Essen. Schauspiel Essen holt mit den Stadt-Ensembles Theaterbegeisterte aller Altersklassen auf die Bühne. Jugendliche widmen sich einem aktuellen Thema

Theater kann ganz schön anstrengend sein. Erstmal kommt das Dehnen und Strecken, dann das Beugen und Schwingen. Rücken schön gerade, Arme ganz locker. Vor dem Bühnenauftritt haben Theaterpädagogin Aline Bosselmann und Schauspieler Alexey Ekimov an diesem Abend das Aufwärmen gestellt. Im kleinen Probensaal des Grillo-Theaters steigt die Raumtemperatur beträchtlich und das Lampenfieber auch. Am heutigen Samstag, 20. Januar, feiern die „Positronen“ in der Casa des Schauspiel Essen die Premiere ihres Stücks „Outsanity“.

Positron, das ist eigentlich ein Begriff aus der Physik. Im Schauspiel Essen kommen die einzelnen Teilchen nun zu einem besonderen Laien-Ensemble zusammen. Die Altersgruppe ist dabei so unterschiedlich wie die Herkunft der 23 jungen Akteure zwischen neun und 23 Jahren.

Gruppenbild mit Leitungsteam: Schauspieler Alexey Ekimov (li.) und Theaterpädagogin Aline Bosselmann (re.) haben die neue Produktion mit den „Positronen“ erarbeitet.
Gruppenbild mit Leitungsteam: Schauspieler Alexey Ekimov (li.) und Theaterpädagogin Aline Bosselmann (re.) haben die neue Produktion mit den „Positronen“ erarbeitet. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die weite Altersspanne ist ungewöhnlich für einen Jugendclub, doch im Schauspiel Essen setzen sie auf neue Teilchenverbindungen. Neben den „Positronen“ gibt es am Schauspiel Essen dabei auch noch die „Dramonen“ für Teilnehmer von 8 bis 12 und die „Interzonen“ für Theaterbegeisterte von 16 bis 99 Jahren. Mitmachen kann jeder, der sich auf der Bühne ausprobieren möchte. „Es gibt keine Castings“, sagt Theaterpädagogin Aline Besselmann. Die Warteschlange ist entsprechend lang.

Das Besondere an den Stadtensembles: Neben den Theaterpädagogen Aline Bosselmann und Marguerite Windblut sind auch Schauspielerinnen und Schauspieler des Ensembles beteiligt. Sabine Osthoff und Nicolas Metthews machen bei den „Dramonen“ mit. Den Interzonen stehen Silvia Weiskopf und Annika Stross zur Seite. Schauspieler Alexey Ekimov unterstützt die „Positronen“. Und berichtet, dass er als Jugendlicher selber in so einem Spielclub Theaterbegeisterung entwickelt hat.

Manche träumen schon von der Theaterkarriere

Für „Outsanity“ sitzt er nun selber mit am Regietisch und spornt die jungen Akteure an. „Mit wem sprichst du? Schau mich an!“ Augenkontakt halten, Scheu verlieren, Körpersprache erlernen: Bei den Stadt-Ensembles geht es immer auch darum, sich selber ein bisschen besser kennenzulernen.

Die Motivation der Teilnehmer sei dabei ganz unterschiedlich, weiß Theaterpädagogin Aline Bosselmann. Manche hofften gleich auf das Sprungbrett für die angestrebte Schauspielkarriere, andere schätzten vor allem das Aufgehobensein in der Gemeinschaft. „Oder sie wollen einfach nicht allein vor dem Computer abhängen“, sagt Bosselmann.

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Die Auseinandersetzung mit dem digitalen Leben beschäftigt sie auf der Bühne dann aber doch, denn „Outsanity“ handelt von einer Theater-AG, deren Fortbildungscamp von einer KI-geleitet wird. Theaterklassiker wie „Faust“, „Woyzeck“, „Romeo und Julia“ und die Geschichte der „Bremer Stadtmusikanten“ stehen zunächst auf dem Probenplan. Doch irgendwann gerät der Ablauf durcheinander, es geschieht etwas Unvorhergesehenes und bei den Teilnehmern kommt es zu einer unerklärlichen Verschmelzung von Realität und Theaterfiguren. Gemeinsam muss man sich nun auch mit dem Versagen der Technik auseinandersetzten.

Die Produktion wird auch beim „Unruhr“-Festival vorgestellt

Das Thema Künstliche Intelligenz ist hochaktuell und wurde von den jungen Akteuren während der Probenarbeit ganz unterschiedlich bewertet. Von „geil bis gefährlich“, berichten Bosselmann und Ekimov, die nur das Gerüst der Geschichte geliefert haben. Entwickelt wurde das Stück dann in Gemeinschaftsarbeit. Kleine Musikeinlagen, Gedankensplitter, kurze Dialogen sorgen für einen besonderen Erzählfluss, der den unterschiedlichen Temperamenten, Tonlagen und Talenten entgegenkommt. Vom gelungenen Ergebnis können sich übrigens auch die Besucher des diesjährigen „Unruhr“-Festivals überzeugen ( 8. bis 11. Mai), dem großen Treffen der Jugendclubs an Ruhrgebiets-Theatern.

Die Premiere ist ausverkauft. Weitere Termine: 31. Januar und 3. Februar. Tickets (6,60 Euro) unter Te. 8122-200 und www.theater-essen.de

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