgegenstrecken“, lacht Lewandowski. Wenn Handgelenk und Fußknöchel auch beliebte Stellen sind, so durchbrechen manche Besucher die Regel. So oder so, „es ist eine Erinnerung, die bleibt.“ Selbes gilt auch für die Tätowierer sowie Helfer, die den hohen Zulauf an Besuchern stemmen. „Kann man das überhaupt Arbeit nennen?“, deutet Lewandowski auf die gegenüberliegende Mainstage.
Milky Chance kam unter die Nadel
Musikfans lassen sich auf dem Festival nicht selten ihren Lieblingsact stechen. Was aber, wenn der plötzlich selbst unter die Nadel will? Noch bevor es richtig losging, hielt Milky Chance die Unterarme hin. Auch das Band-Duo wird sich damit wohl noch lange an das San Hejmo erinnern. Stars tätowiere Art Makia auch nicht alle Tage. Da liegt die Nervosität plötzlich ganz schnell auf der anderen Seite der Nadel.