Kleve. Manuela Basmer aus Kleve hat eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Herzproblemen gegründet. Sie selbst hatte einen schweren Herzinfarkt.

Bevor die Erinnerung aussetzt, isst sie Spaghetti Bolognese. Ihr Mann ist vor einer halben Stunde wiedergekommen, sie hat gekocht, Alltag. Kurz denkt sie noch, ob sie zu sehr schlingt, aber das ist es nicht, das Gefühl ist anders. Irgendetwas stimmt nicht. Sie sagt ihrem Mann, er solle sie ins Krankenhaus bringen, sie setzen sich ins Auto, fahren von Hülm nach Goch, irgendwie kommt sie auch noch aus dem Auto ins Krankenhaus. Aber daran erinnert sie sich schon nicht mehr.

Als Manuela Basmer wieder zu sich kommt, liegt sie in einem Zimmer im Klever Krankenhaus. Eine gute Woche ist vergangen. Vorher war sie noch eine Frau voller Tatkraft, mitten im Beruf. Jetzt muss man sie füttern. Sie hatte einen Herzinfarkt. Dabei haben die Ärzte zunächst gar keine Auffälligkeit gesehen, als sie sie in Goch ans EKG angeschlossen haben. Bis auf einmal ein Vorhofflimmern einsetzte. Eine Stunde haben die Ärzte um ihr Leben gekämpft, ihren Zustand stabilisiert, bis man sie nach Kleve bringen konnte, um sie zu operieren.

Manuela Basmer: „Ich habe die Endlichkeit gespürt“

Danach: eine Woche künstliches Koma. Danach: erfolglose Versuche, sie zum selbstständigen Atmen zu bringen. Danach: Zieht sie sich nachts den Beatmungsschlauch heraus, trotz fixierter Hände. Sie kann wieder atmen. Das Leben geht also weiter.

„Ich habe die Endlichkeit gespürt“, sagt Manuela Basmer an einer Stelle des Interviews. Wäre der Herzinfarkt eine Stunde vorher passiert, als sie mit dem Hund im Wald war – sie wäre tot gewesen. Damals, als sie im Krankenhaus wieder zu sich kam, wollte sie gleich aufstehen, duschen und so weitermachen wie vorher.

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Wenn das Staubsaugen müde macht

Manuela Basmer ist eine fröhliche Frau, sie steht mit beiden Beinen im Leben. Aber schon in der ersten Reha sagt ihr ein Arzt: Mit dem Arbeiten ist es vorbei. Das wird nicht mehr gehen. Mit anderen Worten: Von heute auf morgen ist das Leben ein anderes. Nein, sie hat kein Licht gesehen, als die Körperfunktionen aussetzten. Sie hat auch keine seltsamen Träume. Aber sie muss nun ihre Kräfte einteilen. Früher gab es die Arbeit, den Hausputz, das ganze Drumherum. Heute ist sie schon vom Staubsaugen kaputt. Damit muss man erst einmal klarkommen.

Drei Jahre ist der Herzinfarkt nun her. Man kann sagen, dass die 51-jährige, ihr Mann und ihre beiden erwachsenen Kinder den Schlag so gut weggesteckt haben, wie es eigentlich nur geht. Sie lobt die Ärzte, die Rehas, die psychologische Betreuung.

Nächste Selbsthilfegruppe war in Bottrop

„Aber ich habe mich gefragt: Wo sind all die Leute in Kleve, die einen Herzinfarkt hatten?“ Die daran in der einen oder anderen Form zu knacken haben? Die nächste Selbsthilfegruppe war in Bottrop. „Dabei war es schon in der Reha so, dass die Gespräche mit anderen Patienten einen wirklich weiterbringen können“, sagt sie. Damit man sich nicht hängenlässt. Damit man mit dem Kopf hinterherkommt, wenn der Körper plötzlich nicht mehr so mitmacht wie zuvor. „Es ist schwer, sich neu zu finden“, sagt Manuela Basmer, die mittlerweile in Kleve wohnt. Und dabei kann der Austausch helfen.

Also hat sie, ganz die energische Person, die sie ja auch immer noch ist, beschlossen, selber eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Das geht unter dem Dach des Klever Selbsthilfe-Büros ja ausgezeichnet. Einmal im Monat treffen sie sich nun, ab September werden sie auch einen Raum dafür haben. „Bis dahin treffen wir uns halt im Eiscafé“, sagt Manuela Basmer pragmatisch. Einer der Punkte, um die es dabei geht, ist das Überwinden von Ängsten: „Ich zum Beispiel habe immer noch Angst, mich allzu weit vom Telefon zu entfernen.“ Sprechen hilft, Erfahrungen austauschen ebenso. Und zusammen Spaß haben natürlich auch.

Manuela Basmer möchte ehrenamtlich tätig werden

Die Selbsthilfegruppe in Bottrop, die sie einige Male besucht hat, gibt es seit 16 Jahren, und die Erfahrungen von dort möchte sie nun weitergeben. Irgendwann, so wünscht sie sich, möchte sie auch wieder ehrenamtlich tätig sein, ein paar Stunden. „Ich möchte, dass man sich wieder auf mich verlassen kann.“

Bei der Herz-Selbsthilfegruppe kann man sich über das Klever Selbsthilfe-Büro anmelden. Infos gibt es telefonisch unter 02821 780012 oder per E-Mail an selbsthilfe-kleve@paritaet-nrw.org.