Essen. Theaterbegeisterte jeden Alters versammeln die Stadtensembles am Schauspiel Essen. Nach dem Wegfall der Casa müssen sie nun neue Bühnen finden.
Bevor die „Dramonen“ an diesem Abend loslegen, versammeln sie sich erst einmal zum „Powerkreis“, Arm in Arm, Schlachtruf inklusive. Theater kann eben wie Teamsport sein. Es schweißt zusammen, setzt kreative Energien frei und sorgt für ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl. Darauf wollen sie am Schauspiel Essen nicht verzichten. Trotz Platznot aufgrund der Schließung der Spielstätte Casa zeigen die verschiedenen Stadtensembles in diesem Frühjahr ihre Produktionen, zum Teil auch „außer Haus“. Den Auftakt machten jetzt die „Dramonen“, ein knappes Dutzend spielfreudiger Jugendlicher zwischen neun und 14 Jahren, die mit „Momo“ in der Studiobühne „Ada“ zu sehen waren.
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Michael Endes Klassiker erscheint auch nach 50 Jahren so zeitlos, dass es wenig braucht, um die Geschichte vom Mädchen Momo und den Zeitdieben in Gestalt der grauen Herren auf die Bühne zu bringen. Das Amphitheater ersetzt ein schillernder Vorhang. Und der Panzer von Momos Mitstreiterin, der Schildkröte Kassiopeia, ist ein schicker Überwurf aus dem Fundus des Schauspiel Essen. .
Michale Endes Geschichte hat schon Generationen von Leserinnen und Lesern erreicht. Auch Theaterpädagoge Lukas Aschenreiter hat besondere Erinnerung: „Momo war das erste Buch, das ich gelesen habe und es hat mich nicht mehr losgelassen.“ Ein bisschen überrascht war er dennoch, dass die Geschichte auch bei allen Jüngeren in der Gruppe wohlbekannt war. Nicht zuletzt wohl auch durch die Verfilmung mit Radost Bokel.
„Momo“ wird in Essen gleich von mehreren Darstellerinnen gespielt
Jedenfalls war der Andrang groß, als es um die Verteilung der Hauptrolle ging. Gleich mehrere Spielerinnen unterschiedlichen Alters haben am Ende den „Momo“-Part übernommen. Wie die Zeit vergeht, in Buch und Leben, wird damit auch auf der Bühne sichtbar. Und es sei Zeichen eines demokratischen Prozesses, der bei den Stadtensembles des Schauspiel Essen eine große Rolle spielt, erklärt Theaterpädagogin Aline Bosselmann.
Aufgrund von Zeit- und Raumnot entstand das Stück diesmal aber nicht komplett in Eigenregie, sondern nach Endes Vorlage. Gleichwohl wurde an der alten „Momo“-Fassung noch einmal ordentlich gekürzt, geschliffen und persönliche Gedanken und Sätze eingearbeitet. „Wen oder was kann ich lieb haben?“ „Wer stiehlt mir die Zeit?“ Das waren schließlich Fragen, mit denen sich die „Dramonen“ vorab beschäftigt haben.
Austausch und Begegnung als Teil der Theaterarbeit
Nicht nur für die jungen Spielerinnen und Spieler, auch für das Leitungsteam ist Austausch und Begegnung ein wichtiger Teil der Theaterarbeit. „Für mich bedeutet mit dem Stadt-Ensemble „Dramonen“ zusammen Theater zu machen, dass man ganz nah mit Menschen, Kindern, Schülerinnen und Schüler in Kontakt kommt und selber dadurch total bereichert wird, weil sie so viel mitbringen an Impulsen, Ideen und Spielfreude“, sagt beispielsweise Schauspielerin Sabine Osthoff, die die Co-Leitung übernommen hat.
Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen
Osthoff ist nicht die Einzige, die sich in den verschiedenen Stadtensembles engagiert. Die Ensemblemitglieder Sümeyra Yilmaz, Alexey Ekimov, Silvia Weiskopf und Christina Maria Sutter sind ebenfalls dabei. Es sei „so schön, dass so viele Menschen mit unterschiedlicher Lebenserfahrung Lust haben, Theater zu machen. Eine absolute Bereicherung in meinem Leben“, sagt Silvia Weiskopf, die demnächst mit den „Interzonen“ Premiere hat. Diese altermäßig weit gefasste Theatertruppe mit Menschen zwischen 16 und 99 Jahren wird ihre Produktion im Mai im RWE-Pavillon der Philharmonie zeigen. Die „Interzonen“ mit Spielerinnen und Spielern zwischen 16 und 25 Jahren zeigen ihre Arbeit im April im Maschinenhaus Essen, das sich als „Theater der kommenden Generationen“ damit als Ausweichort im Essener Norden anbietet. Den Spielraum fürs Stadttheater zu erweitern, kann auch so elingen.
Alle Infos, Termine und Tickets unter www.theater-essen.de
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