Kreis Kleve/Niederlande. Der Mobilitätsplan 2030 weist den Weg für grenzüberschreitende Verkehrsprojekte in der Euregio. Besonders Radwege sollen ausgebaut werden.

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Die Verkehrsverflechtungen zwischen dem Kreis Kleve und den nahen Niederlanden sind vielfältig. Zahlreiche Grenzpendler, die auf der einen Seite wohnen und auf der anderen Seite arbeiten, fahren mit ihren Autos beispielsweise über die B 9 und N 325. Studierende rollen im so genannten Schnellbus SB 58 zwischen Emmerich/Kleve über Kranenburg bis nach Nimwegen. Radfahrer treten auf den vielen Wegen im Grenzgebiet in die Pedale. Und seit Ende 2016 verbindet der RE 19 Emmerich und Arnheim auf dem Schienenweg.

Doch bei alldem ist der grenzüberschreitende Verkehr an vielen Stellen noch stark verbesserungswürdig. Der Prellbock am Klever Bahnhof, der die einst durchgehende Bahnverbindung nach Nimwegen seit Jahren abrupt stoppt, ist ein Sinnbild dafür. „Es gibt immer wieder Bedarf an grenzüberschreitender Mobilität bei Bus-, Zug- und Radverbindungen“, sagt Heidi de Ruiter von der Euregio Rhein-Waal (ERW).

Euregiorat hat den Mobilitätsplan verabschiedet

Das ist die Euregio Rhein-Waal

4,2 Millionen Menschen leben in dem Gebiet der Euregio Rhein-Waal, die auf deutscher Seite die Kreise Kleve und Wesel sowie die Städte Duisburg und Düsseldorf umfasst. Auf niederländischer Seite gehören der nordöstliche Teil der Provinz Noord-Brabant, der nördliche Teil der Provinz Limburg und die Provinz Gelderland mit den Regionen Arnheim-Nimwegen, Gelderse Vallei, Liemers, Veluwe, Südwest-Gelderland und Achterhoek dazu.Rund 300.000 Unternehmen leisten einen beträchtlichen Anteil zur Wirtschaft.

Deshalb hat der Euregiorat, das höchste Gremium der ERW, jetzt in einer außerordentlichen Sitzung den Euregionalen Mobilitätsplan 2030 verabschiedet. Das 131-seitige Papier analysiert detailliert die aktuelle Situation der Mobilität im Grenzgebiet und dient als wichtige Grundlagenarbeit für die Umsetzung konkreter Maßnahmen in den kommenden Jahren, die Vernetzung und Erreichbarkeit in der Euregio verbessern sollen. Heidi de Ruiter ist Leiterin des im November 2019 angestoßenen Projektes und sagt: „Das ist ein Plan für die Region, an dem sich jeder bedienen kann, der mit Mobilität zu tun hat.“

Der Mobilitätsplan liefert unter dem Titel „Gemeinsam grenzenlos mobil“ aktuelle Statistiken: Demnach wohnen auf der deutschen ERW-Seite 15.000 Menschen, die in den Niederlanden arbeiten. Umgekehrt sind es 1800 Niederländer, die in Deutschland ihr Geld verdienen. Mit 13,6 Prozent hat Kranenburg den höchsten Anteil an Grenzpendlern innerhalb der Euregio Rhein-Waal. Ein Ungleichgewicht gibt es auch bei den Studierenden: Im Jahr 2018 waren mehr als 1200 deutsche Studierende an der Radboud Universität in Nimwegen und fast 600 an der Hochschule Arnheim/Nimwegen (HAN) eingeschrieben. Die Zahl der niederländischen Studierenden in ganz Deutschland war im Jahr 2018 mit 1600 geringer. An der Hochschule Rhein-Waal studierten 2019 nur fünf Studierende. „Neben dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt mit Grenzpendlern spielt auch der grenzüberschreitende Tourismus eine wichtige Rolle für die ERW“, stellen die Autoren des Mobilitätsplans zudem fest.

Diese grenzüberschreitenden Radverkehrsverbindungen sollen ergänzt werden.
Diese grenzüberschreitenden Radverkehrsverbindungen sollen ergänzt werden. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Diese Vorschläge macht die Euregio zum Radverkehr

Sie schlüsseln für die einzelnen Verkehrsarten den Status quo auf und formulieren konkrete Vorschläge zur Verbesserung. Mit Blick auf die Europa-Radbahn zwischen Kleve und Nimwegen, der fast vollständig gebauten Boxteler Bahn auf der Strecke Boxtel-Gennep-Wesel und der kürzlich eröffneten Verbindung von Weeze nach Bergen heißt es: „Die grenzüberschreitenden Radverkehrsverbindungen sind für die Freizeitnutzung ausreichend.“

Trotz dieses positiven Ergebnisses dreht sich eine der fünf Empfehlungen für Mobilitätsinitiativen um grenzüberschreitende Radwege. Diese zentralen Punkte sollen in den kommenden Monaten mit Studien weiter ausgearbeitet werden. „Anfang April beginnen dazu die Gespräche mit den beteiligten Kommunen, Kreisen und Provinzen“, kündigt Heidi de Ruiter an.

Heidi de Ruiter ist Projektleiterin des Euregionalen Mobilitätsplan 2030.
Heidi de Ruiter ist Projektleiterin des Euregionalen Mobilitätsplan 2030. © Unbekannt | Claudia Gronewald

Der Euregionale Mobilitätsplan schlägt sowohl den zeitnahen Ausbau bestehender als auch den Bau neuer Radverkehrsverbindungen vor. Dazu gehört unter anderem die Ost-West-Verbindung von Kleve über Kranenburg nach Nimwegen, die zum einen über die Europa-Radbahn führt. „Derzeit verliert sich die Route an der Grenze in den Niederlanden“, stellt de Ruiter fest. Eine zweite Strecke führt von Kleve über Kranenburg und Wyler bis zur Waalbrug in Nimwegen. Diese ist laut der Projektleiterin „an der Grenze in Wyler aber relativ gefährlich und nicht fahrradfreundlich gestaltet“. Die Euregio bringt darüber hinaus neue Verbindungen zwischen Rees, Isselburg und Doetinchem sowie zwischen Doetinchem, Zevenaar und Emmerich ins Spiel. An Letzterer habe die Gemeinde Doetinchem bereits großes Interesse signalisiert, berichtet de Ruiter.

Die Euregio Rhein-Waal wird alle Beteiligten zusammenbringen, Fördermöglichkeiten aufzeigen und die Vorarbeiten vorantreiben. „Die Umsetzung ist dann nicht mehr Aufgabe der Euregio. Die Partner sollen auf der geschaffenen Grundlage ab Herbst in den Projekten weiter alleine arbeiten können“, sagt Heidi de Ruiter.

Ausbau der ÖPNV-Verbindungen

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Auch der Ausbau der ÖPNV-Verbindungen ist eine Forderung im Mobilitätsplan – auch wenn, anders als für die Radwege, derzeit keine finanziellen Euregio-Mittel für weitere Planungen zur Verfügung stehen. Der SB 58, für de Ruiter angesichts von 62 Haltestellen „kein wirklicher Schnellbus“, soll optimiert werden. Zudem schlägt die Euregio eine möglicherweise kommerziell betriebene Expressbus-Verbindung zwischen Nimwegen und dem Airport Weeze vor.

Beim RE 19 hofft Heidi de Ruiter auf eine Erleichterung für die Grenzpendler, wenn die OV-Chipkaart demnächst auch an den drei Emmericher Bahnhöfen genutzt werden kann. Und auch die viel diskutierte Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Kleve und Nimwegen steht in der Ausbau-Liste der grenzüberschreitenden Verbindungen – jedoch nicht als vorrangige Priorität. „Wir unterstützen die Initiative des Kreises Kleve, aber eine Umsetzung bis 2030 ist nicht realistisch“, erläutert die Projektleiterin.