Kleve. Um 23.57 Uhr ist die Bombe in Kleves Innenstadt entschärft. Innerhalb von sechs Tagen gab es in Kleve drei Bombenfunde und 13.500 Evakuierungen.
Genau um Mitternacht ist die Entwarnung ausgesprochen. Um 23.57 Uhr hatten die Experten vom Kampfmittelräumdienst die Fünf-Zentner-Bombe mit kompliziertem Langzeitzünder entschärft. Senioren und Familien mit Kindern, alle Bewohner der Innenstadt durften heimkehren. Die Stadt sagte allen Einsatzkräfte ihren Dank. „Ihr habt wieder einen tollen Job gemacht! Innerhalb von sechs Tagen drei Bomben und 13.500 Evakuierungen. TOP!“
Die Entschärfung der Bombe an der Baustelle Stiftskirche begann um 23.19 Uhr. Sie verzögerte sich, weil kurz nach 23 Uhr wieder Personen im äußeren Sicherheitsbereich aufgetaucht waren.
88 Feuerwehrleute, 100 Polizisten, 22 Ordnungskräfte und viele Sanitäter im Einsatz
Die Feuerwehr hat insgesamt 88 Personen im Einsatz. 100 Polizisten und 22 Ordnungskräfte helfen bei den Sicherungsmaßnahmen. Ebenfalls sind auch eine Vielzahl von Rettungskräften sowie weitere Kräfte vom DRK, Malteser, Johanniter und THW im Einsatz.
Aktuell gilt aufgrund der Corona-Notbremse ja eigentlich eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr. Für alle diejenigen aber, die wegen der aktuellen Evakuierungsmaßnahmen erst nach Mitternacht ihre Wohnung im inneren oder äußeren Sicherheitsbereich der Stadt wieder aufsuchen können, gilt für diesen Zweck die Ausgangssperre nicht. Das teilt die Stadtverwaltung mit.
Die Evakuierung der Altenheime Evangelische Stiftung und Seniorenheim Herz-Jesu-Kloster nahm viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Rettungs- und Krankentransportfahrzeuge brachten die Bewohner zum Teil ins Klever Krankenhaus (inklusive Übernachtung), andere zur Turnhalle des Berufskollegs in Bedburg-Hau sowie in die Begegnungsstätte in Rindern. Dort waren in der Halle Tische mit Stühlen und karge Feldbetten für die alten Leute aufgestellt. „Wiederum eine aufregende Aktion für die Bewohner“ meldet die Stadt. Und das diesmal zu so später Stunde. Die Senioren sollten eigentlich noch in der Nacht wieder zurückkehren.
Um 21.10 Uhr waren die Zufahrtsstraßen zum äußeren Sicherheitsbereich gesperrt, seit 20.17 Uhr zum inneren.
Die Bombe, die an der Kapitelstraße gefunden wurde, war mit einem Langzeitzünder ausgestattet. Da die Bombe bei den Erdarbeiten bewegt wurde, war nicht auszuschließen, dass der Langzeitzünder aktiviert war. Mehrfach bat die Stadt alle Personen, die sich derzeit im inneren Sicherheitsbereich aufhielten, diesen umgehend zu verlassen. Dies galt natürlich auch für die Fußgängerzone. Dort waren noch nach 23 Uhr Passanten aufgetaucht, gerade, als der Kampfmittelräumdienst mit seiner Arbeit beginnen wollte. Sie musste noch mal verschoben werden.
Es handelte sich um eine 5-Zentner Bombe, aber weil sie eine hohe Sprengwirkung besitzt, wurden die Sicherheitsbereiche für eine Zehn-Zentner-Bombe eingerichtet. Der geplante Schulausschuss ab 17 Uhr in der Stadthalle wurde kurzfristig abgesagt. Im Kreishaus an der Nassauer Allee lief seit 16 Uhr die Kreis-Gesundheitsausschusssitzung. Landrätin Silke Gorissen gab bekannt, dass die Stadt Kleve extra auf diese Beratungen warte. Die Parlamentarier mussten allerdings bis 18.30 Uhr das Evakuierungsgebiet verlassen.
Zum Schutz der Bevölkerung wurden folgende Sicherheitsbereiche gebildet:
Innerer Sicherheitsbereich:
Arntzstraße von Höhe Haus Nr. 9 bis Rahmstraße/ Heideberger Mauer, Arnulfstraße von Höhe Haus Nr. 4 bis Ringstraße, Backermatt, Beatrixstraße, Beuthstraße, Bleichen, von Wasserstraße bis Stadthalle Kleve (Lohstätte 7), Bleichenberg, Böllenstege, Borselstege, Ernst-Goldschmidt-Straße von Höhe Haus Nr. 22 bis Arntzstraße, Feldmannstege, Fleischhauerstraße, Frankenstraße von Ringstraße bis Backermatt und von Ringstraße bis Dietrichstraße, Gartenstege, Gärtnergasse, Gerwin von Höhe Haus Nr. 4 bis Große Straße, Goldstraße, Graf-Johann-Straße, Großer Heideberg, Großer Markt von Haus Nr. 15 bis 25, Große Straße von Höhe Haus Nr. 66/47 bis Fischmarkt, Grüner Heideberg, Hagsche Poort, Hagsche Straße, Hasenberg, Heideberger Mauer von Höhe Haus Nr. 21 bis Arntzstraße, Hertenberg, Hoffmannallee, von Kreuzungsbereich Lindenallee/ Hoffmannallee/ Hagsche Straße bis Höhe Haus Nr. 15/10, In den Galleien, Kapitelstraße, Kasinostraße, Kermisdahlstraße von Turmstraße bis Königsgarten, Kermisdahlufer, Kirchstraße, Kleiner Markt, Kloppberg, Königsgarten von Wasserstraße bis Höhe Haus Nr. 43a, Kockstege, Kolpingstraße, Küfenstraße, Kurze Marktstraße, Lindenallee von Nassauerallee bis Höhe Haus Nr. 52/ 59, Mausgarten von Weyerstege bis Höhe Haus Nr. 45, Nassauerallee von Haus Nr. 1 bis 40, Nassauermauer, Nassauerstraße, Prinzenhof, Propsteistraße, Rahmstraße, Ringstraße von Höhe Haus Nr. 11/ 14 bis Lindenallee, Rütgerstraße von Backermatt bis Höhe Haus Nr. 17, Schollenrondell Haus Nr. 2, Schwanenstraße, Schloßberg, Schloßstraße, Schloßtorstraße, Stadtbadstraße, Stechbahn von Hagsche Straße bis Höhe Haus Nr. 78/ 57, Triftstraße von Lindenallee bis Höhe Haus Nr. 34/25, Wasserstraße von Höhe Haus Nr. 18 bis Königsgarten, Weyerstege von Nassauermauer bis Haus Nr. 53.
Die dort wohnende/ arbeitende Bevölkerung mussten die Wohnungen/ Gewerbetriebe verlassen und sich in Sicherheit bringen! Die Stadt Kleve bot den Betroffenen Unterkunft in der Mehrzweckhalle Materborn. Im inneren Sicherheitsbereich mussten ca. 4.500 Personen evakuiert werden.
Äußerer Sicherheitsbereich:
Der äußere Sicherheitsbereich erstreckte sich über einen Radius von einem Kilometer um den Fundort. Hier war auf die Lautsprecherdurchsagen der Feuerwehr zu achten. Die Bewohner des äußeren Sicherheitsbereiches durften sich während der Entschärfungszeit nicht im Freien aufhalten.
Schwerkranke und Körperbehinderte wurden, soweit erforderlich, durch den Krankentransportdienst aus dem Gefahrenbereich gefahren.
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Weil die Bombe am Nachmittag im Rahmen von Erdarbeiten „bewegt“ worden war, musste eine Entschärfung noch am selben Tag erfolgen, erklärte Stadtsprecher Jörg Boltersdorf.
Bereits der dritte Bombenfund auf der Baustelle
Erst am vergangenen Samstag und zuvor bereits Ende März hatten zwei Bombenentschärfungen auf dem Grundstück zwischen Kapitelstraße, Nassauermauer und van-Galen-Straße Kleve in Atem gehalten. Es mussten jeweils 4500 Menschen evakuiert werden – darunter auch jeweils die Bewohner der beiden Senioreneinrichtungen. Vergangene Woche war zudem eine Bombe an der Küppersstraße entschärft worden.