Essen. Fast 4000 Fans feiern in der Essener Grugahalle das „Heimspiel“ von Atze Schröder. Comedy-Star präsentiert sich als „Erlöser“ mit kleinen Macken.

Wer braucht noch einen Heiligenschein, wenn ihn die Haare schon zur strahlenden Ausnahme-Erscheinung machen. Die Minipli-Perücke jedenfalls sitzt wie die der erste Gag, wenn Atze Schröder die Essener Grugahalle zum „Heimspiel“ betritt. Essen-Kray, das ist die Heimat von Atze Schröder. So will es zumindest die Rollenbeschreibung des Edelprolls, der privat doch längst in Hamburg wohnt und als Privatmann dem Vernehmen nach recht wenig mit seiner Kunstfigur gemeinsam hat.

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In Essen begrüßen ihn fast 4000 Atze-Fans mit Klatschmarsch und frenetischem Jubel als einen der ihren. Und der bestens aufgelegte Atze schmeißt sich mit einer dick aufgetragenen Charmeoffensive noch mal richtig ran. Ein paar „Schrottstädte“ wie Stuttgart, München, Dresden habe er auf seiner „Erlöser“-Tour erst mal abgearbeitet, um sich in Essen endlich richtig verstanden zu fühlen.

Atze Schröder in Essen: „Hier kann ich schnell und hart sein, auch mal unten rum“

Er nennt die Stadt „das Dubai des Ruhrgebiets. Hier fahren auch die Asis ‚nen 7er. Nur die.“ Das Publikum johlt, man versteht sich. Und der strahlende Atze Schröder blickt mit Vorfreude auf die kommenden zwei Stunden: „Hier kann ich schnell und hart sein, auch mal unten rum, wenn‘s passt.“

Die Perücke gehört dazu, die Piloten-Brille hat er inzwischen abgelegt. Atze Schröder tritt als „der Erlöser
Die Perücke gehört dazu, die Piloten-Brille hat er inzwischen abgelegt. Atze Schröder tritt als „der Erlöser" in der Essener Grugahalle auf. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Ein paar derbe Pups-Witze und Urologen-Scherze bedienen den Humor im unteren Hüft-Bereich. Aber Atze kann auch anders. Es geht schließlich um Erlösung. Und die kann sich in Zeiten wie diesen nicht nur beim morgendlichen Toilettengang einstellen. Sowieso sei der Titel unter dem Eindruck der Corona-Pandemie entstanden, die ja viel Erlösungsbedürfnis hervorgebracht hätte, erklärt Atze. Und auch neue Herausforderungen.

Auch für Atze Schröder, der vorher erklärtermaßen noch nie in einem Supermarkt einkaufen musste. Da stand er nun zwischen Fenchel (hat das Fell und vier Beine?) und 70 Senfsorten. Und fühlte sich so verloren wie im Küchenstudio, in das er ebenfalls mitgeschleppt wurde. Auch wenn am Ende doch wieder nur Tiefkühlfisch „à la Bordelaise“ auf den Tisch kam.

Atze Schröder in Essen: vom Swinger-Portal geht‘s ins Küchenstudio

Liebe geht bei Atze aber nicht nur durch den Magen. Nach der Show weiß zumindest jeder, welchen Einsatzbereich ein Apparat namens „Womanizer“ abdeckt. Und die Internet-Adresse eines millionenfach gefragten Swinger-Portals darf gleich mit notiert werden.

Der Porsche-Fahrer mit seiner „Perle“ kümmert sich mittlerweile aber auch um Themen wie #MeToo, er geht sie allerdings anders an. Dann knüpft sich der Mann im spacken T-Shirt einfach mal ein paar Titel von G.G. Anderson (“Nein heißt Ja, wenn man lächelt so wie Du“) oder Roland Kaiser vor (“die größte Pottsau unter den Schlagersängern, auch wenn er Anzug trägt“) und lässt das Publikum dabei fröhlich mitsingen. Das Kaiser-Kelly-Duett „Warum hast du nicht nein gesagt“ wird in der „Rammstein“-Version von Till Lindemann zum brachialen Musikübergriff. Auch der nette Herr Kaiser habe ja eine „Row Zero“, ätzt Atze, „aber da stehen die Omas mit ihren Rollatoren“.

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Weil Atze mittlerweile selber auf die 60 zugeht, stellen sich auch bei ihm einige Zipperlein ein. Die verarbeitet er in einer launigen Hausarzt-Wartezimmer-Nummer, die genauso beklatscht wird wie die für den deutschen Comedy-Sektor fast unverzichtbaren Scherze über die Verfehlungen der Deutschen Bahn. Zumindest Witze über die DB kommen ja immer an.

„Da draußen ist der Teufel los und wir schaffen es hier, zwei Stunden lang zusammen zu lachen““

Atze Schröder über die Bedeutung von „Erlösung“

Erlösung, findet Atze Schröder zum Schluss, sei eben auch dies: „Da draußen ist der Teufel los, und wir schaffen es hier, zwei Stunden lang zusammen zu lachen.“ Dieses Gemeinschaftserlebnis will er seinen Fans noch lange bieten: „Ich steh hier auch mit 85 noch!“ Und wird darüber nicht mal graue Haare kriegen.

Wer Atze Schröder in Essen verpasst hat: Am 29. März kommt er als „der Erlöser“ in die Dortmunder Westfalenhalle.

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