Kreis Kleve. Die Telefone stehen bei den Friseuren nicht mehr still. Seit klar ist, dass sie im März wieder öffnen dürfen, möchten alle einen Termin haben.

Das Telefon steht seit Mittwoch nicht mehr still. Kaum ist er aufgestanden, sitzt Mirko Brendgen schon am Apparat: „Die Leute sind heiß“, sagt er und trägt im Minutentakt die Termine für den März ein. Klingeling, der nächste Kunde ruft an. Vermutlich war der Friseur noch nie so gefragt wie in diesen Tagen: 96 Anrufe in zwei Stunden.

Der Friseur aus Kleve-Rindern macht jetzt viele Menschen froh: „Die Anrufer sind so glücklich, wenn sie einen Termin erhalten“, sagt er. Nach zehn Wochen Lockdown dürften sich ab dem 1. März in seinem Salon die Haarberge türmen. Es hat sich eine ganz schöne Wolle auf den Köpfen angesammelt.

Friseurmeisterin Saskia Hendrix aus Goch.
Friseurmeisterin Saskia Hendrix aus Goch. © Unbekannt | Salon Hendrix

„Wir sind alle erleichtert, dass wir wieder arbeiten dürfen“, sagt die Gocher Friseurmeisterin Saskia Hendrix, die dem Vorstand der Friseur-Innung des Kreises Kleve angehört. In die Freude mischt sich aber auch Respekt vor der organisatorischen Mammutaufgabe, die sie und ihre Kollegen nun bewältigen müssen. Seit dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstagabend melden sich bei Saskia Hendrix Kunden per Telefon, E-Mail, WhatsApp und auf Instagram, um Termine zum Haareschneiden zu ergattern. „Ich zermartere mir den Kopf, wie wir möglichst viele so schnell es geht bedienen können“, sagt die Inhaberin des Salons auf der Kalkarer Straße.

Vier statt zehn Plätze

Die verschärften Regeln gegenüber der Zeit vor dem zweiten Lockdown machen die Terminorganisation nicht leichter. Auf zehn Quadratmetern darf sich nun rechnerisch nur noch eine Person aufhalten. „Unser Geschäft ist glücklicherweise relativ groß, doch eigentlich ist diese Vorgabe eine mittlere Katastrophe“, meint Hendrix. Von den normalerweise zehn Plätze in ihrem Salon stehen nur noch vier zur Verfügung. „Aber wir sind dankbar, dass wir bei den Lockerungen berücksichtigt wurden“, betont die Gocherin. Deshalb wird sie auch die übrigen Regelungen – die Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken, alle 20 Minuten lüften, akribische Dokumentation der Kundendaten, penibeles Desinfizieren – genau befolgen.

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Auf die neuen Bedingungen stellt sich auch Diana Eberhard ein. In ihrem Salon „Zeit für Dich“ in Kalkar-Wissel liegt eine mehrseitige Liste mit Namen und Telefonnummern von Kunden, die teilweise seit Dezember 2020 auf einen Termin warten. „Ab Montag telefonieren wir sie der Reihe nach ab, damit die Terminvergabe auch gerecht bleibt“, sagt die Friseurmeisterin. „Am liebsten wollen alle am ersten Tag oder in der ersten Woche kommen, doch das ist unmöglich. Wir geben aber alles und arbeiten in verschiedenen Schichten von 6 bis 22 Uhr und auch zusätzlich samstags.“

Bei Julia Kersten vom Friseursalon „Haarscharf“ in der Klever Herzogstraße klingelt im Moment ebenfalls fast pausenlos das Telefon: „Da haben Sie aber Glück gehabt, dass Sie uns überhaupt erreichen. Es ist spaßig im Moment.“ Die Inhaberin rechnet damit, dass in zwei Tagen alle Termine für den März vergeben sind. „Die Kunden sind so glücklich. Am liebsten würden sie sofort kommen“, sagt Julia Kersten.

Öfter mal was Neues

Sie rechnet fest damit, dass die Haarschnitte im März mehr Zeit kosten werden. Um alles wieder in Form zu bringen, wird es nach zehn Wochen Friseurabstinenz etwas dauern. „Aber wir kennen ja unsere Kunden und wissen, was wir an Zeit einplanen müssen.“ Entsprechend werde die Terminplanung angepasst. Für die vielen Haare verfügt sie über ein Staubsaugersystem: „Die Haarpracht landet bei uns direkt im Keller in einem großen Auffangbehälter“, erzählt Kersten.

Mehr Zeit möchte auch Mirko Brendgen einplanen: „Im Prinzip machen wir jetzt lauter Neuschnitte. Die Kunden haben gemerkt, wie sie mit längeren Haaren aussehen und wollen auch mal was Neues.“ Wegen der neuen Quadratmeter-Regelung muss er allerdings Abstriche beim Personal machen. „Wir haben es so gelöst, dass jetzt immer nur sechs anstatt acht Mitarbeiter im Dienst sind“, so Brendgen.

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