Kleve-Brienen. Das Ingenieurbüro Spiekermann stellte die Pläne für eine neue Sportbootschleuse in Kleve-Brienen vor. Die Politik hat noch viele Fragen.
Begeisterung sieht anders aus. Als Projektleiterin Svenja Hellpap ihre Pläne für die neue Sportbootschleuse in Kleve-Brienen an die Wand projizierte, machte sich Ernüchterung im Ratssaal breit: klobiger Beton, keine klappbare Brücke, kein Hauch Ästhetik, nicht ein Fitzelchen der historischen Brücke bleibt übrig. Brienen bekommt ein schnödes Betonbecken, welches als neues Tor zur Stadt dienen soll. Geschätzte Nettokosten: 14,7 Millionen Euro. Die Politiker haben entsprechend noch viele Fragen.
Segelmast müsste gelegt werden
Svenja Hellpap, Bauingenieurin des Büros Spiekermann aus Düsseldorf, stellte am Mittwochabend dem Verkehrsausschuss der Stadt Kleve ein rein funktionales Betonbauwerk vor, welches künftig als Schleuse dienen soll.
Von einer möglichen Integration bestehender Teile der vorhandenen Schleuse – immerhin ein Wahrzeichen der Stadt – war nicht mehr die Rede.
Und was ist mit dem Denkmal?
Josef Gietemann, Vorsitzender des Heimatvereins Rindern, ist enttäuscht, dass die vorhandene Schleuse bei den Planungen keine Rolle mehr zu spielen scheint. „Die Planungen gehen einfach von einem Neubau aus“, so Gietemann. Er erinnert daran, dass der Rat beschlossen hat, für den Erhalt wichtiger Teile zu kämpfen.Benedict Schroers (CDU) hat den Denkmalschutz noch nicht abgeschrieben. Er möchte nun im Prozess weite Teile des Denkmals erhalten wissen: „Wünschenswert wäre es, wenn wir das Denkmal erhalten könnten.“
Und so erführen die Ausschussmitglieder, dass die Schleusenkammer 21,5 Meter lang und acht Meter breit wird. Die maximale Höhe beim oberen Betriebswasserstand beträgt 4,50 Meter. Sollte der Altrhein weniger Wasser führen, wären acht bis zehn Meter möglich, so die Ingenieurin. Die Durchfahrtshöhe an der Industriebrücke liegt übrigens bei 6,10 Metern.
Eine klappbare Brücke ist nicht vorgesehen
Eine klappbare Brücke über den Spoykanal ist nicht vorgesehen. Für die meisten Sportboote würden die angegebenen Höhen ausreichen: „Dies ist vertretbar“, sagte Hellpap. Ferner werde künftig das beiderseitige Befahren der Brücke über den Spoykanal möglich sein. Heute ist ein Begegnungsverkehr nicht möglich.
Nach den Vorstellungen der Planer soll das Bauwerk von den Skippern selbst bedient werden können. Mittels bewährter Kipp-Schaltungen könne man die Schleusentore und die Kammer entsprechend bedienen. Zur Altrheinseite wird der Hochwasserschutz durch ein üppiges Schleusentor und weitere Dammbalken gewährleistet, die eine doppelte Sicherheit garantieren sollen. Die Schiffbarkeit der Schleuse sei zu zirka 80 Prozent des Jahres gewährleistet.
Viele Fragen seitens der Klever Politik
Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich nicht begeistert, wirkten ernüchtert ob der Vorschläge. Christian Nitsch (SPD) sagte, dass ein Großteil der Segelboote diese Schleuse nicht nutzen könnten. „Es ist völlig klar, dass niemand einen Mast legt, um die Innenstadt zu erreichen. Das ist nicht zumutbar.“ Auch sei das Becken mit acht Metern zu schmal, da man ja die Sicherheitsinstallationen abziehen müsse. Dann blieben vielleicht noch sechs Meter übrig. Fahrgastschiffe wie einst die Düffel könnten Kleve so nicht anlaufen. „Aber aus touristischer Sicht sind uns gerade die Fahrgastschiffe wichtig“, sagte Nitsch.
Eine Klappbrücke würde fünf Mal teurer als eine feste Brücke, sagte Svenja Hellpap. Wie hoch die Kostensteigerung wäre, sagte sie nicht.
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Das Büro Spiekermann brachte für eine mögliche Umsetzung zwei grundsätzliche Varianten ins Spiel: Variante 1 sieht eine Realisierung im Zuge der Deichsanierung vor, Variante 2 den Bau der Schleuse nach der Fertigstellung des Deiches. „Dies würde allerdings deutlich mehr kosten“, sagte Hellpap. Bei einer Nutzung der Deichbaustelle, könne man durch den Wegfall von einer separaten Baugrube, Baustelleneinrichtungen, Bodenauffüllungen und die Errichtung eines Durchlassbauwerkes 1,76 Millionen Euro sparen. Christian Nitsch meinte dazu: „Wenn wir es nicht schaffen, die Variante 1 zu realisieren, wird es bis auf Weiteres keine Schleuse für Kleve geben.“
Enge Zeitfenster für eine Realisierung
Zur Finanzierung merkte Kämmerer Willibrord Haas an, dass der Bund zugesagt habe, 50 Prozent der Investitionskosten zu übernehmen. Über mögliche EU-Mittel könne man weitere 50 Prozent akquirieren. Einen Antrag könne man ab dem Frühjahr stellen. Für die Stadt Kleve verblieben jährliche Unterhaltungskosten und Abschreibungen zwischen 600.000 und 800.000 Euro. Dies wäre allerdings für die Stadt zu stemmen, so Haas.