Kreis Kleve. Der Lockdown trifft auch die Friseure im Kreis Kleve mit voller Härte. Eine Licht-Aktion soll jetzt auf ihre Existenznöte aufmerksam machen.

Insgesamt 67 Salons gehören zur Friseur-Innung des Kreises Kleve. 67 Existenzen, die seit dem 16. Dezember 2020 im zweiten Lockdown ums Überleben kämpfen, weil sie seitdem geschlossen sind. Viele Familienbetriebe im Friseurhandwerk können die damit verbundenen Umsatzverluste nicht mehr länger überbrücken und stehen vor dem existenziellen Aus.

Zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks kämpft auch die Kreis Klever Innung für einen Neustart ab dem 15. Februar und ruft alle Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber dazu auf von Sonntag, 31. Januar, bis Montag, 1. Februar, die Lichter in den Salons anzuschalten, „bevor sie ganz ausgehen“, wie es Cilly Elsing von der Kreishandwerkerschaft Kleve betont.

Obermeisterin Ingenillem: „Wir geben nicht auf“

Das Licht soll 24 Stunden in den Salons brennen, um die Bevölkerung auf die dramatische Situation des Friseurhandwerks im zweiten Lockdown aufmerksam zu machen. Sechs Wochen mussten die Betriebe bereits 2020 schließen und nun noch bis mindestens Mitte Februar. „Wir wollen für unsere Kunden sichtbar bleiben und geben nicht auf“, so Karin Ingenillem, Obermeisterin der Friseur-Innung des Kreises Kleve. „Wir kämpfen um unsere Existenz und wollen arbeiten. Unsere Kunden warten auf uns, warten auf den Profi“, so Ingenillem. Ihr ist es – neben der wirtschaftlichen Situation – ganz besonders wichtig, dass sich die Menschen wieder wohl unter ihren Haaren fühlen. Der Lockdown trifft fast alle hart und wer sich dann noch nicht einmal mehr gerne im Spiegel anschaut, der verzweifelt noch mehr, ahnen die Haarstylisten.

Sie formuliert auch die vier wichtigsten Forderungen ihres Handwerks: Überbrückungshilfen müssen passgenau gestaltet und schnell und unbürokratisch gewährt werden. Zurzeit aber noch reine Theorie. Ingenillem: „Für Januar ist es bis jetzt nicht einmal möglich, Anträge auf Hilfe zu stellen, weil es die noch gar nicht gibt.“ Dabei wären ankommende Hilfen bitter nötig. So weiß die Innungsmeisterin aus Geldern-Veert nur zu gut, dass gerade auch sologeführte Geschäfte mit nur einem oder zwei Mitarbeitern oder erst jüngst gegründete Existenzen oft keinerlei Rücklagen mehr haben – oder auch gar nicht hatten.

Kontrollen gegen Schwarzarbeit gefordert

Aber auch für Salons wie ihrer gilt: Die Männer und Frauen an der Spitze der Betriebe gehen bislang leer aus. Die Innungsmeisterin dazu im Gespräch mit der NRZ: „Sollten wir irgendwann für den ganzen Januar Unterstützungsgelder bekommen, dann sind die ja für Löhne – auch bei Kurzarbeit müssen wir ja in Vorleistungen gehen – und alle weiterlaufenden betrieblichen Kosten. Für uns selbst bleibt da einfach nichts mehr.“ Die Chefs gehen leer aus.

Eine weitere wichtige Forderung gerade der Friseurinnung: Schwarzarbeit muss gestoppt und deswegen auch intensiver verfolgt werden. Schließlich, so Ingenillem, können „sichere Friseurdienstleistungen nur wir Profis unter Wahrung der strengen und sehr durchdachten Hygiene- und Arbeitsschutzstandards in den Salons bieten!“ Aber, ergänzt sie realistisch, Schwarzarbeit habe es immer gegeben und werde es immer geben. „Die Fußballer und Politiker, auch Fernsehmoderatoren gehen ja mit schlechtem Beispiel voran, weil sie alle perfekt geschnittene Haare haben. Das geht gar nicht!“ Wie gesagt: Schwarzarbeit boomt.