Essen. Hans-Jürgen Zierus (78) wurde Opfer einer brutalen Gewalttat, offenbar ohne politischen Hintergrund. Der Fall zeigt: Es kann jeden treffen.
Das linke Auge ist blutunterlaufen, an Gesicht und Stirn sind Schürfwunden zurückgeblieben. Es sind die sichtbaren Spuren brutaler Gewalt, dessen Opfer der Essener Ratsherr Hans-Jürgen Zierus jüngst am Essener Hauptbahnhof wurde.
2463 Fälle von Straßenkriminalität weist die aktuellste Kriminalstatistik der Essener Polizei für das Jahr 2023 im Essener Stadtgebiet aus. Die Auswertung für das zurückliegende Jahr steht noch aus. Zahlen für „gefährliche oder schwere Körperverletzung auf Straßen, Wegen oder Plätzen“ veröffentlichte die Polizeibehörde zuletzt für den Monat Oktober 2024. Da waren es 82 Fälle.
Dass es jeden ganz unvermittelt treffen kann, musste Hans-Jürgen Zierus schmerzlich vergangenen Samstag (18.1.) am Hauptbahnhof erfahren. Zierus ist 78 Jahre alt und ein passionierter Radfahrer. Doch das Wetter war schlecht an diesem späten Abend. Deshalb wollte der Linken-Politiker nach einem späten Termin mit dem Nachtexpress nach Hause fahren. Um 23.30 wartete er an Bussteig 3 auf seinen Bus. Wann dann geschah schildert Zierus so:
Als Jürgen Zierus in einen Nachtexpress-Bus steigen wollte, wurde er angerempelt, dann niedergetreten
„Als ich einsteigen wollte, wurde ich von hinten angerempelt. Ich drehte mich um, und sagte: Was soll das denn?“ Als Antwort erhielt Zierus einen Tritt vor den Oberkörper. Er stürzte. Da er einen Rucksack trug, fiel er relativ weich. Doch am Boden liegend, erhielt er weitere Tritte in Bauch, Rücken und vor den Kopf.
Der Täter flüchtete mit einem Begleiter. Laut Zierus war der Angreifer 20 bis 25 Jahre alt und augenscheinlich Deutscher. „Europäisches Aussehen“ hat die Bundespolizei in der Anzeige notiert, die Zierus noch am Abend in der Wache am Hauptbahnhof stellte, noch bevor er zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht wurde.
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Hans-Jürgen Zierus ist seit mehr 50 Jahren in der Essener Kommunalpolitik aktiv, zunächst in der SPD, dann seit vielen Jahren schon bei den Linken. Dass die Gewalttat einen politischen Hintergrund haben könnte, daran mag er aber nicht glauben. Äußerlich habe nichts auf seine politische Gesinnung hingedeutet. Und so bekannt ist Zierus nicht, dass ihn jeder auf der Straße erkennen würde. Alles spricht dafür, dass er aus einem nichtigem Anlass zum Opfer wurde. „Was soll das“? Allein diese Frage war für den Unbekannten Grund genug, auf ihn einzutreten.
Der Essener Kommunalpolitiker hofft, dass der Angreifer mit Hilfe von Zeugen ermittelt wird
Der brutale Überfall wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf Gewalt im öffentlichen Raum. Eine Diskussion darüber hatte erst jüngst die 22-jährige Essener Studentin Luna Gießler angestoßen mit ihrer Anregung, die Stadt Essen möge Taxi-Gutscheine für Frauen ausgeben für einen sicheren Heimweg zu später Stunde. Dass auch Männer unprovozierte Gewalt erleiden, ist zwar bekannt, aber am Samstag noch einmal auf drastische Weise deutlich geworden.
Hans-Jürgen Zierus hat den ersten Schock nach dem Überfall überwunden. Noch schwer gezeichnet nimmt er bereits wieder Termine wahr. Nein, spurlos an ihm vorübergegangen sei die Sache nicht, sagt er und meint nicht nur die sichtbaren Verletzungen. Der Polizei hat er zwei Insassen des Nachtexpress-Busses als Zeugen benannt. Zumindest statistisch stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Täter ermittelt werden. Von den 82 Fällen dieser Art, die die Kriminalstatistik für Oktober 2024 aufführt, wurden immerhin 78 Prozent aufgeklärt.
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