Kreis Kleve. Die Politik sieht die 45-Millionen-Euro-Investition des Bundes in die Bahnstrecke RE 10 als ersten wichtigen Schritt zu mehr Zuverlässigkeit.

„Meilenstein“, „Durchbruch“, „Riesenerfolg“: Die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages am späten Donnerstagabend, knapp 45 Millionen Euro für die Modernisierung der Stellwerks- und Bahnübergangstechnik auf der störanfälligen RE-10-Strecke zwischen Kleve und Kempen bereitzustellen (die NRZ berichtete), haben die Kreis Klever Bundes- und Landespolitiker mit einiger Euphorie aufgenommen. Gleichzeitig betonten sie, dass die geplante Digitalisierung an der Strecke nur der Auftakt für die Behebung der Infrastrukturmängel und so für mehr Zuverlässigkeit sein könne.

„Das ist eine sehr gute Nachricht für den Kreis Kleve und ein wichtiger Schritt, um die Leistungsfähigkeit der Schienenverbindung zu erhöhen“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff. „Diesem Meilenstein müssen weitere folgen.“ Barbara Hendricks nannte die Entscheidung einen „Durchbruch für die Optimierung der Schienenstrecke“. Die SPD-Bundestagsabgeordnete hofft, dass die moderne Technik womöglich im Jahr 2022 einsatzbereit ist, um „die vielen Störungen auf der Strecke zu beenden“.

Eines von 13 Pilotprojekten

Der linksrheinische Streckenabschnitt wurde als eines von 13 Pilotprojekten in ganz Deutschland ausgewählt. Digitale Stellwerkstechnik, bei der die Steuerungsbefehle über ein Netzwerk übertragen werden, soll die alte Technik ersetzen. Diese stammt zwischen Kleve und Kempen teilweise noch aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Die Leit- und Sicherungstechnik sei derart veraltet, dass regelmäßig zahlreiche Störungen auftreten, die zu hohen Verspätungen und Zugausfällen führten, so die Nordwestbahn. Allein auf der 65 Kilometer langen Strecke zwischen Krefeld und Kleve gibt es laut Angaben des Unternehmens 92 Bahnübergänge – und damit potenzielle Störfaktoren.

Abgeordnete von CDU, SPD und FDP aus den Kreisen Kleve und Viersen bauten vor allem seit 2017 gemeinsam politischen Druck auf, der nach mehreren Gesprächsrunden mit Vertretern der Deutschen Bahn, des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), der Nordwestbahn und dem NRW-Verkehrsministeriums nun in die Investitionszusage des Bundes von 44,84 Millionen Euro mündete. „Es stand lange auf der Kippe“, verriet Barbara Hendricks.

Haupt: „Ganze Infrastruktur muss modernisiert werden“

Letztlich wurde der Streckenabschnitt zwischen Kleve und Kempen jedoch als eines von zwei Projekten in NRW in das sogenannte Schnellläuferprogramm einbezogen, das im Rahmen der Einführung der „Digitalen Schiene Deutschland“ den Ausbau digitaler Schnellwerkstechnik deutlich beschleunigen soll. Ursprünglich war dies erst für 2030 geplant.

„Damit haben wir zusammen einen Riesenerfolg erzielt“, meinte der FDP-Landtagsabgeordnete Stephan Haupt. „Das digitale Stellwerk allein beseitigt aber noch nicht die Störungen an den Bahnübergängen oder die Probleme durch Ausfälle von Fahrdienstleitern. Die ganze Infrastruktur muss dafür modernisiert werden.“

Bis zu 25.000 Fahrgäste täglich

Der VRR begrüßt, dass „die Linie RE 10 stabilisiert werde. Denn mit 23.000 bis 25.000 Fahrgästen täglich, ist das eine der wichtigsten Zubringeräste für den RRX“, teilte der Verkehrsverbund auf NRZ-Anfrage mit. Die Situation sei aktuell weiterhin nicht zufriedenstellend. Deshalb sollen auch kurzfristige Verbesserungen angegangen werden: „Zur Zeit ist der VRR mit der Nordwestbahn in der Abstimmung zur Gleisbelegung in Krefeld. Maßnahmen zu Haltezeiten sind derzeit bei der Nordwestbahn in Prüfung.“

Das sagt das NRW-Verkehrsministerium

Der VRR stellte vier Millionen Euro aus Landesmitteln für die Planungs-Leistungsphasen 1 und 2 für die RE-10-Strecke bereit.

Derzeit laufen Gespräche zwischen dem NRW-Verkehrsministerium , dem VRR und der Deutschen Bahn über die Finanzierung der Leistungsphasen 3 und 4, teilte das Ministerium mit.

Voraussetzung für eine Finanzierung der Planungsleistungen ist, dass die daran anschließende Finanzierung der Baumaßnahme gesichert ist“, so das Ministerium. Die nun getroffene Entscheidung sei hierfür nur ein Baustein.

Peter Ulmer, Regionalleiter Niederrhein/Ruhr der Nordwestbahn freut sich über „diese Entscheidung für unsere Fahrgäste und auch unsere Kolleginnen und Kollegen im Fahrbetrieb. Wenngleich die Umsetzung noch viel Geduld für alle Beteiligten erfordert, so ist dies ein großer Schritt in die richtige Richtung.“

Auch die Klever Landrätin Silke Gorißen freute sich, dass „nun diese Mittel zur Modernisierung der Stellwerke der Bahnstrecke RE 10 in den Bundeshaushalt 2021 einfließen“. Sie kündigte an, dass man gemeinsam weiter daran arbeiten werde, „endlich mehr ,Bewegung’ in das leidige Thema ,Verbesserung der Schienenverbindung RE 10’ zu bringen. Da bleiben wir am Ball!“