Essen. Anja Flicker hat ihr Amt als Direktorin der Essener Stadtbibliothek erst 2020 übernommen. Warum sie nun in die Domstadt wechselt.

Als Anja Flicker 2020 ihr Amt als neue Direktorin der Essener Stadtbibliothek angetreten hat, brachte sie einen Leitspruch mit. „Libraries change lives.“ Bibliotheken verändern Leben. Und manchmal kommen die Veränderungen früher als gedacht. Nach nur vier Jahren wird Flicker Essen schon wieder verlassen und Anfang 2025 neue Chefin der Kölner Stadtbibliothek. Ihre Leitungs-Position in Essen bleibt zunächst einmal vakant.

Für die Diplombibliothekarin ist der Wechsel nach Köln nach eigenen Angaben auch mit persönlichen Bindungen verknüpft. Die gebürtige Gütersloherin hat in Köln studiert und pflegt bis heute Kontakte in die Domstadt. Der Ruf nach Köln sei zwar überraschend gekommen. Die Position der in den Ruhestand gewechselten Vorgängerin Hannelore Vogt sei aber eben nur jetzt vakant, erklärt Flicker.

Essener Bibliothekschefin war schon „Wissensmanagerin des Jahres“

Beruflich führte sie ihr Weg Anfang der 1990er zunächst an die Münchner Stadtbibliothek. Einige Jahre wechselte sie in die freie Wirtschaft und wurde 2003 sogar „Wissensmanager des Jahres“. 2010 übernahm Anja Flicker dann die Direktion der Stadtbücherei Würzburg. 2020 kam sie nach Essen. Unter ihrer Ägide wurden verschiedene Prozesse angestoßen, allen voran die Neukonzeption der Essener Zentralbibliothek. Der avisierte Umzug von der Hollestraße an den neuen Standort in der City hat sich zuletzt allerdings mehrfach verschoben und wird mittlerweile auf Herbst 2026 avisiert. Politik und Verwaltung versprechen sich von der zentralen, innerstädtischen Lage mehr Nutzer und nicht zuletzt eine Belebung der Innenstadt. Am Markt 5 wird die Zentralbibliothek rund 10.900 Quadratmeter nutzen, verteilt auf sechs Etagen.

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Auch mit dem vorzeitigen Weggang von Anja Flicker seien die Prozesse für die neue Zentralbibliothek nicht gefährdet, betont Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain. Schon von Beginn an seien die Verantwortlichkeiten innerhalb der Bibliothek auf mehrere Schultern verteilt worden. Wesentliche Entscheidungen seien bereits in der Konzeptionsphase erfolgt und würden jetzt sukzessive umgesetzt.

In Köln wird Flicker ebenfalls auf eine Baustellensituation treffen. Die Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof wird saniert, die Umbauten dürften dort vor 2028 nicht abgeschlossen sein.

Die Bibliothek der Zukunft ähnelt einem heimeligen Wohnzimmer

Flicker misst der Umgestaltung von Bibliotheken als sogenannte „dritte Orte“ große Bedeutung bei. Schon mit der Eröffnung der Stadtteilbibliothek in Huttrop war erkennbar geworden, wie die Bibliothek der Zukunft aussehen kann. Statt langer Regalwände ähnelt die Einrichtung dort eher einem heimeligen Wohnzimmer mit viel Aufenthaltsqualität. Und mit dem „Open Library“-System können Medien auch über die geregelten Öffnungszeiten hinaus ausgeliehen werden. Sanierungsstau und Personalnot spiegeln an manchen Essener Standorten allerdings noch ein anderes Bild. Mit einer verbesserten Personalsituation könne Bibliothek dabei sehr viel mehr als „Türen aufschließen und Bücher in Regale räumen“, so Flicker.

Die Ausschreibung für Flickers Nachfolge sei in Vorbereitung, sagt Muchtar Al Ghusain. Der Bewerbungsprozess solle entsprechend den bei der Stadt üblichen Verfahren für Leitungspositionen „zu einer möglichst schnellen Wiederbesetzung führen“, hofft der Dezernent. In der Interimszeit werde die stellvertretende Leiterin Petra Seebach, die Leitung der Stadtbibliothek inne haben.

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