Essen-Margarethenhöhe. Schwere Vorwürfe gegen ihren Vermieter erheben Mieter auf der Margarethenhöhe: Covivio lasse sich die Gasheizung zu teuer bezahlen.
Klaudia Huff und ihr Mann Friedhelm wohnen seit 40 Jahren an der Sommerburgstraße. Seit geraumer Zeit wundern sie sich über ihre Betriebskostenabrechnung. Dabei geht es unter anderem um die Erstattung für die Gaspreisbremse. Covivio erstattet lediglich 9,5 Cent pro Kilowattstunde, da angeblich Fernwärme genutzt würde. „Wir haben hier keine Fernwärme. Es gibt im Haus nicht einmal eine Leitung dafür“, sagt die Essenerin. Tatsächlich bezieht das Gebäude laut Huff seit dem Jahr 2000 Wärme aus einer Gaszentralheizung im Keller. Da würde die Erstattung bei zwölf Cent liegen. „Die Fernwärmeleitungen liegen auf der anderen Seite der Sommerburgstraße. Hier ist keine einzige Wohnung daran angeschlossen.“
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Die Ungereimtheiten, die Mieter in insgesamt fünf Wohnhäusern auf der Margarethenhöhe feststellen, gibt es bereits seit 2017, als Covivio den Contractor „Acopio“, eine Tochterfirma des Unternehmens, ins Spiel brachte. „Seitdem wurden die Heizkosten spürbar teurer. Acopio ist eine Zwischeninstanz, die den Gasbezug regelt, aber wir bekommen die zugrunde liegenden Rechnungen des eigentlichen Lieferanten nicht zu sehen“, kritisiert Huff. Und: Während die Stadtwerke eine Grundgebühr von 99 Euro berechneten, verlange Acopio fast 600 Euro – ein massiver Unterschied. „Auch der Preis pro Kilowattstunde liegt deutlich höher: Statt 11 Cent zahlen wir bis zu 19 Cent.“
Essener Mieter leiten rechtliche Schritte ein
Die Huffs haben bereits rechtliche Schritte eingeleitet. „Ich war beim Mieterschutzbund und jetzt bei einem Anwalt. Die Betriebskostenabrechnung ist schlicht falsch“, erklärt Klaudia Huff. Covivio verweigere jedoch eine Überprüfung vor Ort. „Sie antworten nur lapidar oder gar nicht und verweisen auf den Schriftverkehr. Darin steht: Es gibt Fernwärme – fertig.“
Ein weiteres Problem: der Zugang zur Heizungsanlage. „Die Tür zur Gaszentralheizung im Keller ist abgeschlossen. Nur bei Wartungen oder wenn der Schornsteinfeger kommt, können wir rein und die Werte ablesen. Oft stimmen die Verbräuche nicht, das mussten wir schon mehrfach feststellen.“ Hier sah sich Huff gezwungen, rechtlich vorzugehen: Es läuft ein Verfahren, das bald in zweiter Instanz vor dem Landgericht ausgetragen wird.
Margarethenhöhe: Zentralheizung ohne Zugang
Noch komplizierter wird die Situation durch die unterschiedlichen Heizsysteme in den umliegenden Häusern. Zwar werden alle mit Gas versorgt, doch einige Wohnungen sind an eine Gaszentralheizung angeschlossen, andere nutzen Gasetagenheizungen. Huff: „Wer eine eigene Etagenheizung hat, kann seinen Versorger frei wählen. Da sind die Heizkosten viel niedriger. Wir mit der Sammelheizung haben keine Wahl. Acopio diktiert die Preise.“
Covivio bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung, dass es in den Gebäuden der Sommerburgstraße „unterschiedliche Konstellationen der Wärmeversorgung“ gebe. „Ein Teil der Wohnungen ist mit Gasetagenheizungen ausgestattet, für diese Einheiten haben die Mieterinnen und Mieter einen individuellen Gasliefervertrag mit einem Lieferanten ihrer Wahl abgeschlossen“, so Susanne Schneider von einer Kommunikationsagentur, die für Covivio arbeitet.
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„Diese Art der Wärmeversorgung ist rechtlich jedoch der Versorgung mittels Fernwärme gleichzusetzen.“ Zwar werde die Wärme mittels Gaskessel erzeugt, „abgerechnet wird die gelieferte Wärmemenge (gemessen am Wärmemengenzähler des Kessels) und nicht die verbrauchte Gasmenge. Diese Konstellation ist ausdrücklich vom Gesetzgeber gewollt und in §556c BGB beschrieben.“
Die derzeitigen Preise erklärt Covivio mit dem Ukrainekrieg und der Entwicklung der Gaspreise: „Auch die allgemeinen Kosten sind in der Folge stark gestiegen. Dies hat sich leider auch nachteilig auf die Heizkosten der Mieterinnen und Mieter ausgewirkt.“
Essen: Covivio bietet Zusammenarbeit an
Geringere Erstattung für Fernwärme, aber gestiegene Preise für Gas? Die Huffs wollen nicht aufgeben. „Wir müssen uns wehren. Die Preise sind völlig überzogen.“ Nachdem auch ein Schreiben über den Mieterschutzbund nichts gebracht hat, hoffen sie nun gemeinsam mit ihrer Anwältin, dass Covivio Einsicht zeigt und die Nebenkostenabrechnungen korrigiert. Immerhin: Covivio bietet nun an, Anfragen der Mieter im Einzelfall zu beantworten.
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