Kreis Kleve. Karl-Leisner-Klinikum meldet für 2021 deutlichen Anstieg von schweren Kardiologie-Fällen. Patienten zögern bei Notfällen oft zu lange.

Die Klinik für Kardiologie und Nephrologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums (KKLE) meldet für das abgelaufene Jahr einen deutlichen Anstieg schwerer kardiologischer Krankheitsverläufe. So hat das Team der Kardiologie 2021 an den beiden Standorten im St.-Antonius-Hospital Kleve und im Marienhospital Kevelaer nach KKLE-Angaben erstmals mehr als 1000 PTCA-Eingriffe (Stent) und fast 3000 Katheter-Untersuchungen durchgeführt.

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Chefarzt Dr. Norbert Bayer beobachtet diese Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie verstärkt wird, mit Sorge: „Unsere Patienten zögern bei Notfällen, kommen später zu uns und sind deshalb kränker“, fasst er zusammen. „Dabei zählt bei der Behandlung von Notfällen wie Herzinfarkten jede Minute.“ Dr. Bayer rät Patienten dringend dazu, medizinische Hilfe rechtzeitig in Anspruch zu nehmen und trotz der Corona-Lage keine falsche Scheu vor dem Krankenhaus zu haben. Denn häufig sieht er die Folgen eines zu langen Abwartens. Das Aufschieben eines gebotenen Arztbesuches sei vor allem für Risikopatienten mit kardialen Problemen sehr gefährlich. „Patienten mit einer chronischen Herzschwäche, mit Herzklappenerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen sind besonders gefährdet“, so Bayer. „Insbesondere, wenn es bei diesen Erkrankungen zu einer Covid-19-Infektion kommt. Deswegen sollten Herzpatienten bei Beschwerden auch in der Pandemie jederzeit unsere Hilfe in Anspruch nehmen.“

Ausgezeichnete Versorgung

Regelmäßige Erhebungen zeigten, dass die Überlebenschancen von Patienten mit einem Herzinfarkt im Kreis Kleve deutlich besser sind als im Landesdurchschnitt – vom Eintreffen des Notarztes bis zur Öffnung der verschlossenen Herzkranzarterie im Klinikum vergeht in der Regel weniger als eine Stunde, so das Klinikum. Allein: „Der Notruf muss erfolgen“, betont Dr. Norbert Bayer.

Auch ein zwölfmonatiges Projekt von Studierenden des Masterstudiengangs Gesundheitswissenschaften und -management der Hochschule Rhein-Waal brachte 2017/2018 das Ergebnis hervor, dass die Versorgung von Herzinfarkten im Kreis Kleve ausgezeichnet sei. Acht Studierende hatten anhand von anonymisierter Patienten- und Versorgungsdaten bei 150 Herzinfarkten untersucht, wie schnell die Rädchen bei einem Notfall ineinander greifen.

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„Der große Vorteil im Kreis Kleve ist, dass die Absprachen mit zwei Standorten relativ einfach sind. Dies beschleunigt die Dinge“, sagt Professor Dr. Frank Schmitz, der das Studierendenprojekt vor rund vier Jahren begleitete. „Aktuelle Untersuchungen liegen seitdem nicht vor, aber es gibt auch keinen Grund, von einer Verschlechterung der Versorgung auszugehen.“

6000 Patienten pro Jahr

Chefarzt war damals wie jetzt Dr. Norbert Bayer. Der Mediziner, der die beiden voll ausgestatteten Kardiologie-Abteilungen mit Herzkatheterlabor in Kleve und Kevelaer standortübergreifend leitet, hat das eng gewobene Herzinfarkt-Netzwerk Niederrhein gespannt. Die Einrichtung, die das Katholische Karl-Leisner-Klinikum und der Rettungsdienst des Kreises Kleve seit 2005 Hand in Hand betreiben, sei ein stabiles Fundament für die kardiologische Versorgung im Kreis Kleve, stellt KKLE-Sprecher Christian Weßels fest. Dr. Bayer setzt dabei auf eine gute Vernetzung mit den niedergelassenen Ärzten und fachspezifische Schulungen der Rettungsassistenten.

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Die Klinik für Kardiologie und Nephrologie betreut im St.-Antonius-Hospital Kleve und im Marienhospital Kevelaer pro Jahr mehr als 6000 Patienten und ist damit eine der größten kardiologischen Fachabteilungen in Nordrhein-Westfalen – und „eine wichtige Säule in unserer Klinikstruktur“, wie Christian Weßels sagt.

Herzkatheter-Untersuchungen erfolgen im Katholischen Karl-Leisner-Klinikum in der Regel nicht mehr über einen Zugang in der Leistengegend, sondern vom Handgelenk aus. Dieses Verfahren werde von den Patienten als deutlich angenehmer erlebt und weise eine äußerst niedrige Komplikationsrate auf, so das KKLE. Bei einer PTCA wird ein winziger Ballon mithilfe minimal-invasiver Technik präzise in einer Engstelle der Herzkranzgefäße platziert, wo er sich entfaltet und das Gefäß weitet. Dann kommt meist ein Stent zum Einsatz: Das feine Metallgitter stützt das Gefäß, das Blut kann wieder ungehindert fließen.