Goch. Das Dorfauto in Hassum/Hommersum und Kessel wird von der älteren Bevölkerung hoch geschätzt. Seit drei Monaten sind die E-Autos im Einsatz.

Zwar mitten auf dem Land, aber keinesfalls mitten im Nirgendwo: Ob Hommersum, Hassum oder Kessel – die Menschen leben gerne in den Gocher Ortsteilen und vermissen, wenn überhaupt, eigentlich nur eines: eine gute Verbindung ins Gocher Zentrum, nach Kleve oder sonst wo hin. Damit auch die älteren Einwohner, die nicht mehr eigenständig mobil sind, beispielsweise Arzttermine wahrnehmen können, läuft seit Herbst 2020 das Dorfauto-Projekt (die NRZ berichtete). Nach drei Monaten zeigt sich: Es gibt vielen Menschen ein Stück Freiheit zurück.

Die Stadtwerke Goch stellen für Hommersum-Hassum (Ho/Ha) und für Kessel jeweils ein Elektroauto plus Zapfsäule für die Stromer den Dorfgemeinschaften im Rahmen der „Goch,n‘Roll“-Kampagne zur Verfügung. Die Stellung und Organisation der geprüften Fahrer sowie die Einteilung des Fahrdienstes haben die Interessengemeinschaften (IG) Dorfauto Ho/Ha und Kessel übernommen. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Dörfler wurde bereits vielen Menschen kostenfrei zu neuer Mobilität verholfen. Eine besondere Form von Nachbarschaftshilfe, die ankommt.

Infos und Reservierung

Weitere Informationen und die Möglichkeit zu Fahrtenreservierungen mit dem Dorfauto gibt’s hier: IG Dorfauto Ho/Ha, 02823/9310-304; IG Dorfauto Kessel, 02823/9310-305.Hinweise zum Dorfauto-Projekt stehen auch online auf www.gochnroll.de/dorfauto.

Viele engagierte Helfer

Das Projekt funktioniere nur, weil sich so viele darin engagieren, betont Klemens Spronk, Mitgründer der IG Ho/Ha. Allen voran zehn ehrenamtliche Fahrer (plus drei Springer, also Ersatzfahrer), die speziell für die Fahrten mit dem Elektroauto Hyundai Ionic geschult wurden. Wer wann fahren kann und welche Fahrgäste wann und wohin gefahren werden müssen – das alles haben die zwei Koordinatorinnen Astrid Giesen (55) und Marianne Bodden (70) für Ho/Ha im Blick. Während Giesen die Fahrpläne für die Fahrer organisiert und die Fahrtermine im Internet-Kalender – das Dorfauto steht montags, mittwochs und freitags zur Verfügung – verwaltet, kümmert sich Bodden um den Telefondienst.

Marianne Bodden (70) ist eine der beiden ehrenamtlichen Koordinatorinnen beim Dorfauto-Projekt in Hommersum/Hassum.
Marianne Bodden (70) ist eine der beiden ehrenamtlichen Koordinatorinnen beim Dorfauto-Projekt in Hommersum/Hassum. © Unbekannt | Anke Gellert-Helpenstein

„Also Marianne Bodden ist unser Goldstück“, lobt Giesen ihre engagierte Kollegin. „Sie führt alle Telefonate und nimmt die Anfragen der Fahrgäste an.“ Auch wenn es aufgrund des Corona-Lockdowns kaum bis keine privaten Tour-Anfragen gibt, so freuen sich vor allen Dingen Seniorinnen über das Dorfauto-Angebot und können beispielsweise ihre Arzttermine in Goch, Kleve, Geldern oder auch weiter weg wahrnehmen. „Unter den Bedingungen der Pandemie sind wir mit der Nachfrage zufrieden. Ein oder zwei Fahrten haben wir wöchentlich. Eine Woche ohne Fahrt gab’s noch nicht“, so Giesen. Es sind Fahrten, die den Fahrgästen ein selbst bestimmteres, mobileres Leben ermöglichen.

Feste Stellplätze in den Dörfern

Astrid Giesen sorgt dafür, dass die Fahrer fair und gerecht eingeteilt werden. Darunter auch der 70-jährige Hermann Janssen, der nur zu gerne das Ehrenamt für seine Mitbürger ausübt. „In drei Monaten ist jeder Fahrer vier bis fünf Mal für unsere Sache Dorfauto unterwegs“, erklärt Giesen. Natürlich immer unter den strengen Corona-Hygieneauflagen. Was Bodden und Giesen gleichermaßen bedauern, ist die Tatsache, dass coronabedingt keine Gruppentreffen mit allen Ehrenamtlern möglich sind. Da fehlt es am Erfahrungsaustausch von Angesicht zu Angesicht.

Zu Hause sind die Stromer der Stadtwerke Goch in den Ortschaften an ihren festen Stellplätzen mit Stromzapfsäulen (Parkplatz Dorfhaus Hassum und Parkplatz an der Turnhalle Kessel). „Aber auch eine private Nutzung der Fahrzeuge ist nach Absprache möglich“, ergänzt Marianne Bodden.

Jetzt geht sie erst einmal davon aus, dass das Dorfauto-Team auch für Fahrten zum Impfzentrum nach Kalkar eingebunden wird. Entsprechende Gespräche der IG mit der Stadt Goch und den Stadtwerken gab’s bereits. So sollen die beiden Stromer für die IG für Fahrten zum Impfzentrum nicht mehr nur an den drei eigentlich üblichen Dorfauto-Tagen, sondern an allen (Werk-)Tagen zur Verfügung stehen. Eine erfreuliche Botschaft für die IG, aber auch eine, die jede Menge mehr Planungsarbeit und für die Fahrer einen gehörigen Mehraufwand bedeutet.