Kreis Kleve. Die Kreisverwaltung beschäftigt sich mit der Einführung der Luca-App und der Sormas-Software. Sie sollen die Kontaktnachverfolgung vereinfachen.

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Die Luca-App soll die Zettelwirtschaft beenden, der Betreiber von Restaurants, Cafés, Kinos und anderen Veranstaltungen durch die Corona-Pandemie ausgesetzt sind. Die Anwendung ist ein digitales Nachverfolgungssystem für Kontaktpersonen, das Formulare und Anwesenheitslisten auf Papier ersetzt. Den Austausch und die Weiterleitung von Kontakten an die Gesundheitsämter soll die Luca-App, hinter der unter anderem die Band „Die Fantastischen Vier“ steht, vereinfachen und beschleunigen.

Auf Initiative der Vereinigten Wählergemeinschaften, die eine Einführung beantragt hatten, beschäftigte sich nun der Klever Kreisausschuss mit der App. Das Gremium folgte einstimmig dem Vorschlag der Kreisverwaltung, die die „Luca“-Entwicklung zunächst weiter verfolgen und Vor- und Nachteile in vier bis sechs Wochen erneut abwägen möchte. „Wir brauchen noch mehr Boden unter den Füßen“, sagte Landrätin Silke Gorißen. Sie berichtete, dass die App jüngst auch Thema bei einer Videokonferenz mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gewesen sei. „Sollte das Land NRW einen flächendeckenden Einsatz beabsichtigen, wird die Abteilung Gesundheitsangelegenheiten den Einsatz im Kreis Kleve unterstützen“, kündigte die Kreisverwaltung an.

Kreis setzt weiter auf bestehende Systeme

Die britische Mutation

Laut Gesundheitsamts-Leiter Dr. Lutz Rauscher beträgt der Anteil der britischen Mutation unter den Corona-Fällen im Kreis Kleve „sicher 70 bis 80 Prozent. Wir sind anderen Kreisen um zwei Wochen voraus“.Zur britischen Mutation meinte Rauscher kurz und knapp: „hochinfektiös, saugefährlich“. Das Gesundheitsamt sehe, wie Infektionen oft durch die ganze Familien rauschten.

Die Verantwortlichen im Kreishaus und im Gesundheitsamt befassen sich aktuell mit einem weiteren digitalen System zur Kontaktverfolgung: der Sormas-Software, deren Einführung der Bund vorantreibt. Im Kreis Kleve dürfte dies allerdings noch einige Monate dauern.

„Wir sind aufgeschlossen. Sormas wird viel Erleichterung bringen“, sagte Dr. Lutz Rauscher im Kreisausschuss. Doch der Leiter des Gesundheitsamtes sieht auch einen „Knackpunkt“, der eine rasche Installierung verhindert. „Sormas spiegelt nicht die Umsetzung des verwaltungstechnischen Teils wider“, so Rauscher. Konkret bedeutet dies, dass die Mitarbeitenden im Kreisgesundheitsamt mit der für die Nachverfolgung von Corona-Kontaktpersonen bis dato eingesetzten Software beispielsweise auf Knopfdruck E-Mails verschicken können. Bei Sormas gestaltet sich dies noch schwieriger. „Ohne unsere bestehenden Strukturen könnten wir die Krise nicht bewältigen“, stellte Lutz Rauscher unmissverständlich klar.

Arbeitsgruppe befasst sich mit Sormas-Software

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In einem Pilotprojekt beschäftigt sich derzeit eine Arbeitsgruppe innerhalb des Gesundheitsamtes mit der Sormas-Software. „Im Laufe des Sommers werden wir zum Ergebnis kommen, wo wir stehen“, kündigte Rauscher an.

Im Zuge der deutlich über 100 angestiegenen Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve sieht sich das Gesundheitsamt täglich einem großen Berg an Arbeit gegenüber. „Die Nachverfolgung wird schwieriger“, meinte Silke Gorißen. Trotz Neueinstellungen in der Verwaltung sowie der Unterstützung durch die Soldaten, deren Verträge verlängert wurden, und durch die Kommunen „kommen alle an Belastungsgrenzen“, so die Landrätin.